Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Betrachtungen über die Natur So künstlich ist dieß Luft-Gebäude, daß, ob es gleich sehr dick und dicht, Es doch so klar ist, so durchsichtig, daß auch der fernen Sterne Licht Durch den behenden Körper strahlt, durch ihr so zartes Wesen bricht. Jch frage dann vernünftge Seelen, warum des Schöp- fers Wunder-Hand Das ausgedehnte Luft-Gewebe um unsern Erden-Kreiß gespannt? Ein sich und uns betriegender Philosophus irrt, wenn er meynet, Und saget, daß er ihm ein Hefen von jenen regen Wir- beln scheinet. Da gegentheils ein redliches und mehr erleuchtetes Gemüth, Jn diesem Wunder, Wunder-Proben von einer weisen Ordnung sieht, Und auch von Gottes Macht und Liebe, wodurch, mit solchen reichen Schätzen, Da diese Welt für uns gemacht, Er uns gewollt, und will, ergetzen. Nun laßt uns noch, bewundernd, sehn, wie Gott auch unsre Welt bezirket Mit Theilen einer süßen Wärm', und wie die Sonn' in ihnen wirket. Der Schöpfer, wie Er unsre Sonne formieret, und ihr eine Stelle Jm tiefen Himmel angewiesen, hat sie zum Mittelpunct gemacht, Aus welchem Licht und Farben quillen. Sie zeiget uns der Erden Pracht, Jn schönen Farben; macht dabey der dunklen Erden Fläche helle, Und
Betrachtungen uͤber die Natur So kuͤnſtlich iſt dieß Luft-Gebaͤude, daß, ob es gleich ſehr dick und dicht, Es doch ſo klar iſt, ſo durchſichtig, daß auch der fernen Sterne Licht Durch den behenden Koͤrper ſtrahlt, durch ihr ſo zartes Weſen bricht. Jch frage dann vernuͤnftge Seelen, warum des Schoͤp- fers Wunder-Hand Das ausgedehnte Luft-Gewebe um unſern Erden-Kreiß geſpannt? Ein ſich und uns betriegender Philoſophus irrt, wenn er meynet, Und ſaget, daß er ihm ein Hefen von jenen regen Wir- beln ſcheinet. Da gegentheils ein redliches und mehr erleuchtetes Gemuͤth, Jn dieſem Wunder, Wunder-Proben von einer weiſen Ordnung ſieht, Und auch von Gottes Macht und Liebe, wodurch, mit ſolchen reichen Schaͤtzen, Da dieſe Welt fuͤr uns gemacht, Er uns gewollt, und will, ergetzen. Nun laßt uns noch, bewundernd, ſehn, wie Gott auch unſre Welt bezirket Mit Theilen einer ſuͤßen Waͤrm’, und wie die Sonn’ in ihnen wirket. Der Schoͤpfer, wie Er unſre Sonne formieret, und ihr eine Stelle Jm tiefen Himmel angewieſen, hat ſie zum Mittelpunct gemacht, Aus welchem Licht und Farben quillen. Sie zeiget uns der Erden Pracht, Jn ſchoͤnen Farben; macht dabey der dunklen Erden Flaͤche helle, Und
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Betrachtungen uͤber die Natur
So kuͤnſtlich iſt dieß Luft-Gebaͤude, daß, ob es gleich
ſehr dick und dicht,
Es doch ſo klar iſt, ſo durchſichtig, daß auch der fernen
Sterne Licht
Durch den behenden Koͤrper ſtrahlt, durch ihr ſo zartes
Weſen bricht.
Jch frage dann vernuͤnftge Seelen, warum des Schoͤp-
fers Wunder-Hand
Das ausgedehnte Luft-Gewebe um unſern Erden-Kreiß
geſpannt?
Ein ſich und uns betriegender Philoſophus irrt, wenn er
meynet,
Und ſaget, daß er ihm ein Hefen von jenen regen Wir-
beln ſcheinet.
Da gegentheils ein redliches und mehr erleuchtetes Gemuͤth,
Jn dieſem Wunder, Wunder-Proben von einer weiſen
Ordnung ſieht,
Und auch von Gottes Macht und Liebe, wodurch, mit
ſolchen reichen Schaͤtzen,
Da dieſe Welt fuͤr uns gemacht, Er uns gewollt, und
will, ergetzen.
Nun laßt uns noch, bewundernd, ſehn, wie Gott
auch unſre Welt bezirket
Mit Theilen einer ſuͤßen Waͤrm’, und wie die Sonn’
in ihnen wirket.
Der Schoͤpfer, wie Er unſre Sonne formieret, und
ihr eine Stelle
Jm tiefen Himmel angewieſen, hat ſie zum Mittelpunct
gemacht,
Aus welchem Licht und Farben quillen. Sie zeiget uns
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Jn ſchoͤnen Farben; macht dabey der dunklen Erden Flaͤche
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