Königreiche zu gewinnen, Jst bey weitem das nicht werth, Als wenn man Leib, Seel und Sinnen Auf des Höchsten Werke kehrt. Nur nach Pracht und Geld zu gaffen, Sind wir Menschen nicht geschaffen, Weil, beym größten Gut und Stat, Keine Seele Ruhe hat.
Aber wenn ich aller Dinge Ordnung, Menge, Größ' und Pracht Seh', erwäg', und den besinge, Der sie durch sein Wort gemacht; Deucht mich, daß mein Herz verspüret, Da es thut, was ihm gebühret, Wie ein neues Freudenlicht Durch die Nacht der Schwermuth bricht.
Darum wend ich meine Sinnen Auf die Körper, die wir sehn, Nicht so sehr, was sie von innen, Und ihr Wesen zu verstehn; Nein, die Unempfindlichkeiten Der Gewohnheit auszureuten, Daß wir, wie sonst nicht geschehn, Sehen mögen, was wir sehn.
Daß wir, unserm Gott zum Preise, Das, was er auf dieser Welt, Auf so wunderbare Weise, Uns zum Besten dargestellt, Mögen merken, sehn und hören, Jhn in unsern Freuden ehren, Und nicht mehr, wie Thier und Stein Blind und unempfindlich seyn.
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uͤber die drey Reiche der Natur.
Koͤnigreiche zu gewinnen, Jſt bey weitem das nicht werth, Als wenn man Leib, Seel und Sinnen Auf des Hoͤchſten Werke kehrt. Nur nach Pracht und Geld zu gaffen, Sind wir Menſchen nicht geſchaffen, Weil, beym groͤßten Gut und Stat, Keine Seele Ruhe hat.
Aber wenn ich aller Dinge Ordnung, Menge, Groͤß’ und Pracht Seh’, erwaͤg’, und den beſinge, Der ſie durch ſein Wort gemacht; Deucht mich, daß mein Herz verſpuͤret, Da es thut, was ihm gebuͤhret, Wie ein neues Freudenlicht Durch die Nacht der Schwermuth bricht.
Darum wend ich meine Sinnen Auf die Koͤrper, die wir ſehn, Nicht ſo ſehr, was ſie von innen, Und ihr Weſen zu verſtehn; Nein, die Unempfindlichkeiten Der Gewohnheit auszureuten, Daß wir, wie ſonſt nicht geſchehn, Sehen moͤgen, was wir ſehn.
Daß wir, unſerm Gott zum Preiſe, Das, was er auf dieſer Welt, Auf ſo wunderbare Weiſe, Uns zum Beſten dargeſtellt, Moͤgen merken, ſehn und hoͤren, Jhn in unſern Freuden ehren, Und nicht mehr, wie Thier und Stein Blind und unempfindlich ſeyn.
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uͤber die drey Reiche der Natur.
Koͤnigreiche zu gewinnen,
Jſt bey weitem das nicht werth,
Als wenn man Leib, Seel und Sinnen
Auf des Hoͤchſten Werke kehrt.
Nur nach Pracht und Geld zu gaffen,
Sind wir Menſchen nicht geſchaffen,
Weil, beym groͤßten Gut und Stat,
Keine Seele Ruhe hat.
Aber wenn ich aller Dinge
Ordnung, Menge, Groͤß’ und Pracht
Seh’, erwaͤg’, und den beſinge,
Der ſie durch ſein Wort gemacht;
Deucht mich, daß mein Herz verſpuͤret,
Da es thut, was ihm gebuͤhret,
Wie ein neues Freudenlicht
Durch die Nacht der Schwermuth bricht.
Darum wend ich meine Sinnen
Auf die Koͤrper, die wir ſehn,
Nicht ſo ſehr, was ſie von innen,
Und ihr Weſen zu verſtehn;
Nein, die Unempfindlichkeiten
Der Gewohnheit auszureuten,
Daß wir, wie ſonſt nicht geſchehn,
Sehen moͤgen, was wir ſehn.
Daß wir, unſerm Gott zum Preiſe,
Das, was er auf dieſer Welt,
Auf ſo wunderbare Weiſe,
Uns zum Beſten dargeſtellt,
Moͤgen merken, ſehn und hoͤren,
Jhn in unſern Freuden ehren,
Und nicht mehr, wie Thier und Stein
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/23>, abgerufen am 16.07.2024.
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