Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Noch einige Betrachtungen
über die
Schönheit der Bäume und der Welt,
im Herbst, bey heiterm Wetter.
Man sieht, mit den verwehten Blättern, die dunklen
Schatten mit verwehn,

Und, statt der vorgen grünen Nacht, die Bäum' in grü-
ner Dämmrung stehn.

Wir sehen jetzt, vom Licht und Dunklen, in jedem Baum,
ein süß Gewühl,

Und in den Blättern, die vermindert, ein holdes Licht-
und Schatten-Spiel;

Womit noch das sapphirne Blau, der mehr entdeckten
Luft, sich mischet,

Und, durch der Blätter Oeffnung brechend, den Blick
ergetzet und erfrischet.
Durch vielerley Verändrungen nimmt die Natur,
im Herbst, uns ein.

Vom Grünen, das bald scheiden will, vergnügt uns jetzt
so mancher Schein.

Beschattete Parteyen, Laub, im Herbst, bey aufgeklär-
tem Wetter,

Sind, durch benachbarte Parteyen der an- und durch-
gestrahlten Blätter,
Beym
Noch einige Betrachtungen
uͤber die
Schoͤnheit der Baͤume und der Welt,
im Herbſt, bey heiterm Wetter.
Man ſieht, mit den verwehten Blaͤttern, die dunklen
Schatten mit verwehn,

Und, ſtatt der vorgen gruͤnen Nacht, die Baͤum’ in gruͤ-
ner Daͤmmrung ſtehn.

Wir ſehen jetzt, vom Licht und Dunklen, in jedem Baum,
ein ſuͤß Gewuͤhl,

Und in den Blaͤttern, die vermindert, ein holdes Licht-
und Schatten-Spiel;

Womit noch das ſapphirne Blau, der mehr entdeckten
Luft, ſich miſchet,

Und, durch der Blaͤtter Oeffnung brechend, den Blick
ergetzet und erfriſchet.
Durch vielerley Veraͤndrungen nimmt die Natur,
im Herbſt, uns ein.

Vom Gruͤnen, das bald ſcheiden will, vergnuͤgt uns jetzt
ſo mancher Schein.

Beſchattete Parteyen, Laub, im Herbſt, bey aufgeklaͤr-
tem Wetter,

Sind, durch benachbarte Parteyen der an- und durch-
geſtrahlten Blaͤtter,
Beym
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0238" n="224"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Noch einige Betrachtungen<lb/>
u&#x0364;ber die<lb/>
Scho&#x0364;nheit der Ba&#x0364;ume und der Welt,<lb/>
im Herb&#x017F;t, bey heiterm Wetter.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">M</hi>an &#x017F;ieht, mit den verwehten Bla&#x0364;ttern, die dunklen<lb/><hi rendition="#et">Schatten mit verwehn,</hi></l><lb/>
                <l>Und, &#x017F;tatt der vorgen gru&#x0364;nen Nacht, die Ba&#x0364;um&#x2019; in gru&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">ner Da&#x0364;mmrung &#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;ehen jetzt, vom Licht und Dunklen, in jedem Baum,<lb/><hi rendition="#et">ein &#x017F;u&#x0364;ß Gewu&#x0364;hl,</hi></l><lb/>
                <l>Und in den Bla&#x0364;ttern, die vermindert, ein holdes Licht-<lb/><hi rendition="#et">und Schatten-Spiel;</hi></l><lb/>
                <l>Womit noch das &#x017F;apphirne Blau, der mehr entdeckten<lb/><hi rendition="#et">Luft, &#x017F;ich mi&#x017F;chet,</hi></l><lb/>
                <l>Und, durch der Bla&#x0364;tter Oeffnung brechend, den Blick<lb/><hi rendition="#et">ergetzet und erfri&#x017F;chet.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Durch vielerley Vera&#x0364;ndrungen nimmt die Natur,<lb/><hi rendition="#et">im Herb&#x017F;t, uns ein.</hi></l><lb/>
                <l>Vom Gru&#x0364;nen, das bald &#x017F;cheiden will, vergnu&#x0364;gt uns jetzt<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o mancher Schein.</hi></l><lb/>
                <l>Be&#x017F;chattete Parteyen, Laub, im Herb&#x017F;t, bey aufgekla&#x0364;r-<lb/><hi rendition="#et">tem Wetter,</hi></l><lb/>
                <l>Sind, durch benachbarte Parteyen der an- und durch-<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;trahlten Bla&#x0364;tter,</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Beym</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0238] Noch einige Betrachtungen uͤber die Schoͤnheit der Baͤume und der Welt, im Herbſt, bey heiterm Wetter. Man ſieht, mit den verwehten Blaͤttern, die dunklen Schatten mit verwehn, Und, ſtatt der vorgen gruͤnen Nacht, die Baͤum’ in gruͤ- ner Daͤmmrung ſtehn. Wir ſehen jetzt, vom Licht und Dunklen, in jedem Baum, ein ſuͤß Gewuͤhl, Und in den Blaͤttern, die vermindert, ein holdes Licht- und Schatten-Spiel; Womit noch das ſapphirne Blau, der mehr entdeckten Luft, ſich miſchet, Und, durch der Blaͤtter Oeffnung brechend, den Blick ergetzet und erfriſchet. Durch vielerley Veraͤndrungen nimmt die Natur, im Herbſt, uns ein. Vom Gruͤnen, das bald ſcheiden will, vergnuͤgt uns jetzt ſo mancher Schein. Beſchattete Parteyen, Laub, im Herbſt, bey aufgeklaͤr- tem Wetter, Sind, durch benachbarte Parteyen der an- und durch- geſtrahlten Blaͤtter, Beym

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/238
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/238>, abgerufen am 21.11.2024.