Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Neu-Jahrs-Gedicht, Daß (da wir ja noch zugestehn, wir seyn zu Gottes Ehren hier) Wir auch, darnach zu streben, schuldig, in Seiner Crea- turen Zier Sein' Allmacht ernstlich zu bewundern; und, eben da- durch, uns befleissen, Dem Fall, worein uns Adam stürzte, nach Möglichkeit uns zu entreissen: Damit wir, obgleich voller Schwachheit, uns, nach der ersten Pflicht zu leben, Wozu der Mensch erschaffen worden, und Gott zu dienen, uns bestreben. Dieß war der Endzweck unsrer Schöpfung, warum Gott Menschen werden lassen, Durch ihren Geist: Es sey ein Gott, Der zu verehren wehrt; zu fassen. Der Endzweck hat nicht aufgehört; er dauret noch, und ist allein Der einzige Bewegungs-Grund, daß wir hier auf der Erde seyn. Ja, werden hier wohl viele sprechen: Jst denn die Ordnung in der Welt, So wie sie ist, nicht Gottes Ordnung? Daß hier ein Baur, ein Handwerksmann, Ein Kaufmann, ein Soldat, ein Schiffer, nur bloß für das so liebe Geld, Zeit, Arbeit, Fleiß und Leben wagt; da man ohn Geld nicht leben kann? Da alle Vortheil nicht zu zählen, die, auf dem Kreise dieser Erden, Durch dieses nützliche Metall, erschwitzet und erhalten werden. Hierauf
Neu-Jahrs-Gedicht, Daß (da wir ja noch zugeſtehn, wir ſeyn zu Gottes Ehren hier) Wir auch, darnach zu ſtreben, ſchuldig, in Seiner Crea- turen Zier Sein’ Allmacht ernſtlich zu bewundern; und, eben da- durch, uns befleiſſen, Dem Fall, worein uns Adam ſtuͤrzte, nach Moͤglichkeit uns zu entreiſſen: Damit wir, obgleich voller Schwachheit, uns, nach der erſten Pflicht zu leben, Wozu der Menſch erſchaffen worden, und Gott zu dienen, uns beſtreben. Dieß war der Endzweck unſrer Schoͤpfung, warum Gott Menſchen werden laſſen, Durch ihren Geiſt: Es ſey ein Gott, Der zu verehren wehrt; zu faſſen. Der Endzweck hat nicht aufgehoͤrt; er dauret noch, und iſt allein Der einzige Bewegungs-Grund, daß wir hier auf der Erde ſeyn. Ja, werden hier wohl viele ſprechen: Jſt denn die Ordnung in der Welt, So wie ſie iſt, nicht Gottes Ordnung? Daß hier ein Baur, ein Handwerksmann, Ein Kaufmann, ein Soldat, ein Schiffer, nur bloß fuͤr das ſo liebe Geld, Zeit, Arbeit, Fleiß und Leben wagt; da man ohn Geld nicht leben kann? Da alle Vortheil nicht zu zaͤhlen, die, auf dem Kreiſe dieſer Erden, Durch dieſes nuͤtzliche Metall, erſchwitzet und erhalten werden. Hierauf
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Neu-Jahrs-Gedicht,
Daß (da wir ja noch zugeſtehn, wir ſeyn zu Gottes
Ehren hier)
Wir auch, darnach zu ſtreben, ſchuldig, in Seiner Crea-
turen Zier
Sein’ Allmacht ernſtlich zu bewundern; und, eben da-
durch, uns befleiſſen,
Dem Fall, worein uns Adam ſtuͤrzte, nach Moͤglichkeit
uns zu entreiſſen:
Damit wir, obgleich voller Schwachheit, uns, nach der
erſten Pflicht zu leben,
Wozu der Menſch erſchaffen worden, und Gott zu dienen,
uns beſtreben.
Dieß war der Endzweck unſrer Schoͤpfung, warum Gott
Menſchen werden laſſen,
Durch ihren Geiſt: Es ſey ein Gott, Der zu verehren
wehrt; zu faſſen.
Der Endzweck hat nicht aufgehoͤrt; er dauret noch, und
iſt allein
Der einzige Bewegungs-Grund, daß wir hier auf der
Erde ſeyn.
Ja, werden hier wohl viele ſprechen: Jſt denn die
Ordnung in der Welt,
So wie ſie iſt, nicht Gottes Ordnung? Daß hier ein
Baur, ein Handwerksmann,
Ein Kaufmann, ein Soldat, ein Schiffer, nur bloß fuͤr
das ſo liebe Geld,
Zeit, Arbeit, Fleiß und Leben wagt; da man ohn Geld
nicht leben kann?
Da alle Vortheil nicht zu zaͤhlen, die, auf dem Kreiſe
dieſer Erden,
Durch dieſes nuͤtzliche Metall, erſchwitzet und erhalten
werden.
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