Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Der Sonntag, ein Neu-Jahrs-Gedicht. Nach den vollführten Sonntags-Pflichten, erfodert meine Schuldigkeit, Für die mir, auf so manche Weise, in der verfloßnen Jahres-Zeit, Erzeigte, nicht zu zählnde Wohlthat, den Schöpfer in- niglich zu loben, Zu preisen, rühmen, und zu danken. Mein Gott! wie viel- und große Proben, Von Deiner väterlichen Lieb', empfing ich im vergang- nen Jahr! Du wendetest nicht nur, o Herr! so viel, so mancherley Gefahr, Von mir und allen Meinen ab. Dir sey, o Herr, da- für gedanket! Von allen, welche fern und nah, noch Kind noch Kin- des-Kind erkranket. Zween Söhne, welche dieses Jahr in fremder Herren Dienste traten, Jst der Versuch von ihrem Glück bishero recht erwünscht gerathen: Da einer, bey dem besten Herrn, das Glücke hat, im Dienst zu stehn; Der ander', in Gesandtschaft, Rußlands entfernetes Revier gesehn, Mit einem Herrn, der lauter Güte. Der dritte, wel- cher schon erwählt, Zu einer wichtigen Bedienung, hat zwar des Zwecks annoch verfehlt, Durch einen unverhofften Zufall; doch ist noch Hoffnung da: Vielleicht Daß er das fast erhaltne Ziel, wo es ihm nütz ist, noch erreicht. "Ver- C c 5
Der Sonntag, ein Neu-Jahrs-Gedicht. Nach den vollfuͤhrten Sonntags-Pflichten, erfodert meine Schuldigkeit, Fuͤr die mir, auf ſo manche Weiſe, in der verfloßnen Jahres-Zeit, Erzeigte, nicht zu zaͤhlnde Wohlthat, den Schoͤpfer in- niglich zu loben, Zu preiſen, ruͤhmen, und zu danken. Mein Gott! wie viel- und große Proben, Von Deiner vaͤterlichen Lieb’, empfing ich im vergang- nen Jahr! Du wendeteſt nicht nur, o Herr! ſo viel, ſo mancherley Gefahr, Von mir und allen Meinen ab. Dir ſey, o Herr, da- fuͤr gedanket! Von allen, welche fern und nah, noch Kind noch Kin- des-Kind erkranket. Zween Soͤhne, welche dieſes Jahr in fremder Herren Dienſte traten, Jſt der Verſuch von ihrem Gluͤck bishero recht erwuͤnſcht gerathen: Da einer, bey dem beſten Herrn, das Gluͤcke hat, im Dienſt zu ſtehn; Der ander’, in Geſandtſchaft, Rußlands entfernetes Revier geſehn, Mit einem Herrn, der lauter Guͤte. Der dritte, wel- cher ſchon erwaͤhlt, Zu einer wichtigen Bedienung, hat zwar des Zwecks annoch verfehlt, Durch einen unverhofften Zufall; doch iſt noch Hoffnung da: Vielleicht Daß er das faſt erhaltne Ziel, wo es ihm nuͤtz iſt, noch erreicht. “Ver- C c 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0423" n="409"/> <fw place="top" type="header">Der Sonntag, ein Neu-Jahrs-Gedicht.</fw><lb/> <lg n="49"> <l>Nach den vollfuͤhrten Sonntags-Pflichten, erfodert<lb/><hi rendition="#et">meine Schuldigkeit,</hi></l><lb/> <l>Fuͤr die mir, auf ſo manche Weiſe, in der verfloßnen<lb/><hi rendition="#et">Jahres-Zeit,</hi></l><lb/> <l>Erzeigte, nicht zu zaͤhlnde Wohlthat, den Schoͤpfer in-<lb/><hi rendition="#et">niglich zu loben,</hi></l><lb/> <l>Zu preiſen, ruͤhmen, und zu danken. Mein Gott! wie<lb/><hi rendition="#et">viel- und große Proben,</hi></l><lb/> <l>Von Deiner vaͤterlichen Lieb’, empfing ich im vergang-<lb/><hi rendition="#et">nen Jahr!</hi></l><lb/> <l>Du wendeteſt nicht nur, o Herr! ſo viel, ſo mancherley<lb/><hi rendition="#et">Gefahr,</hi></l><lb/> <l>Von mir und allen Meinen ab. Dir ſey, o Herr, da-<lb/><hi rendition="#et">fuͤr gedanket!</hi></l><lb/> <l>Von allen, welche fern und nah, noch Kind noch Kin-<lb/><hi rendition="#et">des-Kind erkranket.</hi></l><lb/> <l>Zween Soͤhne, welche dieſes Jahr in fremder Herren<lb/><hi rendition="#et">Dienſte traten,</hi></l><lb/> <l>Jſt der Verſuch von ihrem Gluͤck bishero recht erwuͤnſcht<lb/><hi rendition="#et">gerathen:</hi></l><lb/> <l>Da einer, bey dem beſten Herrn, das Gluͤcke hat, im<lb/><hi rendition="#et">Dienſt zu ſtehn;</hi></l><lb/> <l>Der ander’, in Geſandtſchaft, Rußlands entfernetes<lb/><hi rendition="#et">Revier geſehn,</hi></l><lb/> <l>Mit einem Herrn, der lauter Guͤte. Der dritte, wel-<lb/><hi rendition="#et">cher ſchon erwaͤhlt,</hi></l><lb/> <l>Zu einer wichtigen Bedienung, hat zwar des Zwecks<lb/><hi rendition="#et">annoch verfehlt,</hi></l><lb/> <l>Durch einen unverhofften Zufall; doch iſt noch Hoffnung<lb/><hi rendition="#et">da: Vielleicht</hi></l><lb/> <l>Daß er das faſt erhaltne Ziel, wo es ihm nuͤtz iſt, noch<lb/><hi rendition="#et">erreicht.</hi></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">“Ver-</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [409/0423]
Der Sonntag, ein Neu-Jahrs-Gedicht.
Nach den vollfuͤhrten Sonntags-Pflichten, erfodert
meine Schuldigkeit,
Fuͤr die mir, auf ſo manche Weiſe, in der verfloßnen
Jahres-Zeit,
Erzeigte, nicht zu zaͤhlnde Wohlthat, den Schoͤpfer in-
niglich zu loben,
Zu preiſen, ruͤhmen, und zu danken. Mein Gott! wie
viel- und große Proben,
Von Deiner vaͤterlichen Lieb’, empfing ich im vergang-
nen Jahr!
Du wendeteſt nicht nur, o Herr! ſo viel, ſo mancherley
Gefahr,
Von mir und allen Meinen ab. Dir ſey, o Herr, da-
fuͤr gedanket!
Von allen, welche fern und nah, noch Kind noch Kin-
des-Kind erkranket.
Zween Soͤhne, welche dieſes Jahr in fremder Herren
Dienſte traten,
Jſt der Verſuch von ihrem Gluͤck bishero recht erwuͤnſcht
gerathen:
Da einer, bey dem beſten Herrn, das Gluͤcke hat, im
Dienſt zu ſtehn;
Der ander’, in Geſandtſchaft, Rußlands entfernetes
Revier geſehn,
Mit einem Herrn, der lauter Guͤte. Der dritte, wel-
cher ſchon erwaͤhlt,
Zu einer wichtigen Bedienung, hat zwar des Zwecks
annoch verfehlt,
Durch einen unverhofften Zufall; doch iſt noch Hoffnung
da: Vielleicht
Daß er das faſt erhaltne Ziel, wo es ihm nuͤtz iſt, noch
erreicht.
“Ver-
C c 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |