Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Neu-Jahrs-Gedicht,
"Für eine Residenz des Höchsten. Jch erseh,
"Jn der die große Welt vereinenden Jdee,
"Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt,
"Woraus die Gottheit Selbst mir in die Seele strahlt;
"Das, durch die Größe, meinen Geist
"Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht
reißt.
"Jn dieser Stadt des Allerhöchsten sind Millionen Son-
nen-Heere,

"Anstatt der Fackeln, aufgesteckt: die nicht nur durch
das tiefe Leere,

"Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die,
durch Kräfte, Wärm' und Licht,

"Den großen Häusern der Planeten, nach einem treuen
Unterricht

"Vernünftiger Analogie, so ungezählten Nutzen bringen,
"Sie fruchtbar machen, sie erwärmen, in Regel-rechte
Wirbel schwingen,

"Erleuchten, zieren, und beleben. Bewunderns-
würdge Himmels-Stadt!
"Die wohl mit allem Recht den Namen der Re-
sidenz des Schöpfers hat:
"Du füllst mit Ehrfurcht, voller Andacht, den
Geist, mein ganzes Wesen, an,
"Daß ich, mit Lust darinn versunken, erstaunt,
nichts weiter denken kann.
Hier warf er seine Feder nieder, und sich selbst in den
Stuhl zurück,

Ganz ausser sich von tiefem Denken. Allein, in selbem
Augenblick
Trat
Neu-Jahrs-Gedicht,
“Fuͤr eine Reſidenz des Hoͤchſten. Jch erſeh,
“Jn der die große Welt vereinenden Jdee,
“Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt,
“Woraus die Gottheit Selbſt mir in die Seele ſtrahlt;
“Das, durch die Groͤße, meinen Geiſt
“Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht
reißt.
“Jn dieſer Stadt des Allerhoͤchſten ſind Millionen Son-
nen-Heere,

“Anſtatt der Fackeln, aufgeſteckt: die nicht nur durch
das tiefe Leere,

“Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die,
durch Kraͤfte, Waͤrm’ und Licht,

“Den großen Haͤuſern der Planeten, nach einem treuen
Unterricht

“Vernuͤnftiger Analogie, ſo ungezaͤhlten Nutzen bringen,
“Sie fruchtbar machen, ſie erwaͤrmen, in Regel-rechte
Wirbel ſchwingen,

“Erleuchten, zieren, und beleben. Bewunderns-
wuͤrdge Himmels-Stadt!
“Die wohl mit allem Recht den Namen der Re-
ſidenz des Schoͤpfers hat:
“Du fuͤllſt mit Ehrfurcht, voller Andacht, den
Geiſt, mein ganzes Weſen, an,
“Daß ich, mit Luſt darinn verſunken, erſtaunt,
nichts weiter denken kann.
Hier warf er ſeine Feder nieder, und ſich ſelbſt in den
Stuhl zuruͤck,

Ganz auſſer ſich von tiefem Denken. Allein, in ſelbem
Augenblick
Trat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0436" n="422"/>
                <fw place="top" type="header">Neu-Jahrs-Gedicht,</fw><lb/>
                <lg n="18">
                  <l>&#x201C;Fu&#x0364;r eine Re&#x017F;idenz des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten. Jch er&#x017F;eh,</l><lb/>
                  <l>&#x201C;Jn der die große Welt vereinenden Jdee,</l><lb/>
                  <l>&#x201C;Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt,</l><lb/>
                  <l>&#x201C;Woraus die Gottheit Selb&#x017F;t mir in die Seele &#x017F;trahlt;</l><lb/>
                  <l>&#x201C;Das, durch die Gro&#x0364;ße, meinen Gei&#x017F;t</l><lb/>
                  <l>&#x201C;Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht<lb/><hi rendition="#et">reißt.</hi></l>
                </lg><lb/>
                <lg n="19">
                  <l>&#x201C;Jn die&#x017F;er Stadt des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;ind Millionen Son-<lb/><hi rendition="#et">nen-Heere,</hi></l><lb/>
                  <l>&#x201C;An&#x017F;tatt der Fackeln, aufge&#x017F;teckt: die nicht nur durch<lb/><hi rendition="#et">das tiefe Leere,</hi></l><lb/>
                  <l>&#x201C;Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die,<lb/><hi rendition="#et">durch Kra&#x0364;fte, Wa&#x0364;rm&#x2019; und Licht,</hi></l><lb/>
                  <l>&#x201C;Den großen Ha&#x0364;u&#x017F;ern der Planeten, nach einem treuen<lb/><hi rendition="#et">Unterricht</hi></l><lb/>
                  <l>&#x201C;Vernu&#x0364;nftiger Analogie, &#x017F;o ungeza&#x0364;hlten Nutzen bringen,</l><lb/>
                  <l>&#x201C;Sie fruchtbar machen, &#x017F;ie erwa&#x0364;rmen, in Regel-rechte<lb/><hi rendition="#et">Wirbel &#x017F;chwingen,</hi></l><lb/>
                  <l>&#x201C;Erleuchten, zieren, und beleben. <hi rendition="#fr">Bewunderns-</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">wu&#x0364;rdge Himmels-Stadt!</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#et">&#x201C;Die wohl mit allem Recht den Namen der Re-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;idenz des Scho&#x0364;pfers hat:</hi><lb/>
&#x201C;Du fu&#x0364;ll&#x017F;t mit Ehrfurcht, voller Andacht, den<lb/><hi rendition="#et">Gei&#x017F;t, mein ganzes We&#x017F;en, an,</hi><lb/>
&#x201C;Daß ich, mit Lu&#x017F;t darinn ver&#x017F;unken, er&#x017F;taunt,<lb/><hi rendition="#et">nichts weiter denken kann.</hi></hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="20">
                  <l>Hier warf er &#x017F;eine Feder nieder, und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in den<lb/><hi rendition="#et">Stuhl zuru&#x0364;ck,</hi></l><lb/>
                  <l>Ganz au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich von tiefem Denken. Allein, in &#x017F;elbem<lb/><hi rendition="#et">Augenblick</hi></l>
                </lg><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Trat</fw><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[422/0436] Neu-Jahrs-Gedicht, “Fuͤr eine Reſidenz des Hoͤchſten. Jch erſeh, “Jn der die große Welt vereinenden Jdee, “Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt, “Woraus die Gottheit Selbſt mir in die Seele ſtrahlt; “Das, durch die Groͤße, meinen Geiſt “Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht reißt. “Jn dieſer Stadt des Allerhoͤchſten ſind Millionen Son- nen-Heere, “Anſtatt der Fackeln, aufgeſteckt: die nicht nur durch das tiefe Leere, “Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die, durch Kraͤfte, Waͤrm’ und Licht, “Den großen Haͤuſern der Planeten, nach einem treuen Unterricht “Vernuͤnftiger Analogie, ſo ungezaͤhlten Nutzen bringen, “Sie fruchtbar machen, ſie erwaͤrmen, in Regel-rechte Wirbel ſchwingen, “Erleuchten, zieren, und beleben. Bewunderns- wuͤrdge Himmels-Stadt! “Die wohl mit allem Recht den Namen der Re- ſidenz des Schoͤpfers hat: “Du fuͤllſt mit Ehrfurcht, voller Andacht, den Geiſt, mein ganzes Weſen, an, “Daß ich, mit Luſt darinn verſunken, erſtaunt, nichts weiter denken kann. Hier warf er ſeine Feder nieder, und ſich ſelbſt in den Stuhl zuruͤck, Ganz auſſer ſich von tiefem Denken. Allein, in ſelbem Augenblick Trat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/436
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/436>, abgerufen am 22.11.2024.