Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Andenken der grimmigen Kälte Nachdem wir nun, nach Möglichkeit, von unsers Schöpfers weisen Wegen, Auch wenn der rauhe Winter ras't, das Wunderwerk zu überlegen, Die Kraft des Geistes angestreckt; so heischt es meine Schuldigkeit, Dem Guten, welches mir, besonders in der vergangnen Jahres-Zeit, So überschwenglich, zugeflossen, in froher Andacht nach- zudenken, Und Dem, Der alles Gute giebt, ein Dank-begierges Herz zu schenken. Bey der ergrimmten Kälte Wut, die fast die halbe Welt bestürmt, War ich, nebst allen Meinigen, durch Dich gesichert und beschirmt. Unzähliche Bequemlichkeit konnt' ich, bey scharfem Frost und Winden, Durch warmer Zimmer lauen Duft, in Kleidern, Trank und Speis', empfinden: So daß, da die gemeine Plage mich und die Meinen nicht berührt, Jch schuldig, Dessen Huld zu preisen, durch Dessen Schutz ich nichts gespührt. Denn alles, was viel' andre drückte, hätt' auch mir überkommen können, Wenn, durch die mir geschenkten Umständ', Er mir den Schutz nicht wollen gönnen. Du segnetest vor vielen andern, mit reifen Früchten, dieses Land; Du schützetest, und benedeytest mit Glück und Segen, meinen Stand. Es
Andenken der grimmigen Kaͤlte Nachdem wir nun, nach Moͤglichkeit, von unſers Schoͤpfers weiſen Wegen, Auch wenn der rauhe Winter raſ’t, das Wunderwerk zu uͤberlegen, Die Kraft des Geiſtes angeſtreckt; ſo heiſcht es meine Schuldigkeit, Dem Guten, welches mir, beſonders in der vergangnen Jahres-Zeit, So uͤberſchwenglich, zugefloſſen, in froher Andacht nach- zudenken, Und Dem, Der alles Gute giebt, ein Dank-begierges Herz zu ſchenken. Bey der ergrimmten Kaͤlte Wut, die faſt die halbe Welt beſtuͤrmt, War ich, nebſt allen Meinigen, durch Dich geſichert und beſchirmt. Unzaͤhliche Bequemlichkeit konnt’ ich, bey ſcharfem Froſt und Winden, Durch warmer Zimmer lauen Duft, in Kleidern, Trank und Speiſ’, empfinden: So daß, da die gemeine Plage mich und die Meinen nicht beruͤhrt, Jch ſchuldig, Deſſen Huld zu preiſen, durch Deſſen Schutz ich nichts geſpuͤhrt. Denn alles, was viel’ andre druͤckte, haͤtt’ auch mir uͤberkommen koͤnnen, Wenn, durch die mir geſchenkten Umſtaͤnd’, Er mir den Schutz nicht wollen goͤnnen. Du ſegneteſt vor vielen andern, mit reifen Fruͤchten, dieſes Land; Du ſchuͤtzeteſt, und benedeyteſt mit Gluͤck und Segen, meinen Stand. Es
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Andenken der grimmigen Kaͤlte
Nachdem wir nun, nach Moͤglichkeit, von unſers
Schoͤpfers weiſen Wegen,
Auch wenn der rauhe Winter raſ’t, das Wunderwerk
zu uͤberlegen,
Die Kraft des Geiſtes angeſtreckt; ſo heiſcht es meine
Schuldigkeit,
Dem Guten, welches mir, beſonders in der vergangnen
Jahres-Zeit,
So uͤberſchwenglich, zugefloſſen, in froher Andacht nach-
zudenken,
Und Dem, Der alles Gute giebt, ein Dank-begierges
Herz zu ſchenken.
Bey der ergrimmten Kaͤlte Wut, die faſt die halbe
Welt beſtuͤrmt,
War ich, nebſt allen Meinigen, durch Dich geſichert
und beſchirmt.
Unzaͤhliche Bequemlichkeit konnt’ ich, bey ſcharfem Froſt
und Winden,
Durch warmer Zimmer lauen Duft, in Kleidern, Trank
und Speiſ’, empfinden:
So daß, da die gemeine Plage mich und die Meinen
nicht beruͤhrt,
Jch ſchuldig, Deſſen Huld zu preiſen, durch Deſſen Schutz
ich nichts geſpuͤhrt.
Denn alles, was viel’ andre druͤckte, haͤtt’ auch mir
uͤberkommen koͤnnen,
Wenn, durch die mir geſchenkten Umſtaͤnd’, Er mir den
Schutz nicht wollen goͤnnen.
Du ſegneteſt vor vielen andern, mit reifen Fruͤchten,
dieſes Land;
Du ſchuͤtzeteſt, und benedeyteſt mit Gluͤck und Segen,
meinen Stand.
Es
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