Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über das Reich der Pflanzen. Hört, wie sie zu vielen Sachen Ferner noch zu brauchen seyn: Aufzutrocknen, einzumachen. Man verfertigt Quittenwein, Auch ein Quittenbrodt aus ihnen. Jhrer Kerne Säfte dienen Gegen Augenweh'. Jm Brand Jst auch ihre Kraft erkannt. Da man nun so manch Gerichte Aus den reifen Quitten macht, Will man den[,] der diese Früchte, Uns zu Gut[,] hervorgebracht, Nicht mit frohem Herzen preisen! Laßt uns wenigstens erweisen, Jm Vergnügen unsrer Brust, Daß ihr Ursprung uns bewußt! Laßt uns in dem Essen schmecken Den so wohlgemischten Saft! Laßt uns auch zugleich entdecken Unsrer Zungen scharfe Kraft! Laßt uns dem, der beydes giebet, Beydes macht, und alles liebet, Auch für Quitten dankbar seyn, Und uns seiner Güte freun! Da nun ferner auch die Feigen Feigen.Unsers Schöpfers holde Macht Auf besondre Weise zeigen; Nehmen wir auch die in Acht: Und erwägen voll Vergnügen, Wie in dieser Frucht sich fügen, Und darinn verbunden seyn Nahrung, Lust und Arzeney'n. Diese L 5
uͤber das Reich der Pflanzen. Hoͤrt, wie ſie zu vielen Sachen Ferner noch zu brauchen ſeyn: Aufzutrocknen, einzumachen. Man verfertigt Quittenwein, Auch ein Quittenbrodt aus ihnen. Jhrer Kerne Saͤfte dienen Gegen Augenweh’. Jm Brand Jſt auch ihre Kraft erkannt. Da man nun ſo manch Gerichte Aus den reifen Quitten macht, Will man den[,] der dieſe Fruͤchte, Uns zu Gut[,] hervorgebracht, Nicht mit frohem Herzen preiſen! Laßt uns wenigſtens erweiſen, Jm Vergnuͤgen unſrer Bruſt, Daß ihr Urſprung uns bewußt! Laßt uns in dem Eſſen ſchmecken Den ſo wohlgemiſchten Saft! Laßt uns auch zugleich entdecken Unſrer Zungen ſcharfe Kraft! Laßt uns dem, der beydes giebet, Beydes macht, und alles liebet, Auch fuͤr Quitten dankbar ſeyn, Und uns ſeiner Guͤte freun! Da nun ferner auch die Feigen Feigen.Unſers Schoͤpfers holde Macht Auf beſondre Weiſe zeigen; Nehmen wir auch die in Acht: Und erwaͤgen voll Vergnuͤgen, Wie in dieſer Frucht ſich fuͤgen, Und darinn verbunden ſeyn Nahrung, Luſt und Arzeney’n. Dieſe L 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0189" n="169"/> <fw place="top" type="header">uͤber das Reich der Pflanzen.</fw><lb/> <lg n="658"> <l>Hoͤrt, wie ſie zu vielen Sachen</l><lb/> <l>Ferner noch zu brauchen ſeyn:</l><lb/> <l>Aufzutrocknen, einzumachen.</l><lb/> <l>Man verfertigt Quittenwein,</l><lb/> <l>Auch ein Quittenbrodt aus ihnen.</l><lb/> <l>Jhrer Kerne Saͤfte dienen</l><lb/> <l>Gegen Augenweh’. Jm Brand</l><lb/> <l>Jſt auch ihre Kraft erkannt.</l> </lg><lb/> <lg n="659"> <l>Da man nun ſo manch Gerichte</l><lb/> <l>Aus den reifen Quitten macht,</l><lb/> <l>Will man den<supplied>,</supplied> der dieſe Fruͤchte,</l><lb/> <l>Uns zu Gut<supplied>,</supplied> hervorgebracht,</l><lb/> <l>Nicht mit frohem Herzen preiſen!</l><lb/> <l>Laßt uns wenigſtens erweiſen,</l><lb/> <l>Jm Vergnuͤgen unſrer Bruſt,</l><lb/> <l>Daß ihr Urſprung uns bewußt!</l> </lg><lb/> <lg n="660"> <l>Laßt uns in dem Eſſen ſchmecken</l><lb/> <l>Den ſo wohlgemiſchten Saft!</l><lb/> <l>Laßt uns auch zugleich entdecken</l><lb/> <l>Unſrer Zungen ſcharfe Kraft!</l><lb/> <l>Laßt uns dem, der beydes giebet,</l><lb/> <l>Beydes macht, und alles liebet,</l><lb/> <l>Auch fuͤr Quitten dankbar ſeyn,</l><lb/> <l>Und uns ſeiner Guͤte freun!</l> </lg><lb/> <lg n="661"> <l>Da nun ferner auch die Feigen<lb/><note place="left">Feigen.</note>Unſers Schoͤpfers holde Macht</l><lb/> <l>Auf beſondre Weiſe zeigen;</l><lb/> <l>Nehmen wir auch die in Acht:</l><lb/> <l>Und erwaͤgen voll Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Wie in dieſer Frucht ſich fuͤgen,</l><lb/> <l>Und darinn verbunden ſeyn</l><lb/> <l>Nahrung, Luſt und Arzeney’n.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Dieſe</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [169/0189]
uͤber das Reich der Pflanzen.
Hoͤrt, wie ſie zu vielen Sachen
Ferner noch zu brauchen ſeyn:
Aufzutrocknen, einzumachen.
Man verfertigt Quittenwein,
Auch ein Quittenbrodt aus ihnen.
Jhrer Kerne Saͤfte dienen
Gegen Augenweh’. Jm Brand
Jſt auch ihre Kraft erkannt.
Da man nun ſo manch Gerichte
Aus den reifen Quitten macht,
Will man den, der dieſe Fruͤchte,
Uns zu Gut, hervorgebracht,
Nicht mit frohem Herzen preiſen!
Laßt uns wenigſtens erweiſen,
Jm Vergnuͤgen unſrer Bruſt,
Daß ihr Urſprung uns bewußt!
Laßt uns in dem Eſſen ſchmecken
Den ſo wohlgemiſchten Saft!
Laßt uns auch zugleich entdecken
Unſrer Zungen ſcharfe Kraft!
Laßt uns dem, der beydes giebet,
Beydes macht, und alles liebet,
Auch fuͤr Quitten dankbar ſeyn,
Und uns ſeiner Guͤte freun!
Da nun ferner auch die Feigen
Unſers Schoͤpfers holde Macht
Auf beſondre Weiſe zeigen;
Nehmen wir auch die in Acht:
Und erwaͤgen voll Vergnuͤgen,
Wie in dieſer Frucht ſich fuͤgen,
Und darinn verbunden ſeyn
Nahrung, Luſt und Arzeney’n.
Dieſe
L 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |