Verboth, an Göttliche Geschöpfe sich zu vergnügen, sündlich.
Uns zeiget dieses die Natur Jn ihren ungezählten Schätzen. Es zeiget uns die Schrift die Spur, Man soll an selben sich ergetzen. Es leget die Vernunft uns klar Die Absicht einer Weisheit dar, Daß solche Ordnung, solche Pracht Ja wohl umsonst nicht sey gemacht.
So spricht Natur, Vernunft und Schrift. Ein schwärmrischer Phantast hingegen Sucht, bloß auf sich allein sich fußend, sie alle drey zu widerlegen, Und träumt: Der Mensch, aus Seel' und Leib, soll auf der Welt ein Geist allein, Dis Göttliche Geschenk, die Sinnen, soll sündlich: alles teuflisch seyn, Was körperlich, was in der Welt. Vortrefflich wäre diese Lehre, Wofern der Urstand, Herr und Schöpfer der Welt, nicht Gott, der Teufel, wäre.
Die
Verboth, an Goͤttliche Geſchoͤpfe ſich zu vergnuͤgen, ſuͤndlich.
Uns zeiget dieſes die Natur Jn ihren ungezaͤhlten Schaͤtzen. Es zeiget uns die Schrift die Spur, Man ſoll an ſelben ſich ergetzen. Es leget die Vernunft uns klar Die Abſicht einer Weisheit dar, Daß ſolche Ordnung, ſolche Pracht Ja wohl umſonſt nicht ſey gemacht.
So ſpricht Natur, Vernunft und Schrift. Ein ſchwaͤrmriſcher Phantaſt hingegen Sucht, bloß auf ſich allein ſich fußend, ſie alle drey zu widerlegen, Und traͤumt: Der Menſch, aus Seel’ und Leib, ſoll auf der Welt ein Geiſt allein, Dis Goͤttliche Geſchenk, die Sinnen, ſoll ſuͤndlich: alles teufliſch ſeyn, Was koͤrperlich, was in der Welt. Vortrefflich waͤre dieſe Lehre, Wofern der Urſtand, Herr und Schoͤpfer der Welt, nicht Gott, der Teufel, waͤre.
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[574/0588]
Verboth,
an
Goͤttliche Geſchoͤpfe ſich zu vergnuͤgen,
ſuͤndlich.
Uns zeiget dieſes die Natur
Jn ihren ungezaͤhlten Schaͤtzen.
Es zeiget uns die Schrift die Spur,
Man ſoll an ſelben ſich ergetzen.
Es leget die Vernunft uns klar
Die Abſicht einer Weisheit dar,
Daß ſolche Ordnung, ſolche Pracht
Ja wohl umſonſt nicht ſey gemacht.
So ſpricht Natur, Vernunft und Schrift. Ein
ſchwaͤrmriſcher Phantaſt hingegen
Sucht, bloß auf ſich allein ſich fußend, ſie alle drey zu
widerlegen,
Und traͤumt: Der Menſch, aus Seel’ und Leib, ſoll auf
der Welt ein Geiſt allein,
Dis Goͤttliche Geſchenk, die Sinnen, ſoll ſuͤndlich: alles
teufliſch ſeyn,
Was koͤrperlich, was in der Welt. Vortrefflich waͤre
dieſe Lehre,
Wofern der Urſtand, Herr und Schoͤpfer der Welt, nicht
Gott, der Teufel, waͤre.
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/588>, abgerufen am 24.11.2024.
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