Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über das Reich der Pflanzen. Gleichfalls sind des Zuckers Säfte, Harz und Gummi eben auch, Jhrer Pflanzen Nahrungskräfte, Die nach sonderbarem Brauch Sich von ihren Pflanzen trennen, Draus, wie wir es sehen können, Und man es mit Lust verspürt, Sich was sonderlichs formirt. Wobey wir jedennoch finden, Ver-Daß, wenn von dergleichen Saft Gar zu viel aus ihren Rinden Sich ergießt, ein Baum die Kraft Ganz verlier', und gleichsam sterbe: Drum ein Gärtner gleich die Kerbe, Wenn er ihn im Jmpfen theilt, Mit dem Wachs verbindt und heilt. meh- rung. Wenn wir ferner Achtung geben Auf die Pflanzen, findet man, Daß derselben ganzes Leben, So viel man bemerken kann, Sey ein stetiges Gebähren. Sich vergrößern, sich vermehren, Scheint, wenn man's bemerkt, allein Jhr beständig Werk zu seyn. Dieß wird leicht hieraus erkennet: Wenn man irgend einem Thier' Ein's von seinen Gliedern trennet, Wächst kein ander Glied herfür, Wie sich doch aus Pflanzen zeigen. Aus den abgeschnitt'nen Zweigen Wächst nicht nur ein neuer Strauß, Nein, es wachsen viel heraus. Die,
uͤber das Reich der Pflanzen. Gleichfalls ſind des Zuckers Saͤfte, Harz und Gummi eben auch, Jhrer Pflanzen Nahrungskraͤfte, Die nach ſonderbarem Brauch Sich von ihren Pflanzen trennen, Draus, wie wir es ſehen koͤnnen, Und man es mit Luſt verſpuͤrt, Sich was ſonderlichs formirt. Wobey wir jedennoch finden, Ver-Daß, wenn von dergleichen Saft Gar zu viel aus ihren Rinden Sich ergießt, ein Baum die Kraft Ganz verlier’, und gleichſam ſterbe: Drum ein Gaͤrtner gleich die Kerbe, Wenn er ihn im Jmpfen theilt, Mit dem Wachs verbindt und heilt. meh- rung. Wenn wir ferner Achtung geben Auf die Pflanzen, findet man, Daß derſelben ganzes Leben, So viel man bemerken kann, Sey ein ſtetiges Gebaͤhren. Sich vergroͤßern, ſich vermehren, Scheint, wenn man’s bemerkt, allein Jhr beſtaͤndig Werk zu ſeyn. Dieß wird leicht hieraus erkennet: Wenn man irgend einem Thier’ Ein’s von ſeinen Gliedern trennet, Waͤchſt kein ander Glied herfuͤr, Wie ſich doch aus Pflanzen zeigen. Aus den abgeſchnitt’nen Zweigen Waͤchſt nicht nur ein neuer Strauß, Nein, es wachſen viel heraus. Die,
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Gleichfalls ſind des Zuckers Saͤfte,
Harz und Gummi eben auch,
Jhrer Pflanzen Nahrungskraͤfte,
Die nach ſonderbarem Brauch
Sich von ihren Pflanzen trennen,
Draus, wie wir es ſehen koͤnnen,
Und man es mit Luſt verſpuͤrt,
Sich was ſonderlichs formirt.
Wobey wir jedennoch finden,
Daß, wenn von dergleichen Saft
Gar zu viel aus ihren Rinden
Sich ergießt, ein Baum die Kraft
Ganz verlier’, und gleichſam ſterbe:
Drum ein Gaͤrtner gleich die Kerbe,
Wenn er ihn im Jmpfen theilt,
Mit dem Wachs verbindt und heilt.
Wenn wir ferner Achtung geben
Auf die Pflanzen, findet man,
Daß derſelben ganzes Leben,
So viel man bemerken kann,
Sey ein ſtetiges Gebaͤhren.
Sich vergroͤßern, ſich vermehren,
Scheint, wenn man’s bemerkt, allein
Jhr beſtaͤndig Werk zu ſeyn.
Dieß wird leicht hieraus erkennet:
Wenn man irgend einem Thier’
Ein’s von ſeinen Gliedern trennet,
Waͤchſt kein ander Glied herfuͤr,
Wie ſich doch aus Pflanzen zeigen.
Aus den abgeſchnitt’nen Zweigen
Waͤchſt nicht nur ein neuer Strauß,
Nein, es wachſen viel heraus.
Die,
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