Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Das herrliche Schau-Spiel Hierauf, eh mans bemerkt, erscheinen Die blau- und weissen Hyacinthen, die, mit der Pracht, den Ruch vereinen, Der ihre Sprache scheint zu seyn; mit welcher sie, mit unserm Geist, Durch unsre Nase, lieblich reden. Ach! möchten wir sie doch verstehn, Und diesen Jnhalt doch bemerken: Wir riechen, bloß für dich, so schön; Was sich für Pracht, für Glanz und Farb', in unsern netten Blättern weist, Das glänzt, das prangt, und zeiget sich So bunt, so lieblich, bloß für dich. Dieß lispeln sie uns unauf hörlich, so lang sie blühen, ohne Ruh, Jn ihrem süßen Hauchen, zu. Dieß war des Frühlings erster Auftritt. Der andre folgt unmittelbar, Und stellt, in königlicher Pracht, die bunten Tulipanen dar: Die siehet man so herrlich funkeln, und in so holden Farben blühen, Daß sie die Augen aller Schauer, durch buntes Schim- mern, auf sich ziehen. Sie prangen auf erhabnen Stielen; Worauf sie, hin und wieder wankend, geschäfftig durch einander wühlen: Und, da sie, durch ihr sanft Bewegen, in noch vermehr- tem Glanze blinken; So scheinen sie, als ob sie uns, sie mehr noch zu betrach- ten, winken, Uns
Das herrliche Schau-Spiel Hierauf, eh mans bemerkt, erſcheinen Die blau- und weiſſen Hyacinthen, die, mit der Pracht, den Ruch vereinen, Der ihre Sprache ſcheint zu ſeyn; mit welcher ſie, mit unſerm Geiſt, Durch unſre Naſe, lieblich reden. Ach! moͤchten wir ſie doch verſtehn, Und dieſen Jnhalt doch bemerken: Wir riechen, bloß fuͤr dich, ſo ſchoͤn; Was ſich fuͤr Pracht, fuͤr Glanz und Farb’, in unſern netten Blaͤttern weiſt, Das glaͤnzt, das prangt, und zeiget ſich So bunt, ſo lieblich, bloß fuͤr dich. Dieß liſpeln ſie uns unauf hoͤrlich, ſo lang ſie bluͤhen, ohne Ruh, Jn ihrem ſuͤßen Hauchen, zu. Dieß war des Fruͤhlings erſter Auftritt. Der andre folgt unmittelbar, Und ſtellt, in koͤniglicher Pracht, die bunten Tulipanen dar: Die ſiehet man ſo herrlich funkeln, und in ſo holden Farben bluͤhen, Daß ſie die Augen aller Schauer, durch buntes Schim- mern, auf ſich ziehen. Sie prangen auf erhabnen Stielen; Worauf ſie, hin und wieder wankend, geſchaͤfftig durch einander wuͤhlen: Und, da ſie, durch ihr ſanft Bewegen, in noch vermehr- tem Glanze blinken; So ſcheinen ſie, als ob ſie uns, ſie mehr noch zu betrach- ten, winken, Uns
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Das herrliche Schau-Spiel
Hierauf, eh mans bemerkt, erſcheinen
Die blau- und weiſſen Hyacinthen, die, mit der Pracht,
den Ruch vereinen,
Der ihre Sprache ſcheint zu ſeyn; mit welcher ſie,
mit unſerm Geiſt,
Durch unſre Naſe, lieblich reden. Ach! moͤchten wir
ſie doch verſtehn,
Und dieſen Jnhalt doch bemerken: Wir riechen, bloß
fuͤr dich, ſo ſchoͤn;
Was ſich fuͤr Pracht, fuͤr Glanz und Farb’, in
unſern netten Blaͤttern weiſt,
Das glaͤnzt, das prangt, und zeiget ſich
So bunt, ſo lieblich, bloß fuͤr dich.
Dieß liſpeln ſie uns unauf hoͤrlich, ſo lang ſie bluͤhen,
ohne Ruh,
Jn ihrem ſuͤßen Hauchen, zu.
Dieß war des Fruͤhlings erſter Auftritt. Der andre
folgt unmittelbar,
Und ſtellt, in koͤniglicher Pracht, die bunten Tulipanen
dar:
Die ſiehet man ſo herrlich funkeln, und in ſo holden
Farben bluͤhen,
Daß ſie die Augen aller Schauer, durch buntes Schim-
mern, auf ſich ziehen.
Sie prangen auf erhabnen Stielen;
Worauf ſie, hin und wieder wankend, geſchaͤfftig durch
einander wuͤhlen:
Und, da ſie, durch ihr ſanft Bewegen, in noch vermehr-
tem Glanze blinken;
So ſcheinen ſie, als ob ſie uns, ſie mehr noch zu betrach-
ten, winken,
Uns
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