Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Dieses wird zu vielen Sachen,
Sonderlich zum Lack, gebraucht,
Welches die Chinesen machen.
Dünste, die er von sich haucht,
So der Fäulniß widerstehen,
Lassen nicht leicht was vergehen.
Wunden, die veraltet seyn,
Werden durch ihn heil und rein.
Bern-
stein.
Bern-, den man auch Agtstein nennet,
Jst wohl auch ein Erdensaft,
Dessen Ursprung man nicht kennet,
Noch die eigentliche Kraft,
Es ist noch verborgen blieben;
Gleichwohl die davon geschrieben,
Stimmen alle überein,
Es müß auch ein Bergwachs seyn.
Man vermeynt, er käm' aus Rinden
Fetter Tannenbäume her,
Da wir ihn in Preußen finden,
Und sehr viel im Baltschen Meer:
Doch ist glaublicher, er werde,
Als ein Bergwachs, in der Erde
Jn sehr großer Meng', erziehlt,
Und vom Wasser weggespült.
Aus ihm wird, uns zum Vergnügen,
Viel durch Kunst hervorgebracht.
Oefters wird daraus den Fliegen
Ein durchleuchtig Grab gemacht:
Da wir denn mit solchen Stücken
Viele Cabinette schmücken,
Und in ihnen wunderschön
Der Natur ihr Wirken sehn.
Auch
Betrachtungen
Dieſes wird zu vielen Sachen,
Sonderlich zum Lack, gebraucht,
Welches die Chineſen machen.
Duͤnſte, die er von ſich haucht,
So der Faͤulniß widerſtehen,
Laſſen nicht leicht was vergehen.
Wunden, die veraltet ſeyn,
Werden durch ihn heil und rein.
Bern-
ſtein.
Bern-, den man auch Agtſtein nennet,
Jſt wohl auch ein Erdenſaft,
Deſſen Urſprung man nicht kennet,
Noch die eigentliche Kraft,
Es iſt noch verborgen blieben;
Gleichwohl die davon geſchrieben,
Stimmen alle uͤberein,
Es muͤß auch ein Bergwachs ſeyn.
Man vermeynt, er kaͤm’ aus Rinden
Fetter Tannenbaͤume her,
Da wir ihn in Preußen finden,
Und ſehr viel im Baltſchen Meer:
Doch iſt glaublicher, er werde,
Als ein Bergwachs, in der Erde
Jn ſehr großer Meng’, erziehlt,
Und vom Waſſer weggeſpuͤlt.
Aus ihm wird, uns zum Vergnuͤgen,
Viel durch Kunſt hervorgebracht.
Oefters wird daraus den Fliegen
Ein durchleuchtig Grab gemacht:
Da wir denn mit ſolchen Stuͤcken
Viele Cabinette ſchmuͤcken,
Und in ihnen wunderſchoͤn
Der Natur ihr Wirken ſehn.
Auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0112" n="92"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="354">
          <l>Die&#x017F;es wird zu vielen Sachen,</l><lb/>
          <l>Sonderlich zum Lack, gebraucht,</l><lb/>
          <l>Welches die Chine&#x017F;en machen.</l><lb/>
          <l>Du&#x0364;n&#x017F;te, die er von &#x017F;ich haucht,</l><lb/>
          <l>So der Fa&#x0364;ulniß wider&#x017F;tehen,</l><lb/>
          <l>La&#x017F;&#x017F;en nicht leicht was vergehen.</l><lb/>
          <l>Wunden, die veraltet &#x017F;eyn,</l><lb/>
          <l>Werden durch ihn heil und rein.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Bern-<lb/>
&#x017F;tein.</note>
        <lg n="355">
          <l>Bern-, den man auch Agt&#x017F;tein nennet,</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t wohl auch ein Erden&#x017F;aft,</l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;prung man nicht kennet,</l><lb/>
          <l>Noch die eigentliche Kraft,</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t noch verborgen blieben;</l><lb/>
          <l>Gleichwohl die davon ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
          <l>Stimmen alle u&#x0364;berein,</l><lb/>
          <l>Es mu&#x0364;ß auch ein Bergwachs &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="356">
          <l>Man vermeynt, er ka&#x0364;m&#x2019; aus Rinden</l><lb/>
          <l>Fetter Tannenba&#x0364;ume her,</l><lb/>
          <l>Da wir ihn in Preußen finden,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ehr viel im Balt&#x017F;chen Meer:</l><lb/>
          <l>Doch i&#x017F;t glaublicher, er werde,</l><lb/>
          <l>Als ein Bergwachs, in der Erde</l><lb/>
          <l>Jn &#x017F;ehr großer Meng&#x2019;, erziehlt,</l><lb/>
          <l>Und vom Wa&#x017F;&#x017F;er wegge&#x017F;pu&#x0364;lt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="357">
          <l>Aus ihm wird, uns zum Vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
          <l>Viel durch Kun&#x017F;t hervorgebracht.</l><lb/>
          <l>Oefters wird daraus den Fliegen</l><lb/>
          <l>Ein durchleuchtig Grab gemacht:</l><lb/>
          <l>Da wir denn mit &#x017F;olchen Stu&#x0364;cken</l><lb/>
          <l>Viele Cabinette &#x017F;chmu&#x0364;cken,</l><lb/>
          <l>Und in ihnen wunder&#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
          <l>Der Natur ihr Wirken &#x017F;ehn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0112] Betrachtungen Dieſes wird zu vielen Sachen, Sonderlich zum Lack, gebraucht, Welches die Chineſen machen. Duͤnſte, die er von ſich haucht, So der Faͤulniß widerſtehen, Laſſen nicht leicht was vergehen. Wunden, die veraltet ſeyn, Werden durch ihn heil und rein. Bern-, den man auch Agtſtein nennet, Jſt wohl auch ein Erdenſaft, Deſſen Urſprung man nicht kennet, Noch die eigentliche Kraft, Es iſt noch verborgen blieben; Gleichwohl die davon geſchrieben, Stimmen alle uͤberein, Es muͤß auch ein Bergwachs ſeyn. Man vermeynt, er kaͤm’ aus Rinden Fetter Tannenbaͤume her, Da wir ihn in Preußen finden, Und ſehr viel im Baltſchen Meer: Doch iſt glaublicher, er werde, Als ein Bergwachs, in der Erde Jn ſehr großer Meng’, erziehlt, Und vom Waſſer weggeſpuͤlt. Aus ihm wird, uns zum Vergnuͤgen, Viel durch Kunſt hervorgebracht. Oefters wird daraus den Fliegen Ein durchleuchtig Grab gemacht: Da wir denn mit ſolchen Stuͤcken Viele Cabinette ſchmuͤcken, Und in ihnen wunderſchoͤn Der Natur ihr Wirken ſehn. Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/112
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/112>, abgerufen am 21.11.2024.