Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Aufrichtiges Geständniß, nach schuldiger Es scheint, ob müssen große Dinge, sowohl im Him- mel, als auf Erden, Eh' unser Geist sie faßt, verkleint, Und, eh sie was, mit ihm vereint, Jn ein gewisses Maaß gebracht, und für ihn eingerichtet werden; Da auch, wenn Dinge gar zu klein, Vergrößrungs-Gläser nöthig seyn. Sprich nicht: Das liegt an unsern Augen, Weil sie sonst nichts zu sehen taugen. Es scheint vielmehr, daß das Gesicht Sey für den Geist so zugericht't, Als daß der Geist, das edelste, sich nach dem schlechtern richten sollte; Wie in der That geschehen müßte, wofern man dieß be- haupten wollte. Es scheint demnach, was wir gesagt, aus diesem Grunde ziemlich klar, Und gleichsam überzeuglich wahr, Daß Körper ein gewisses Maaß von einer Größe müssen kriegen, Damit derselbigen Figuren sich mit dem Geiste können fügen. Allein! Es dürft' hier mancher sprechen: Hier wird noch einzu- werfen seyn: Figuren sind ja körperlich; Der Geist, so geistig, kann ja sich Mit den Figuren nicht befassen. Wie
Aufrichtiges Geſtaͤndniß, nach ſchuldiger Es ſcheint, ob muͤſſen große Dinge, ſowohl im Him- mel, als auf Erden, Eh’ unſer Geiſt ſie faßt, verkleint, Und, eh ſie was, mit ihm vereint, Jn ein gewiſſes Maaß gebracht, und fuͤr ihn eingerichtet werden; Da auch, wenn Dinge gar zu klein, Vergroͤßrungs-Glaͤſer noͤthig ſeyn. Sprich nicht: Das liegt an unſern Augen, Weil ſie ſonſt nichts zu ſehen taugen. Es ſcheint vielmehr, daß das Geſicht Sey fuͤr den Geiſt ſo zugericht’t, Als daß der Geiſt, das edelſte, ſich nach dem ſchlechtern richten ſollte; Wie in der That geſchehen muͤßte, wofern man dieß be- haupten wollte. Es ſcheint demnach, was wir geſagt, aus dieſem Grunde ziemlich klar, Und gleichſam uͤberzeuglich wahr, Daß Koͤrper ein gewiſſes Maaß von einer Groͤße muͤſſen kriegen, Damit derſelbigen Figuren ſich mit dem Geiſte koͤnnen fuͤgen. Allein! Es duͤrft’ hier mancher ſprechen: Hier wird noch einzu- werfen ſeyn: Figuren ſind ja koͤrperlich; Der Geiſt, ſo geiſtig, kann ja ſich Mit den Figuren nicht befaſſen. Wie
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Aufrichtiges Geſtaͤndniß, nach ſchuldiger
Es ſcheint, ob muͤſſen große Dinge, ſowohl im Him-
mel, als auf Erden,
Eh’ unſer Geiſt ſie faßt, verkleint,
Und, eh ſie was, mit ihm vereint,
Jn ein gewiſſes Maaß gebracht, und fuͤr ihn eingerichtet
werden;
Da auch, wenn Dinge gar zu klein,
Vergroͤßrungs-Glaͤſer noͤthig ſeyn.
Sprich nicht: Das liegt an unſern Augen,
Weil ſie ſonſt nichts zu ſehen taugen.
Es ſcheint vielmehr, daß das Geſicht
Sey fuͤr den Geiſt ſo zugericht’t,
Als daß der Geiſt, das edelſte, ſich nach dem ſchlechtern
richten ſollte;
Wie in der That geſchehen muͤßte, wofern man dieß be-
haupten wollte.
Es ſcheint demnach, was wir geſagt, aus dieſem
Grunde ziemlich klar,
Und gleichſam uͤberzeuglich wahr,
Daß Koͤrper ein gewiſſes Maaß von einer Groͤße muͤſſen
kriegen,
Damit derſelbigen Figuren ſich mit dem Geiſte koͤnnen
fuͤgen.
Allein!
Es duͤrft’ hier mancher ſprechen: Hier wird noch einzu-
werfen ſeyn:
Figuren ſind ja koͤrperlich;
Der Geiſt, ſo geiſtig, kann ja ſich
Mit den Figuren nicht befaſſen.
Wie
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