Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.Betrachtungen Auswerts ist das Fleisch bedecket. Eine Schal als eine Haut, Die sich rings um ihn erstrecket, Wird mit Lust daran geschaut; Die oft gelb, oft röthlich scheinet, Mit dem Stengel sich vereinet, Und als Haut an manchem Ort Mit viel Löchern ist durchbohrt. Alles dieß ist an den Zweigen Durch den dünnen Stengel fest, Wodurch alle Säfte steigen. Da sich denn nicht fassen läßt, Auf was Art der Röhren Menge, Jn so großer Eng' und Länge, Von der fernen Wurzel an Bis zum Gipfel steigen kann. Wann demnach wir Aepfel essen, Bir-Ja, wenn wir sie auch nur sehn, Laßt uns Gottes nicht vergessen, Sondern dessen Preis erhöhn! Der auf wunderbare Weise Sie zu unsrer Lust und Speise, Durch uns unbekannte Kraft, Wachsen läßt, erhält und schafft. nen. Alle diese Wundergaben, Die wir an den Aepfeln hier Voller Lust betrachtet haben, Kommen auch bey Birnen für. Aber dennoch ist ungläublich, Unbegreiflich, unbeschreiblich, Was noch für ein Unterscheid An Geschmack und Lieblichkeit. Keiner
Betrachtungen Auswerts iſt das Fleiſch bedecket. Eine Schal als eine Haut, Die ſich rings um ihn erſtrecket, Wird mit Luſt daran geſchaut; Die oft gelb, oft roͤthlich ſcheinet, Mit dem Stengel ſich vereinet, Und als Haut an manchem Ort Mit viel Loͤchern iſt durchbohrt. Alles dieß iſt an den Zweigen Durch den duͤnnen Stengel feſt, Wodurch alle Saͤfte ſteigen. Da ſich denn nicht faſſen laͤßt, Auf was Art der Roͤhren Menge, Jn ſo großer Eng’ und Laͤnge, Von der fernen Wurzel an Bis zum Gipfel ſteigen kann. Wann demnach wir Aepfel eſſen, Bir-Ja, wenn wir ſie auch nur ſehn, Laßt uns Gottes nicht vergeſſen, Sondern deſſen Preis erhoͤhn! Der auf wunderbare Weiſe Sie zu unſrer Luſt und Speiſe, Durch uns unbekannte Kraft, Wachſen laͤßt, erhaͤlt und ſchafft. nen. Alle dieſe Wundergaben, Die wir an den Aepfeln hier Voller Luſt betrachtet haben, Kommen auch bey Birnen fuͤr. Aber dennoch iſt unglaͤublich, Unbegreiflich, unbeſchreiblich, Was noch fuͤr ein Unterſcheid An Geſchmack und Lieblichkeit. Keiner
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Betrachtungen
Auswerts iſt das Fleiſch bedecket.
Eine Schal als eine Haut,
Die ſich rings um ihn erſtrecket,
Wird mit Luſt daran geſchaut;
Die oft gelb, oft roͤthlich ſcheinet,
Mit dem Stengel ſich vereinet,
Und als Haut an manchem Ort
Mit viel Loͤchern iſt durchbohrt.
Alles dieß iſt an den Zweigen
Durch den duͤnnen Stengel feſt,
Wodurch alle Saͤfte ſteigen.
Da ſich denn nicht faſſen laͤßt,
Auf was Art der Roͤhren Menge,
Jn ſo großer Eng’ und Laͤnge,
Von der fernen Wurzel an
Bis zum Gipfel ſteigen kann.
Wann demnach wir Aepfel eſſen,
Ja, wenn wir ſie auch nur ſehn,
Laßt uns Gottes nicht vergeſſen,
Sondern deſſen Preis erhoͤhn!
Der auf wunderbare Weiſe
Sie zu unſrer Luſt und Speiſe,
Durch uns unbekannte Kraft,
Wachſen laͤßt, erhaͤlt und ſchafft.
Alle dieſe Wundergaben,
Die wir an den Aepfeln hier
Voller Luſt betrachtet haben,
Kommen auch bey Birnen fuͤr.
Aber dennoch iſt unglaͤublich,
Unbegreiflich, unbeſchreiblich,
Was noch fuͤr ein Unterſcheid
An Geſchmack und Lieblichkeit.
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