Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Die Einheit des Schöpfers. "So fällt mir ein Beweisthum bey:"Daß eine der entferntsten Sonnen, zugleich für uns, erschaffen sey, "Einfolglich sich mit uns verbinde; da, sonder ihren steten Glanz, "Der allergrößte Theil der Welt vor uns verborgen wär', und ganz "So ungebraucht, als ungenützt, so lang die Welt steht, bleiben müßte, "Und man von dem Gebrauch des Meers und seinen Jnseln nichtes wüßte. "Dieß ist der Wunder-reiche Pol-Stern. Den ich nun in weit größrer Achtung, "Wie vor, hinkünftig halten werde; "Weil er uns nicht nur, wie vorhin, durchs Meer, zu einer neuen Erde "Gewisse Wege zeigen kann; Er leitet uns, durch die Betrachtung, "Zur majestätschen Einheit Gottes. Das unbegreiflich- tiefe Leere, "Der Raum, der zwischen allen Sonnen, vermindert nicht des Schöpfers Ehre: "Ein richtiger Vernunft-Schluß zeigt, daß er dieselbe noch vermehre. "Denn, daß er leer, ist nicht erweislich." Mein Gegner stutzt' ob diesem Satz: Der Wahrheit, die unwidersprechlich, gab er, nach ern- stem Denken, Platz. Zwar wollte sich, von seinem Eifer, die Hitze noch nicht völlig legen; Doch sprach er: "Was ich jetzt gehört, will ich, mit mehrerm Ernst, erwegen. Die
Die Einheit des Schoͤpfers. “So faͤllt mir ein Beweisthum bey:“Daß eine der entferntſten Sonnen, zugleich fuͤr uns, erſchaffen ſey, “Einfolglich ſich mit uns verbinde; da, ſonder ihren ſteten Glanz, “Der allergroͤßte Theil der Welt vor uns verborgen waͤr’, und ganz “So ungebraucht, als ungenuͤtzt, ſo lang die Welt ſteht, bleiben muͤßte, “Und man von dem Gebrauch des Meers und ſeinen Jnſeln nichtes wuͤßte. “Dieß iſt der Wunder-reiche Pol-Stern. Den ich nun in weit groͤßrer Achtung, “Wie vor, hinkuͤnftig halten werde; “Weil er uns nicht nur, wie vorhin, durchs Meer, zu einer neuen Erde “Gewiſſe Wege zeigen kann; Er leitet uns, durch die Betrachtung, “Zur majeſtaͤtſchen Einheit Gottes. Das unbegreiflich- tiefe Leere, “Der Raum, der zwiſchen allen Sonnen, vermindert nicht des Schoͤpfers Ehre: “Ein richtiger Vernunft-Schluß zeigt, daß er dieſelbe noch vermehre. “Denn, daß er leer, iſt nicht erweislich.„ Mein Gegner ſtutzt’ ob dieſem Satz: Der Wahrheit, die unwiderſprechlich, gab er, nach ern- ſtem Denken, Platz. Zwar wollte ſich, von ſeinem Eifer, die Hitze noch nicht voͤllig legen; Doch ſprach er: “Was ich jetzt gehoͤrt, will ich, mit mehrerm Ernſt, erwegen. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0499" n="485"/> <fw place="top" type="header">Die Einheit des Schoͤpfers.</fw><lb/> <l>“So faͤllt mir ein Beweisthum bey:</l><lb/> <l>“Daß eine der entferntſten Sonnen, zugleich fuͤr uns,<lb/><hi rendition="#et">erſchaffen ſey,</hi></l><lb/> <l>“Einfolglich ſich mit uns verbinde; da, ſonder ihren<lb/><hi rendition="#et">ſteten Glanz,</hi></l><lb/> <l>“Der allergroͤßte Theil der Welt vor uns verborgen<lb/><hi rendition="#et">waͤr’, und ganz</hi></l><lb/> <l>“So ungebraucht, als ungenuͤtzt, ſo lang die Welt ſteht,<lb/><hi rendition="#et">bleiben muͤßte,</hi></l><lb/> <l>“Und man von dem Gebrauch des Meers und ſeinen<lb/><hi rendition="#et">Jnſeln nichtes wuͤßte.</hi></l><lb/> <l>“Dieß iſt der Wunder-reiche Pol-Stern. Den ich nun<lb/><hi rendition="#et">in weit groͤßrer Achtung,</hi></l><lb/> <l>“Wie vor, hinkuͤnftig halten werde;</l><lb/> <l>“Weil er uns nicht nur, wie vorhin, durchs Meer,<lb/><hi rendition="#et">zu einer neuen Erde</hi></l><lb/> <l>“Gewiſſe Wege zeigen kann; Er leitet uns, durch die<lb/><hi rendition="#et">Betrachtung,</hi></l><lb/> <l>“Zur majeſtaͤtſchen Einheit Gottes. Das unbegreiflich-<lb/><hi rendition="#et">tiefe Leere,</hi></l><lb/> <l>“Der Raum, der zwiſchen allen Sonnen, vermindert<lb/><hi rendition="#et">nicht des Schoͤpfers Ehre:</hi></l><lb/> <l>“Ein richtiger Vernunft-Schluß zeigt, daß er dieſelbe<lb/><hi rendition="#et">noch vermehre.</hi></l><lb/> <l>“Denn, daß er leer, iſt nicht erweislich.„ Mein<lb/><hi rendition="#et">Gegner ſtutzt’ ob dieſem Satz:</hi></l><lb/> <l>Der Wahrheit, die unwiderſprechlich, gab er, nach ern-<lb/><hi rendition="#et">ſtem Denken, Platz.</hi></l><lb/> <l>Zwar wollte ſich, von ſeinem Eifer, die Hitze noch nicht<lb/><hi rendition="#et">voͤllig legen;</hi></l><lb/> <l>Doch ſprach er: “Was ich jetzt gehoͤrt, will ich, mit<lb/><hi rendition="#et">mehrerm Ernſt, erwegen.</hi></l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [485/0499]
Die Einheit des Schoͤpfers.
“So faͤllt mir ein Beweisthum bey:
“Daß eine der entferntſten Sonnen, zugleich fuͤr uns,
erſchaffen ſey,
“Einfolglich ſich mit uns verbinde; da, ſonder ihren
ſteten Glanz,
“Der allergroͤßte Theil der Welt vor uns verborgen
waͤr’, und ganz
“So ungebraucht, als ungenuͤtzt, ſo lang die Welt ſteht,
bleiben muͤßte,
“Und man von dem Gebrauch des Meers und ſeinen
Jnſeln nichtes wuͤßte.
“Dieß iſt der Wunder-reiche Pol-Stern. Den ich nun
in weit groͤßrer Achtung,
“Wie vor, hinkuͤnftig halten werde;
“Weil er uns nicht nur, wie vorhin, durchs Meer,
zu einer neuen Erde
“Gewiſſe Wege zeigen kann; Er leitet uns, durch die
Betrachtung,
“Zur majeſtaͤtſchen Einheit Gottes. Das unbegreiflich-
tiefe Leere,
“Der Raum, der zwiſchen allen Sonnen, vermindert
nicht des Schoͤpfers Ehre:
“Ein richtiger Vernunft-Schluß zeigt, daß er dieſelbe
noch vermehre.
“Denn, daß er leer, iſt nicht erweislich.„ Mein
Gegner ſtutzt’ ob dieſem Satz:
Der Wahrheit, die unwiderſprechlich, gab er, nach ern-
ſtem Denken, Platz.
Zwar wollte ſich, von ſeinem Eifer, die Hitze noch nicht
voͤllig legen;
Doch ſprach er: “Was ich jetzt gehoͤrt, will ich, mit
mehrerm Ernſt, erwegen.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |