Eine Erzehlung. Zum Neu-Jahrs-Gedicht auf das 1745ste Jahr.
Weiter nicht, sprach einst der Schöpfer, soll dein Wälzen, Wirbeln, Drehn, Erde! von der Sonnen Licht sich entfernen; diese Gränzen Sollt du nimmer überschreiten. Da wir nun, zur Sonnen Glänzen Heut uns wiederum zu nähern, den beglückten Anfang sehn; Laßt uns diese Gnad' erkennen! Laßt uns auf dieß Wunder achten, Und darinn der Gottheit Allmacht, Lieb' und Weisheit doch betrachten! "Laßt uns uns zur Sonnen Sonne, wie die Welt zur Sonne, nahn: "Und, wie wir sonst andre Wunder auf der Welt mit Lust besahn; "Auf die Herrlichkeit des Schöpfers unsers Geistes Kräfte lenken, "Und, zu dieser Wechsel-Zeit, auf des Wesens Größe denken, "Woraus alle Wesen stammen! Nichts erhebet Got- tes Ehr "Würdiger, als Seine Werke. Nichts erhebt uns selbst so sehr,
"Nichts
Eine Erzehlung. Zum Neu-Jahrs-Gedicht auf das 1745ſte Jahr.
Weiter nicht, ſprach einſt der Schoͤpfer, ſoll dein Waͤlzen, Wirbeln, Drehn, Erde! von der Sonnen Licht ſich entfernen; dieſe Graͤnzen Sollt du nimmer uͤberſchreiten. Da wir nun, zur Sonnen Glaͤnzen Heut uns wiederum zu naͤhern, den begluͤckten Anfang ſehn; Laßt uns dieſe Gnad’ erkennen! Laßt uns auf dieß Wunder achten, Und darinn der Gottheit Allmacht, Lieb’ und Weisheit doch betrachten! “Laßt uns uns zur Sonnen Sonne, wie die Welt zur Sonne, nahn: “Und, wie wir ſonſt andre Wunder auf der Welt mit Luſt beſahn; “Auf die Herrlichkeit des Schoͤpfers unſers Geiſtes Kraͤfte lenken, “Und, zu dieſer Wechſel-Zeit, auf des Weſens Groͤße denken, “Woraus alle Weſen ſtammen! Nichts erhebet Got- tes Ehr “Wuͤrdiger, als Seine Werke. Nichts erhebt uns ſelbſt ſo ſehr,
“Nichts
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0426"n="412"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Eine Erzehlung.</hi><lb/>
Zum<lb/><hirendition="#b">Neu-Jahrs-Gedicht auf das 1745ſte Jahr.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#fr"><hirendition="#in">W</hi>eiter nicht,</hi>ſprach einſt der Schoͤpfer, <hirendition="#fr">ſoll dein</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Waͤlzen, Wirbeln, Drehn,</hi></hi><lb/><hirendition="#et">Erde! von der Sonnen Licht ſich entfernen; dieſe<lb/><hirendition="#et">Graͤnzen</hi><lb/>
Sollt du nimmer uͤberſchreiten.</hi> Da wir nun, zur<lb/><hirendition="#et">Sonnen Glaͤnzen</hi></l><lb/><l>Heut uns wiederum zu naͤhern, den begluͤckten Anfang<lb/><hirendition="#et">ſehn;</hi></l><lb/><l>Laßt uns dieſe Gnad’ erkennen! Laßt uns auf dieß<lb/><hirendition="#et">Wunder achten,</hi></l><lb/><l>Und darinn der Gottheit Allmacht, Lieb’ und Weisheit<lb/><hirendition="#et">doch betrachten!</hi></l><lb/><l>“Laßt uns uns zur Sonnen Sonne, wie die Welt zur<lb/><hirendition="#et">Sonne, nahn:</hi></l><lb/><l>“Und, wie wir ſonſt andre Wunder auf der Welt mit<lb/><hirendition="#et">Luſt beſahn;</hi></l><lb/><l>“Auf die Herrlichkeit des Schoͤpfers unſers Geiſtes<lb/><hirendition="#et">Kraͤfte lenken,</hi></l><lb/><l>“Und, zu dieſer Wechſel-Zeit, auf des Weſens Groͤße<lb/><hirendition="#et">denken,</hi></l><lb/><l>“Woraus alle Weſen ſtammen! Nichts erhebet Got-<lb/><hirendition="#et">tes Ehr</hi></l><lb/><l>“Wuͤrdiger, als Seine Werke. Nichts erhebt uns ſelbſt<lb/><hirendition="#et">ſo ſehr,</hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">“Nichts</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[412/0426]
Eine Erzehlung.
Zum
Neu-Jahrs-Gedicht auf das 1745ſte Jahr.
Weiter nicht, ſprach einſt der Schoͤpfer, ſoll dein
Waͤlzen, Wirbeln, Drehn,
Erde! von der Sonnen Licht ſich entfernen; dieſe
Graͤnzen
Sollt du nimmer uͤberſchreiten. Da wir nun, zur
Sonnen Glaͤnzen
Heut uns wiederum zu naͤhern, den begluͤckten Anfang
ſehn;
Laßt uns dieſe Gnad’ erkennen! Laßt uns auf dieß
Wunder achten,
Und darinn der Gottheit Allmacht, Lieb’ und Weisheit
doch betrachten!
“Laßt uns uns zur Sonnen Sonne, wie die Welt zur
Sonne, nahn:
“Und, wie wir ſonſt andre Wunder auf der Welt mit
Luſt beſahn;
“Auf die Herrlichkeit des Schoͤpfers unſers Geiſtes
Kraͤfte lenken,
“Und, zu dieſer Wechſel-Zeit, auf des Weſens Groͤße
denken,
“Woraus alle Weſen ſtammen! Nichts erhebet Got-
tes Ehr
“Wuͤrdiger, als Seine Werke. Nichts erhebt uns ſelbſt
ſo ſehr,
“Nichts
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/426>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.