Mein Gärtner schickt', im Januar, Wie alles noch gefroren war, Mir einen Topf mit schönen Bluhmen, an welchen ich mich recht erquickte: Jndem ich Hyacinthen, Crocos, theils weiß, theils Pur- pur, drinn erblickte, Auch manche Schnee-Bluhm'; überall mit jungem fri- schem Laub umgeben. Er hatte, bey den selbst gewachsnen, um ihre Pracht noch zu erheben, Levcojen, Nelken und Violen, nebst rothem Pfeffer, eingesteckt; Wovon der Farben bunte Menge, dem Blick, so manche Lust erweckt, Der sie bald all, bald einzeln, sah. Sie hatten mich am Tag' ergetzet: Nicht weniger zur Abend-Zeit, wie ich sie nah ans Licht gesetzet; Woselbst ich, so wie ich gewohnt, das Licht mit meiner Hand bedeckt, Und dadurch, mit gestärkten Augen, da sie dem Schein des Lichts so nah, Derselben Farben, Glanz und Gluht verdoppelt und vervielfacht sah.
Allein,
S 3
Der Bluhmen-Topf.
Jm Winter.
Mein Gaͤrtner ſchickt’, im Januar, Wie alles noch gefroren war, Mir einen Topf mit ſchoͤnen Bluhmen, an welchen ich mich recht erquickte: Jndem ich Hyacinthen, Crocos, theils weiß, theils Pur- pur, drinn erblickte, Auch manche Schnee-Bluhm’; uͤberall mit jungem fri- ſchem Laub umgeben. Er hatte, bey den ſelbſt gewachſnen, um ihre Pracht noch zu erheben, Levcojen, Nelken und Violen, nebſt rothem Pfeffer, eingeſteckt; Wovon der Farben bunte Menge, dem Blick, ſo manche Luſt erweckt, Der ſie bald all, bald einzeln, ſah. Sie hatten mich am Tag’ ergetzet: Nicht weniger zur Abend-Zeit, wie ich ſie nah ans Licht geſetzet; Woſelbſt ich, ſo wie ich gewohnt, das Licht mit meiner Hand bedeckt, Und dadurch, mit geſtaͤrkten Augen, da ſie dem Schein des Lichts ſo nah, Derſelben Farben, Glanz und Gluht verdoppelt und vervielfacht ſah.
Allein,
S 3
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[[277]/0291]
Der Bluhmen-Topf.
Jm Winter.
Mein Gaͤrtner ſchickt’, im Januar,
Wie alles noch gefroren war,
Mir einen Topf mit ſchoͤnen Bluhmen, an
welchen ich mich recht erquickte:
Jndem ich Hyacinthen, Crocos, theils weiß, theils Pur-
pur, drinn erblickte,
Auch manche Schnee-Bluhm’; uͤberall mit jungem fri-
ſchem Laub umgeben.
Er hatte, bey den ſelbſt gewachſnen, um ihre Pracht
noch zu erheben,
Levcojen, Nelken und Violen, nebſt rothem Pfeffer,
eingeſteckt;
Wovon der Farben bunte Menge, dem Blick, ſo manche
Luſt erweckt,
Der ſie bald all, bald einzeln, ſah. Sie hatten mich
am Tag’ ergetzet:
Nicht weniger zur Abend-Zeit, wie ich ſie nah ans Licht
geſetzet;
Woſelbſt ich, ſo wie ich gewohnt, das Licht mit meiner
Hand bedeckt,
Und dadurch, mit geſtaͤrkten Augen, da ſie dem Schein
des Lichts ſo nah,
Derſelben Farben, Glanz und Gluht verdoppelt und
vervielfacht ſah.
Allein,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. [277]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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