Bey so unterschiednen Früchten Dat- teln.Sind zumal auch Datteln werth, Daß wir unser Denken richten Auch auf den, der sie beschert. Wenn wir die Gestalt betrachten, Auf Geschmack und Nutzen achten, Zeiget ihre Süßigkeit Mancherley Verschiedenheit.
Wenn wir ihre Form besehen, Sind sie fast den Eicheln gleich, Doch weit größer. Sie bestehen Aus der Haut; dem Fleisch, das weich; Und dem Kern, der in der Mitten Recht mit einem Riß durchschnitten, Der in weißen Häutchen steckt, Da das Fleisch ein Gelbes deckt.
Jhre weiße Blüte füllet Eine Haut, so sie bedeckt, Die mit ihnen gleichsam quillet Und sich zwischen Aesten streckt. Da man denn in großer Menge, Und wie Trauben, im Gedränge Wenn sie berstet, erst die Blüt, Und darauf die Früchte sieht.
Sie sind angenehm zu essen, Roh sowohl, als zugericht; Doch muß man zugleich ermessen, Was durch sie uns Guts geschicht. Jn verschiednen Arzeneyen Hat man ihrer sich zu freuen; So in Brust- als Halsbeschwer Nützen uns die Datteln sehr.
Wenn
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Bey ſo unterſchiednen Fruͤchten Dat- teln.Sind zumal auch Datteln werth, Daß wir unſer Denken richten Auch auf den, der ſie beſchert. Wenn wir die Geſtalt betrachten, Auf Geſchmack und Nutzen achten, Zeiget ihre Suͤßigkeit Mancherley Verſchiedenheit.
Wenn wir ihre Form beſehen, Sind ſie faſt den Eicheln gleich, Doch weit groͤßer. Sie beſtehen Aus der Haut; dem Fleiſch, das weich; Und dem Kern, der in der Mitten Recht mit einem Riß durchſchnitten, Der in weißen Haͤutchen ſteckt, Da das Fleiſch ein Gelbes deckt.
Jhre weiße Bluͤte fuͤllet Eine Haut, ſo ſie bedeckt, Die mit ihnen gleichſam quillet Und ſich zwiſchen Aeſten ſtreckt. Da man denn in großer Menge, Und wie Trauben, im Gedraͤnge Wenn ſie berſtet, erſt die Bluͤt, Und darauf die Fruͤchte ſieht.
Sie ſind angenehm zu eſſen, Roh ſowohl, als zugericht; Doch muß man zugleich ermeſſen, Was durch ſie uns Guts geſchicht. Jn verſchiednen Arzeneyen Hat man ihrer ſich zu freuen; So in Bruſt- als Halsbeſchwer Nuͤtzen uns die Datteln ſehr.
Wenn
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Bey ſo unterſchiednen Fruͤchten
Sind zumal auch Datteln werth,
Daß wir unſer Denken richten
Auch auf den, der ſie beſchert.
Wenn wir die Geſtalt betrachten,
Auf Geſchmack und Nutzen achten,
Zeiget ihre Suͤßigkeit
Mancherley Verſchiedenheit.
Wenn wir ihre Form beſehen,
Sind ſie faſt den Eicheln gleich,
Doch weit groͤßer. Sie beſtehen
Aus der Haut; dem Fleiſch, das weich;
Und dem Kern, der in der Mitten
Recht mit einem Riß durchſchnitten,
Der in weißen Haͤutchen ſteckt,
Da das Fleiſch ein Gelbes deckt.
Jhre weiße Bluͤte fuͤllet
Eine Haut, ſo ſie bedeckt,
Die mit ihnen gleichſam quillet
Und ſich zwiſchen Aeſten ſtreckt.
Da man denn in großer Menge,
Und wie Trauben, im Gedraͤnge
Wenn ſie berſtet, erſt die Bluͤt,
Und darauf die Fruͤchte ſieht.
Sie ſind angenehm zu eſſen,
Roh ſowohl, als zugericht;
Doch muß man zugleich ermeſſen,
Was durch ſie uns Guts geſchicht.
Jn verſchiednen Arzeneyen
Hat man ihrer ſich zu freuen;
So in Bruſt- als Halsbeſchwer
Nuͤtzen uns die Datteln ſehr.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/203>, abgerufen am 16.07.2024.
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