Jetzt hat es eben Zehn geschlagen. Bist du befreyt von Pein und Plagen; So danke Gott. Drückt dich ein Leid; So denke: daß selbst unsrer Zeit Unauf haltbare Flüchtigkeit, Von deinem Kummer und Verdruß, Stets etwas mit sich nehmen muß.
11.
Schon eine Stunde wieder hin, Ob ich ihr Fliehn gleich nicht empfunde. Eilf schlug es: und die letzte Stunde Beginnt bereits. Möcht' unser Sinn Sich zu den selgen Ewigkeiten, Dem Schluß von unsrer Zeit, bereiten!
12.
Des Tages letzte Stunde schlägt. Wie glücklich, wer dabey erwegt, Daß, auch von unsern Lebens-Tagen, Die letzte Stund' einst werde schlagen; Und wer, befreyt von Gram und Sorgen, Mit zuversichtlichem Gemüth, Dem künftig-ewgen Freuden-Morgen, Den Gott verspricht, entgegen sieht!
Weil
8 Theil. G g
Stunden-Betrachtungen.
10.
Jetzt hat es eben Zehn geſchlagen. Biſt du befreyt von Pein und Plagen; So danke Gott. Druͤckt dich ein Leid; So denke: daß ſelbſt unſrer Zeit Unauf haltbare Fluͤchtigkeit, Von deinem Kummer und Verdruß, Stets etwas mit ſich nehmen muß.
11.
Schon eine Stunde wieder hin, Ob ich ihr Fliehn gleich nicht empfunde. Eilf ſchlug es: und die letzte Stunde Beginnt bereits. Moͤcht’ unſer Sinn Sich zu den ſelgen Ewigkeiten, Dem Schluß von unſrer Zeit, bereiten!
12.
Des Tages letzte Stunde ſchlaͤgt. Wie gluͤcklich, wer dabey erwegt, Daß, auch von unſern Lebens-Tagen, Die letzte Stund’ einſt werde ſchlagen; Und wer, befreyt von Gram und Sorgen, Mit zuverſichtlichem Gemuͤth, Dem kuͤnftig-ewgen Freuden-Morgen, Den Gott verſpricht, entgegen ſieht!
Weil
8 Theil. G g
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Stunden-Betrachtungen.
10.
Jetzt hat es eben Zehn geſchlagen.
Biſt du befreyt von Pein und Plagen;
So danke Gott. Druͤckt dich ein Leid;
So denke: daß ſelbſt unſrer Zeit
Unauf haltbare Fluͤchtigkeit,
Von deinem Kummer und Verdruß,
Stets etwas mit ſich nehmen muß.
11.
Schon eine Stunde wieder hin,
Ob ich ihr Fliehn gleich nicht empfunde.
Eilf ſchlug es: und die letzte Stunde
Beginnt bereits. Moͤcht’ unſer Sinn
Sich zu den ſelgen Ewigkeiten,
Dem Schluß von unſrer Zeit, bereiten!
12.
Des Tages letzte Stunde ſchlaͤgt.
Wie gluͤcklich, wer dabey erwegt,
Daß, auch von unſern Lebens-Tagen,
Die letzte Stund’ einſt werde ſchlagen;
Und wer, befreyt von Gram und Sorgen,
Mit zuverſichtlichem Gemuͤth,
Dem kuͤnftig-ewgen Freuden-Morgen,
Den Gott verſpricht, entgegen ſieht!
Weil
8 Theil. G g
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/479>, abgerufen am 24.11.2024.
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