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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Der im Winter schon blühende Kirsch-Baum.
Sie sahn daher, an Weiss' und Ründe, fast einer Schnee-
Ball-Bluhme gleich;

Nur mit dem Unterschied allein,
Daß viele, noch nicht aufgebrochne, den runden Perlen
ähnlich seyn.
Jch sah, mit allen meinen Kindern, von diesem Bäum-
chen jeden Zweig,

Mit Anmuth und Erstaunen, an: als Julius, von
ungefehr,

Von einer kleinen Juden-Kirsche die rothe Kugel, obenher
Auf die Schnee-weissen Bluhmen legte; die, da sie einer
Kirsche glich,

Die holde Schönheit noch vermehrte. Die rothe Gluht
vermischte sich,

Und glänzte, durch den weissen Schimmer, und durch
der zarten Blätter Grün,

So herrlich, daß ein funkelnder und rund geschliffener
Rubin

Nicht schöner hätte glänzen können. "Jch freute mich
recht inniglich,

"Und dankte Dem, Der alles schafft, daß, auf so un-
verhoffte Weise,

"Annoch im Frost, im Schnee und Eise,
"Er den noch nicht vorhandnen Lenzen,
"Uns, zum voraus schon, lässet glänzen.
"Jch wünschte, mit vergnügtem Sehnen, um Seine
Liebe zu erheben,

"Den nicht so gar entfernten Frühling bald fröhlich
wieder zu erleben.


Ver-
Der im Winter ſchon bluͤhende Kirſch-Baum.
Sie ſahn daher, an Weiſſ’ und Ruͤnde, faſt einer Schnee-
Ball-Bluhme gleich;

Nur mit dem Unterſchied allein,
Daß viele, noch nicht aufgebrochne, den runden Perlen
aͤhnlich ſeyn.
Jch ſah, mit allen meinen Kindern, von dieſem Baͤum-
chen jeden Zweig,

Mit Anmuth und Erſtaunen, an: als Julius, von
ungefehr,

Von einer kleinen Juden-Kirſche die rothe Kugel, obenher
Auf die Schnee-weiſſen Bluhmen legte; die, da ſie einer
Kirſche glich,

Die holde Schoͤnheit noch vermehrte. Die rothe Gluht
vermiſchte ſich,

Und glaͤnzte, durch den weiſſen Schimmer, und durch
der zarten Blaͤtter Gruͤn,

So herrlich, daß ein funkelnder und rund geſchliffener
Rubin

Nicht ſchoͤner haͤtte glaͤnzen koͤnnen. “Jch freute mich
recht inniglich,

“Und dankte Dem, Der alles ſchafft, daß, auf ſo un-
verhoffte Weiſe,

“Annoch im Froſt, im Schnee und Eiſe,
“Er den noch nicht vorhandnen Lenzen,
“Uns, zum voraus ſchon, laͤſſet glaͤnzen.
“Jch wuͤnſchte, mit vergnuͤgtem Sehnen, um Seine
Liebe zu erheben,

“Den nicht ſo gar entfernten Fruͤhling bald froͤhlich
wieder zu erleben.


Ver-
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[430/0444] Der im Winter ſchon bluͤhende Kirſch-Baum. Sie ſahn daher, an Weiſſ’ und Ruͤnde, faſt einer Schnee- Ball-Bluhme gleich; Nur mit dem Unterſchied allein, Daß viele, noch nicht aufgebrochne, den runden Perlen aͤhnlich ſeyn. Jch ſah, mit allen meinen Kindern, von dieſem Baͤum- chen jeden Zweig, Mit Anmuth und Erſtaunen, an: als Julius, von ungefehr, Von einer kleinen Juden-Kirſche die rothe Kugel, obenher Auf die Schnee-weiſſen Bluhmen legte; die, da ſie einer Kirſche glich, Die holde Schoͤnheit noch vermehrte. Die rothe Gluht vermiſchte ſich, Und glaͤnzte, durch den weiſſen Schimmer, und durch der zarten Blaͤtter Gruͤn, So herrlich, daß ein funkelnder und rund geſchliffener Rubin Nicht ſchoͤner haͤtte glaͤnzen koͤnnen. “Jch freute mich recht inniglich, “Und dankte Dem, Der alles ſchafft, daß, auf ſo un- verhoffte Weiſe, “Annoch im Froſt, im Schnee und Eiſe, “Er den noch nicht vorhandnen Lenzen, “Uns, zum voraus ſchon, laͤſſet glaͤnzen. “Jch wuͤnſchte, mit vergnuͤgtem Sehnen, um Seine Liebe zu erheben, “Den nicht ſo gar entfernten Fruͤhling bald froͤhlich wieder zu erleben. Ver-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/444>, abgerufen am 22.11.2024.