Durch der Blumen schöne Decken Sind sie, wie man's klärlich spürt, Da sie in denselben stecken, Mehr geschützt noch, als geziert. Hierinn find' ich Wunderwerke, Die ich mit Erstaunen merke; Die durch sie gerührte Brust Spüret eine neue Lust.
Eben, wenn mit solcher Fülle Die Natur das Aug' ergetzt, Wirkt sie etwas in der Stille, Was man noch viel höher schätzt, Wirket sie, durch süße Früchte, Uns so mancherley Gerichte, Und die Hülsen, die so schön, Läßt sie uns inzwischen sehn.
Der Sa- me.
Ja, der Same scheint zumalen Recht ihr Augenmerk zu seyn, Drum hüllt sie in so viel Schaalen Dieß, ihr Kleinod, klüglich ein. Weil, wenn Blüt und Frucht vergehet, Doch durch ihn die Art bestehet, Jst sie also, wie man sieht, Stets fürs Künftige bemüht.
Wie wir es nunmehr entdecken, Soll in ihren Blätterlein Nicht der Nahrungssaft nur stecken, Sondern auch in ihnen seyn Selbst der Anfang von dem Samen, Welchen man, nur nach dem Namen, Kennt, und dessen wahrer Stand Keinem Menschen recht bekannt.
Ja,
Betrachtungen
Durch der Blumen ſchoͤne Decken Sind ſie, wie man’s klaͤrlich ſpuͤrt, Da ſie in denſelben ſtecken, Mehr geſchuͤtzt noch, als geziert. Hierinn find’ ich Wunderwerke, Die ich mit Erſtaunen merke; Die durch ſie geruͤhrte Bruſt Spuͤret eine neue Luſt.
Eben, wenn mit ſolcher Fuͤlle Die Natur das Aug’ ergetzt, Wirkt ſie etwas in der Stille, Was man noch viel hoͤher ſchaͤtzt, Wirket ſie, durch ſuͤße Fruͤchte, Uns ſo mancherley Gerichte, Und die Huͤlſen, die ſo ſchoͤn, Laͤßt ſie uns inzwiſchen ſehn.
Der Sa- me.
Ja, der Same ſcheint zumalen Recht ihr Augenmerk zu ſeyn, Drum huͤllt ſie in ſo viel Schaalen Dieß, ihr Kleinod, kluͤglich ein. Weil, wenn Bluͤt und Frucht vergehet, Doch durch ihn die Art beſtehet, Jſt ſie alſo, wie man ſieht, Stets fuͤrs Kuͤnftige bemuͤht.
Wie wir es nunmehr entdecken, Soll in ihren Blaͤtterlein Nicht der Nahrungsſaft nur ſtecken, Sondern auch in ihnen ſeyn Selbſt der Anfang von dem Samen, Welchen man, nur nach dem Namen, Kennt, und deſſen wahrer Stand Keinem Menſchen recht bekannt.
Ja,
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Betrachtungen
Durch der Blumen ſchoͤne Decken
Sind ſie, wie man’s klaͤrlich ſpuͤrt,
Da ſie in denſelben ſtecken,
Mehr geſchuͤtzt noch, als geziert.
Hierinn find’ ich Wunderwerke,
Die ich mit Erſtaunen merke;
Die durch ſie geruͤhrte Bruſt
Spuͤret eine neue Luſt.
Eben, wenn mit ſolcher Fuͤlle
Die Natur das Aug’ ergetzt,
Wirkt ſie etwas in der Stille,
Was man noch viel hoͤher ſchaͤtzt,
Wirket ſie, durch ſuͤße Fruͤchte,
Uns ſo mancherley Gerichte,
Und die Huͤlſen, die ſo ſchoͤn,
Laͤßt ſie uns inzwiſchen ſehn.
Ja, der Same ſcheint zumalen
Recht ihr Augenmerk zu ſeyn,
Drum huͤllt ſie in ſo viel Schaalen
Dieß, ihr Kleinod, kluͤglich ein.
Weil, wenn Bluͤt und Frucht vergehet,
Doch durch ihn die Art beſtehet,
Jſt ſie alſo, wie man ſieht,
Stets fuͤrs Kuͤnftige bemuͤht.
Wie wir es nunmehr entdecken,
Soll in ihren Blaͤtterlein
Nicht der Nahrungsſaft nur ſtecken,
Sondern auch in ihnen ſeyn
Selbſt der Anfang von dem Samen,
Welchen man, nur nach dem Namen,
Kennt, und deſſen wahrer Stand
Keinem Menſchen recht bekannt.
Ja,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/132>, abgerufen am 16.02.2025.
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