Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Andenken der grimmigen Kälte des 1740 Jahrs. "Ach gieb, unwandelbarer Gott, Du Herr und Urquell aller Dinge! "Daß, was, zu unserm Unterricht, und Dir zum Ruhm, ich hievon singe, "Zuvörderst Dir zum würdgen Ruhm, und uns zum Unterricht, gelinge! Jm Winter siebzehnhundert vierzig, im Jenner, fiel, mit solcher Strenge, Ein nimmer fast erhörter Frost, die Welt und Elementen an, Daß man die, durch derselben Wut, gewirkter fremden Fälle Menge, Und sonderbaren Wirkungen, kaum zählen noch erzehlen kann. Doch zwingt mich die so gar besondre Veränderung in der Natur, Es, Gott zum Ruhm, zu überlegen; zugleich den Men- schen auch die Spuhr Von der ergrimmten Macht des Frosts ein Ueberbleibsel vorzulegen, So weder Feur noch Sonne schmelzt: damit sie wenig- stens darinn, Bey etwa nicht so starkem Frost, in kalten Wintern, künftighin, Jm Gegenhalt geringrer Plage, durch diese Schrift, sich trösten mögen; Nicht minder uns zur Ueberlegung, daß, da die strenge Noth vorbey, Man für die Aendrung, für den Schutz, auch unsere Bequemlichkeit, Jn einer so fatalen Zeit, Man, dem Regierer aller Dinge mit Ernst zu danken, schuldig sey; Jm- Y 2
Andenken der grimmigen Kaͤlte des 1740 Jahrs. “Ach gieb, unwandelbarer Gott, Du Herr und Urquell aller Dinge! “Daß, was, zu unſerm Unterricht, und Dir zum Ruhm, ich hievon ſinge, “Zuvoͤrderſt Dir zum wuͤrdgen Ruhm, und uns zum Unterricht, gelinge! Jm Winter ſiebzehnhundert vierzig, im Jenner, fiel, mit ſolcher Strenge, Ein nimmer faſt erhoͤrter Froſt, die Welt und Elementen an, Daß man die, durch derſelben Wut, gewirkter fremden Faͤlle Menge, Und ſonderbaren Wirkungen, kaum zaͤhlen noch erzehlen kann. Doch zwingt mich die ſo gar beſondre Veraͤnderung in der Natur, Es, Gott zum Ruhm, zu uͤberlegen; zugleich den Men- ſchen auch die Spuhr Von der ergrimmten Macht des Froſts ein Ueberbleibſel vorzulegen, So weder Feur noch Sonne ſchmelzt: damit ſie wenig- ſtens darinn, Bey etwa nicht ſo ſtarkem Froſt, in kalten Wintern, kuͤnftighin, Jm Gegenhalt geringrer Plage, durch dieſe Schrift, ſich troͤſten moͤgen; Nicht minder uns zur Ueberlegung, daß, da die ſtrenge Noth vorbey, Man fuͤr die Aendrung, fuͤr den Schutz, auch unſere Bequemlichkeit, Jn einer ſo fatalen Zeit, Man, dem Regierer aller Dinge mit Ernſt zu danken, ſchuldig ſey; Jm- Y 2
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Andenken der grimmigen Kaͤlte des 1740 Jahrs.
“Ach gieb, unwandelbarer Gott, Du Herr und Urquell
aller Dinge!
“Daß, was, zu unſerm Unterricht, und Dir zum Ruhm,
ich hievon ſinge,
“Zuvoͤrderſt Dir zum wuͤrdgen Ruhm, und uns zum
Unterricht, gelinge!
Jm Winter ſiebzehnhundert vierzig, im Jenner, fiel,
mit ſolcher Strenge,
Ein nimmer faſt erhoͤrter Froſt, die Welt und Elementen an,
Daß man die, durch derſelben Wut, gewirkter fremden
Faͤlle Menge,
Und ſonderbaren Wirkungen, kaum zaͤhlen noch erzehlen
kann.
Doch zwingt mich die ſo gar beſondre Veraͤnderung in
der Natur,
Es, Gott zum Ruhm, zu uͤberlegen; zugleich den Men-
ſchen auch die Spuhr
Von der ergrimmten Macht des Froſts ein Ueberbleibſel
vorzulegen,
So weder Feur noch Sonne ſchmelzt: damit ſie wenig-
ſtens darinn,
Bey etwa nicht ſo ſtarkem Froſt, in kalten Wintern,
kuͤnftighin,
Jm Gegenhalt geringrer Plage, durch dieſe Schrift, ſich
troͤſten moͤgen;
Nicht minder uns zur Ueberlegung, daß, da die ſtrenge
Noth vorbey,
Man fuͤr die Aendrung, fuͤr den Schutz, auch unſere
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Jn einer ſo fatalen Zeit,
Man, dem Regierer aller Dinge mit Ernſt zu danken,
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