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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Vernunft und Glaube.
Wann nun auch der größte Geist, die durchdringensten
Gedanken,

Jn der Dinge Grund nicht dringen, denn der Geist hat
seine Schranken,

Ueber die sein schwaches Licht nicht vermögend weg zu
scheinen;

Also zeigt sein eigner Strahl, daß wir, auf der Welt,
nur meynen,

Und nicht weiter gehen können. Selbst der Glaube zeigt
dieß an:

(Welcher eine feste Meynung) daß man hier nicht wissen
kann.
Dannenher ist unsre Pflicht, uns allhier, in allen Fällen,
So weit unsre Kräfte gehn, stets das Beste vorzustellen,
Unsere Vernunft zu brauchen, auch beym Glauben; denn
nur dieß

Setzet unsern Glauben fest, macht die Zuversicht gewiß.
Wir schränken unsre Meynung dann in diesen wichtgen
Lehr-Satz ein:

Des Glaubens Anfang muß Vernunft, ihr End' und
Schluß der Glaube, seyn.


Unglücklicher
Vernunft und Glaube.
Wann nun auch der groͤßte Geiſt, die durchdringenſten
Gedanken,

Jn der Dinge Grund nicht dringen, denn der Geiſt hat
ſeine Schranken,

Ueber die ſein ſchwaches Licht nicht vermoͤgend weg zu
ſcheinen;

Alſo zeigt ſein eigner Strahl, daß wir, auf der Welt,
nur meynen,

Und nicht weiter gehen koͤnnen. Selbſt der Glaube zeigt
dieß an:

(Welcher eine feſte Meynung) daß man hier nicht wiſſen
kann.
Dannenher iſt unſre Pflicht, uns allhier, in allen Faͤllen,
So weit unſre Kraͤfte gehn, ſtets das Beſte vorzuſtellen,
Unſere Vernunft zu brauchen, auch beym Glauben; denn
nur dieß

Setzet unſern Glauben feſt, macht die Zuverſicht gewiß.
Wir ſchraͤnken unſre Meynung dann in dieſen wichtgen
Lehr-Satz ein:

Des Glaubens Anfang muß Vernunft, ihr End’ und
Schluß der Glaube, ſeyn.


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[584/0598] Vernunft und Glaube. Wann nun auch der groͤßte Geiſt, die durchdringenſten Gedanken, Jn der Dinge Grund nicht dringen, denn der Geiſt hat ſeine Schranken, Ueber die ſein ſchwaches Licht nicht vermoͤgend weg zu ſcheinen; Alſo zeigt ſein eigner Strahl, daß wir, auf der Welt, nur meynen, Und nicht weiter gehen koͤnnen. Selbſt der Glaube zeigt dieß an: (Welcher eine feſte Meynung) daß man hier nicht wiſſen kann. Dannenher iſt unſre Pflicht, uns allhier, in allen Faͤllen, So weit unſre Kraͤfte gehn, ſtets das Beſte vorzuſtellen, Unſere Vernunft zu brauchen, auch beym Glauben; denn nur dieß Setzet unſern Glauben feſt, macht die Zuverſicht gewiß. Wir ſchraͤnken unſre Meynung dann in dieſen wichtgen Lehr-Satz ein: Des Glaubens Anfang muß Vernunft, ihr End’ und Schluß der Glaube, ſeyn. Ungluͤcklicher

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/598>, abgerufen am 24.11.2024.