Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Auf seinen fünf u. sechszigsten Gebuhrts-Tag. Der wenig seines Gleichen hat; wie alle, die ihn sehen, sagen. Daß ich nun diesen herben Fall noch mit Gelassenheit ertragen, Erkenn' ich, daß es Deine Gnade, und meine Stärke nicht, gewesen; Weil der Erblaßten Werth mir kund. Allein, ich wende meinen Sinn Auf tausend tausend angenehme, von Dir geschenkte, Vorwürf' hin. Erweg' ich, wie so oft Du, Herr, zur Lust und Nah- rung, mich gespeiset, Jn meinen vier und sechszig Jahren; so träget dieses eine Zahl Von, über sechs und vierzig tausend, noch sieben hundert zwanzigmal; Wofür, bey der Erinnerung, mein recht gerührter Geist Dich preiset. Auch über drey und zwanzig tausend, bracht ich, in einer sanften Ruh, Drey hundert sechszig süße Nächte, erquicket und gestär- ket, zu. Die Menge bringt mich zum Erstaunen: und mein dadurch gerührt Gemüthe Erhebet, rühmet, dankt und lobet Dein' Allmacht, Weis- heit, Lieb' und Güte; Mit heissem Flehn, und fester Hoffnung, daß mir, so lang' ich auf der Erde, Dein Lieben ferner Speis' und Trank, und sanfte Ruhe, gönnen werde! Auf
Auf ſeinen fuͤnf u. ſechszigſten Gebuhrts-Tag. Der wenig ſeines Gleichen hat; wie alle, die ihn ſehen, ſagen. Daß ich nun dieſen herben Fall noch mit Gelaſſenheit ertragen, Erkenn’ ich, daß es Deine Gnade, und meine Staͤrke nicht, geweſen; Weil der Erblaßten Werth mir kund. Allein, ich wende meinen Sinn Auf tauſend tauſend angenehme, von Dir geſchenkte, Vorwuͤrf’ hin. Erweg’ ich, wie ſo oft Du, Herr, zur Luſt und Nah- rung, mich geſpeiſet, Jn meinen vier und ſechszig Jahren; ſo traͤget dieſes eine Zahl Von, uͤber ſechs und vierzig tauſend, noch ſieben hundert zwanzigmal; Wofuͤr, bey der Erinnerung, mein recht geruͤhrter Geiſt Dich preiſet. Auch uͤber drey und zwanzig tauſend, bracht ich, in einer ſanften Ruh, Drey hundert ſechszig ſuͤße Naͤchte, erquicket und geſtaͤr- ket, zu. Die Menge bringt mich zum Erſtaunen: und mein dadurch geruͤhrt Gemuͤthe Erhebet, ruͤhmet, dankt und lobet Dein’ Allmacht, Weis- heit, Lieb’ und Guͤte; Mit heiſſem Flehn, und feſter Hoffnung, daß mir, ſo lang’ ich auf der Erde, Dein Lieben ferner Speiſ’ und Trank, und ſanfte Ruhe, goͤnnen werde! Auf
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Auf ſeinen fuͤnf u. ſechszigſten Gebuhrts-Tag.
Der wenig ſeines Gleichen hat; wie alle, die ihn ſehen,
ſagen.
Daß ich nun dieſen herben Fall noch mit Gelaſſenheit
ertragen,
Erkenn’ ich, daß es Deine Gnade, und meine Staͤrke
nicht, geweſen;
Weil der Erblaßten Werth mir kund. Allein, ich wende
meinen Sinn
Auf tauſend tauſend angenehme, von Dir geſchenkte,
Vorwuͤrf’ hin.
Erweg’ ich, wie ſo oft Du, Herr, zur Luſt und Nah-
rung, mich geſpeiſet,
Jn meinen vier und ſechszig Jahren; ſo traͤget dieſes
eine Zahl
Von, uͤber ſechs und vierzig tauſend, noch ſieben hundert
zwanzigmal;
Wofuͤr, bey der Erinnerung, mein recht geruͤhrter Geiſt
Dich preiſet.
Auch uͤber drey und zwanzig tauſend, bracht ich, in einer
ſanften Ruh,
Drey hundert ſechszig ſuͤße Naͤchte, erquicket und geſtaͤr-
ket, zu.
Die Menge bringt mich zum Erſtaunen: und mein
dadurch geruͤhrt Gemuͤthe
Erhebet, ruͤhmet, dankt und lobet Dein’ Allmacht, Weis-
heit, Lieb’ und Guͤte;
Mit heiſſem Flehn, und feſter Hoffnung, daß mir, ſo lang’
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Dein Lieben ferner Speiſ’ und Trank, und ſanfte Ruhe,
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