Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Die Sprache der Natur. Wenn wir, auf diese Weise, sehn; Wird aller Eigendünkel schwinden: Wir werden gründlicher verstehn Jn dem, was von Jhm Selbst geschehn, Und in dem Welt-Buch klärer lesen Sein Daseyn und Sein Göttlichs Wesen, Als wirs in allen Büchern finden. Wenn wir nun davon überführt; So werden Seine Herrlichkeiten Uns erstlich zur Bewundrung leiten, Worinn man sich, in Jhm, verliert: Wir werden, in Jhm, fröhlich werden. Dieß ist, von Diensten auf der Erden, Der beste Dienst, der Jhm gebührt. Nächst diesem wird es unsern Seelen So dann an dem Begriff nicht fehlen, Und an der Wissenschaft, daß man Dem Schöpfer nichts vergelten kann; Da finden sich so dann die Triebe Zu einer wahren Nächsten-Liebe. Wir kommen dadurch auf die Spuhr: Daß, da er Gottes Creatur Sowohl, als wir; der Schöpfer wolle, Daß man, in ihm, Jhn lieben solle. Dieß ist die Stimme der Natur, Die wir an allen Orten hören; Dieß sind des Welt-Buchs weise Lehren, Die wir an allen Orten sehn, Und überall geschrieben stehn. Laßt
Die Sprache der Natur. Wenn wir, auf dieſe Weiſe, ſehn; Wird aller Eigenduͤnkel ſchwinden: Wir werden gruͤndlicher verſtehn Jn dem, was von Jhm Selbſt geſchehn, Und in dem Welt-Buch klaͤrer leſen Sein Daſeyn und Sein Goͤttlichs Weſen, Als wirs in allen Buͤchern finden. Wenn wir nun davon uͤberfuͤhrt; So werden Seine Herrlichkeiten Uns erſtlich zur Bewundrung leiten, Worinn man ſich, in Jhm, verliert: Wir werden, in Jhm, froͤhlich werden. Dieß iſt, von Dienſten auf der Erden, Der beſte Dienſt, der Jhm gebuͤhrt. Naͤchſt dieſem wird es unſern Seelen So dann an dem Begriff nicht fehlen, Und an der Wiſſenſchaft, daß man Dem Schoͤpfer nichts vergelten kann; Da finden ſich ſo dann die Triebe Zu einer wahren Naͤchſten-Liebe. Wir kommen dadurch auf die Spuhr: Daß, da er Gottes Creatur Sowohl, als wir; der Schoͤpfer wolle, Daß man, in ihm, Jhn lieben ſolle. Dieß iſt die Stimme der Natur, Die wir an allen Orten hoͤren; Dieß ſind des Welt-Buchs weiſe Lehren, Die wir an allen Orten ſehn, Und uͤberall geſchrieben ſtehn. Laßt
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Die Sprache der Natur.
Wenn wir, auf dieſe Weiſe, ſehn;
Wird aller Eigenduͤnkel ſchwinden:
Wir werden gruͤndlicher verſtehn
Jn dem, was von Jhm Selbſt geſchehn,
Und in dem Welt-Buch klaͤrer leſen
Sein Daſeyn und Sein Goͤttlichs Weſen,
Als wirs in allen Buͤchern finden.
Wenn wir nun davon uͤberfuͤhrt;
So werden Seine Herrlichkeiten
Uns erſtlich zur Bewundrung leiten,
Worinn man ſich, in Jhm, verliert:
Wir werden, in Jhm, froͤhlich werden.
Dieß iſt, von Dienſten auf der Erden,
Der beſte Dienſt, der Jhm gebuͤhrt.
Naͤchſt dieſem wird es unſern Seelen
So dann an dem Begriff nicht fehlen,
Und an der Wiſſenſchaft, daß man
Dem Schoͤpfer nichts vergelten kann;
Da finden ſich ſo dann die Triebe
Zu einer wahren Naͤchſten-Liebe.
Wir kommen dadurch auf die Spuhr:
Daß, da er Gottes Creatur
Sowohl, als wir; der Schoͤpfer wolle,
Daß man, in ihm, Jhn lieben ſolle.
Dieß iſt die Stimme der Natur,
Die wir an allen Orten hoͤren;
Dieß ſind des Welt-Buchs weiſe Lehren,
Die wir an allen Orten ſehn,
Und uͤberall geſchrieben ſtehn.
Laßt
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