Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Sonntags-Lied. Ja, beschau, in dunkler Nacht, Millionen Sonn- und Erden, Worinn Weisheit, Lieb' und Macht, Recht erstaunlich, sichtbar werden! Nichts kann unsers Schöpfers Wesen herrlicher, als sie, erhöhn; Nirgends läßt sich Gottes Größe größer, als in ihnen, sehn. Hegt der menschliche Verstand Kräfte, die vom Himmel stammen, Wo sein Geist mit Gott verwandt; Müssen reiner Andacht Flammen, Muß Bewundrung, Lieb' und Ehrfurcht, wenn wir solche Wunder sehn, Dem zum Preise, Der sie wirket, billig in der Seel' entstehn. Ferner laßt uns, von der Welt, Die vier Element' erwegen, Wodurch alles sich erhält, Scheinen sie sich gleich zugegen! Solcher widerwärtgen Dinge nicht begreiflichen Verband Fügt, zu der Geschöpfe Besten, bloß ein Göttlicher Verstand. Laßt uns erst die Erd' und Fluth, Mit vergnügtem Ernst, betrachten, Und nachher die Luft und Gluht Ebenfals mit Lust beachten! Jedes ist von Wundern trächtig; jedes nährt, ergetzt und nützt; Und der ganze Bau der Erde wird von ihnen unterstützt. Die
Sonntags-Lied. Ja, beſchau, in dunkler Nacht, Millionen Sonn- und Erden, Worinn Weisheit, Lieb’ und Macht, Recht erſtaunlich, ſichtbar werden! Nichts kann unſers Schoͤpfers Weſen herrlicher, als ſie, erhoͤhn; Nirgends laͤßt ſich Gottes Groͤße groͤßer, als in ihnen, ſehn. Hegt der menſchliche Verſtand Kraͤfte, die vom Himmel ſtammen, Wo ſein Geiſt mit Gott verwandt; Muͤſſen reiner Andacht Flammen, Muß Bewundrung, Lieb’ und Ehrfurcht, wenn wir ſolche Wunder ſehn, Dem zum Preiſe, Der ſie wirket, billig in der Seel’ entſtehn. Ferner laßt uns, von der Welt, Die vier Element’ erwegen, Wodurch alles ſich erhaͤlt, Scheinen ſie ſich gleich zugegen! Solcher widerwaͤrtgen Dinge nicht begreiflichen Verband Fuͤgt, zu der Geſchoͤpfe Beſten, bloß ein Goͤttlicher Verſtand. Laßt uns erſt die Erd’ und Fluth, Mit vergnuͤgtem Ernſt, betrachten, Und nachher die Luft und Gluht Ebenfals mit Luſt beachten! Jedes iſt von Wundern traͤchtig; jedes naͤhrt, ergetzt und nuͤtzt; Und der ganze Bau der Erde wird von ihnen unterſtuͤtzt. Die
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Ja, beſchau, in dunkler Nacht,
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Nichts kann unſers Schoͤpfers Weſen herrlicher, als ſie,
erhoͤhn;
Nirgends laͤßt ſich Gottes Groͤße groͤßer, als in ihnen, ſehn.
Hegt der menſchliche Verſtand
Kraͤfte, die vom Himmel ſtammen,
Wo ſein Geiſt mit Gott verwandt;
Muͤſſen reiner Andacht Flammen,
Muß Bewundrung, Lieb’ und Ehrfurcht, wenn
wir ſolche Wunder ſehn,
Dem zum Preiſe, Der ſie wirket, billig in der
Seel’ entſtehn.
Ferner laßt uns, von der Welt,
Die vier Element’ erwegen,
Wodurch alles ſich erhaͤlt,
Scheinen ſie ſich gleich zugegen!
Solcher widerwaͤrtgen Dinge nicht begreiflichen Verband
Fuͤgt, zu der Geſchoͤpfe Beſten, bloß ein Goͤttlicher Verſtand.
Laßt uns erſt die Erd’ und Fluth,
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Und nachher die Luft und Gluht
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Jedes iſt von Wundern traͤchtig; jedes naͤhrt, ergetzt
und nuͤtzt;
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