Durch Brunst gespornt, sich in die Luft. Es kocht' in seinem regen Blut Ein wildes nicht zu löschend Feur. Er ras't', es strebt die innre Glut, Nach einem Ausbruch mit Gewalt und solchem Triebe, daß er schäumte. Er kam an dem gesuchten Ort, der ihn so heftig an sich zog', Und welcher seine feuchte Flammen begierig gleichsam aus ihm sog', Es ward an seinem ganzen Körper, an Adern, Nerven, Fibern, Haut, Ein heft- und ängstiges Bewegen, ein Klopfen, Span- nen, Zucken, Dringen, Um die erhitzte feuchte Glut aus seinen Adern wegzu- bringen, Und sich der Hitze zu entladen, recht mit Verwunderung geschaut: Kaum aber war die Quelle weg, war alles plötzlich aus- gebrannt, Und die Veränderung nicht glaublich, es schwand mit der erloschnen Glut Begierde, Flüchtigkeit und, Brunst, und, sammt den Kräf- ten, Wut und Muth, Die Nerven, welche diese Brunst zu sehr, zu heftig aus- gespannt, Die zogen sich im Augenblick, beraubt von ihren vor'gen Flammen, Geschwächt, erkältet, ganz erschöpft, und recht als wie gelähmt, zusammen. Er stund so zahm, als wie ein Lamm. Wer die Ver- ändrung überleget,
Wird
uͤber das Reich der Thiere.
Durch Brunſt geſpornt, ſich in die Luft. Es kocht’ in ſeinem regen Blut Ein wildes nicht zu loͤſchend Feur. Er raſ’t’, es ſtrebt die innre Glut, Nach einem Ausbruch mit Gewalt und ſolchem Triebe, daß er ſchaͤumte. Er kam an dem geſuchten Ort, der ihn ſo heftig an ſich zog’, Und welcher ſeine feuchte Flammen begierig gleichſam aus ihm ſog’, Es ward an ſeinem ganzen Koͤrper, an Adern, Nerven, Fibern, Haut, Ein heft- und aͤngſtiges Bewegen, ein Klopfen, Span- nen, Zucken, Dringen, Um die erhitzte feuchte Glut aus ſeinen Adern wegzu- bringen, Und ſich der Hitze zu entladen, recht mit Verwunderung geſchaut: Kaum aber war die Quelle weg, war alles ploͤtzlich aus- gebrannt, Und die Veraͤnderung nicht glaublich, es ſchwand mit der erloſchnen Glut Begierde, Fluͤchtigkeit und, Brunſt, und, ſammt den Kraͤf- ten, Wut und Muth, Die Nerven, welche dieſe Brunſt zu ſehr, zu heftig aus- geſpannt, Die zogen ſich im Augenblick, beraubt von ihren vor’gen Flammen, Geſchwaͤcht, erkaͤltet, ganz erſchoͤpft, und recht als wie gelaͤhmt, zuſammen. Er ſtund ſo zahm, als wie ein Lamm. Wer die Ver- aͤndrung uͤberleget,
Wird
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uͤber das Reich der Thiere.
Durch Brunſt geſpornt, ſich in die Luft. Es kocht’ in
ſeinem regen Blut
Ein wildes nicht zu loͤſchend Feur. Er raſ’t’, es ſtrebt
die innre Glut,
Nach einem Ausbruch mit Gewalt und ſolchem Triebe,
daß er ſchaͤumte.
Er kam an dem geſuchten Ort, der ihn ſo heftig an ſich
zog’,
Und welcher ſeine feuchte Flammen begierig gleichſam
aus ihm ſog’,
Es ward an ſeinem ganzen Koͤrper, an Adern, Nerven,
Fibern, Haut,
Ein heft- und aͤngſtiges Bewegen, ein Klopfen, Span-
nen, Zucken, Dringen,
Um die erhitzte feuchte Glut aus ſeinen Adern wegzu-
bringen,
Und ſich der Hitze zu entladen, recht mit Verwunderung
geſchaut:
Kaum aber war die Quelle weg, war alles ploͤtzlich aus-
gebrannt,
Und die Veraͤnderung nicht glaublich, es ſchwand mit
der erloſchnen Glut
Begierde, Fluͤchtigkeit und, Brunſt, und, ſammt den Kraͤf-
ten, Wut und Muth,
Die Nerven, welche dieſe Brunſt zu ſehr, zu heftig aus-
geſpannt,
Die zogen ſich im Augenblick, beraubt von ihren vor’gen
Flammen,
Geſchwaͤcht, erkaͤltet, ganz erſchoͤpft, und recht als wie
gelaͤhmt, zuſammen.
Er ſtund ſo zahm, als wie ein Lamm. Wer die Ver-
aͤndrung uͤberleget,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/241>, abgerufen am 16.07.2024.
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