Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Da der Sonnen Stral hingegen
Wahre Wunder wirkt und zeugt,
Und, mit Wärme, Licht und Segen,
Alle Kreaturen säugt.
Nichts könnt ohne sie geschehen:
Alles sonder Gold bestehen.
Gold ist in der Arzeney
Meistens auch Betriegerey.
Stralende, verborgne Kräfte
Sollen in dem Golde seyn:
Aber Stralen, Balsam, Säfte
Sind nur Grillen, Tand und Schein.
Weil das Gold in irdschen Dingen
Allen Mangel kann bezwingen;
Daher kömmt es, daß die Welt
Gold fast für allmächtig hält.
Gold ist ein Metall, das dichte,
Gelb, gezüge, wohl vereint,
Von ausnehmendem Gewichte,
Das sehr helle glänzt und scheint,
Welches in der Erd entsprießet,
Durch die Hitze schmilzt und fließet,
Und wenn mans ins Feuer legt,
So Capell als Test erträgt.
Welches Erzt nun nicht, in allen,
Diese Eigenschaften hat,
Jst, im Reiche der Metallen,
Jmmer im geringern Grad.
Sonderlich wird nichts gefunden,
Dessen Theile so verbunden;
Denn die Daur im Gold allein
Schätzt man höher, als den Schein.
Eh
Betrachtungen
Da der Sonnen Stral hingegen
Wahre Wunder wirkt und zeugt,
Und, mit Waͤrme, Licht und Segen,
Alle Kreaturen ſaͤugt.
Nichts koͤnnt ohne ſie geſchehen:
Alles ſonder Gold beſtehen.
Gold iſt in der Arzeney
Meiſtens auch Betriegerey.
Stralende, verborgne Kraͤfte
Sollen in dem Golde ſeyn:
Aber Stralen, Balſam, Saͤfte
Sind nur Grillen, Tand und Schein.
Weil das Gold in irdſchen Dingen
Allen Mangel kann bezwingen;
Daher koͤmmt es, daß die Welt
Gold faſt fuͤr allmaͤchtig haͤlt.
Gold iſt ein Metall, das dichte,
Gelb, gezuͤge, wohl vereint,
Von ausnehmendem Gewichte,
Das ſehr helle glaͤnzt und ſcheint,
Welches in der Erd entſprießet,
Durch die Hitze ſchmilzt und fließet,
Und wenn mans ins Feuer legt,
So Capell als Teſt ertraͤgt.
Welches Erzt nun nicht, in allen,
Dieſe Eigenſchaften hat,
Jſt, im Reiche der Metallen,
Jmmer im geringern Grad.
Sonderlich wird nichts gefunden,
Deſſen Theile ſo verbunden;
Denn die Daur im Gold allein
Schaͤtzt man hoͤher, als den Schein.
Eh
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0028" n="8"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="24">
          <l>Da der Sonnen Stral hingegen</l><lb/>
          <l>Wahre Wunder wirkt und zeugt,</l><lb/>
          <l>Und, mit Wa&#x0364;rme, Licht und Segen,</l><lb/>
          <l>Alle Kreaturen &#x017F;a&#x0364;ugt.</l><lb/>
          <l>Nichts ko&#x0364;nnt ohne &#x017F;ie ge&#x017F;chehen:</l><lb/>
          <l>Alles &#x017F;onder Gold be&#x017F;tehen.</l><lb/>
          <l>Gold i&#x017F;t in der Arzeney</l><lb/>
          <l>Mei&#x017F;tens auch Betriegerey.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="25">
          <l>Stralende, verborgne Kra&#x0364;fte</l><lb/>
          <l>Sollen in dem Golde &#x017F;eyn:</l><lb/>
          <l>Aber Stralen, Bal&#x017F;am, Sa&#x0364;fte</l><lb/>
          <l>Sind nur Grillen, Tand und Schein.</l><lb/>
          <l>Weil das Gold in ird&#x017F;chen Dingen</l><lb/>
          <l>Allen Mangel kann bezwingen;</l><lb/>
          <l>Daher ko&#x0364;mmt es, daß die Welt</l><lb/>
          <l>Gold fa&#x017F;t fu&#x0364;r allma&#x0364;chtig ha&#x0364;lt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="26">
          <l>Gold i&#x017F;t ein Metall, das dichte,</l><lb/>
          <l>Gelb, gezu&#x0364;ge, wohl vereint,</l><lb/>
          <l>Von ausnehmendem Gewichte,</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;ehr helle gla&#x0364;nzt und &#x017F;cheint,</l><lb/>
          <l>Welches in der Erd ent&#x017F;prießet,</l><lb/>
          <l>Durch die Hitze &#x017F;chmilzt und fließet,</l><lb/>
          <l>Und wenn mans ins Feuer legt,</l><lb/>
          <l>So Capell als Te&#x017F;t ertra&#x0364;gt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="27">
          <l>Welches Erzt nun nicht, in allen,</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaften hat,</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t, im Reiche der Metallen,</l><lb/>
          <l>Jmmer im geringern Grad.</l><lb/>
          <l>Sonderlich wird nichts gefunden,</l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en Theile &#x017F;o verbunden;</l><lb/>
          <l>Denn die Daur im Gold allein</l><lb/>
          <l>Scha&#x0364;tzt man ho&#x0364;her, als den Schein.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Eh</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0028] Betrachtungen Da der Sonnen Stral hingegen Wahre Wunder wirkt und zeugt, Und, mit Waͤrme, Licht und Segen, Alle Kreaturen ſaͤugt. Nichts koͤnnt ohne ſie geſchehen: Alles ſonder Gold beſtehen. Gold iſt in der Arzeney Meiſtens auch Betriegerey. Stralende, verborgne Kraͤfte Sollen in dem Golde ſeyn: Aber Stralen, Balſam, Saͤfte Sind nur Grillen, Tand und Schein. Weil das Gold in irdſchen Dingen Allen Mangel kann bezwingen; Daher koͤmmt es, daß die Welt Gold faſt fuͤr allmaͤchtig haͤlt. Gold iſt ein Metall, das dichte, Gelb, gezuͤge, wohl vereint, Von ausnehmendem Gewichte, Das ſehr helle glaͤnzt und ſcheint, Welches in der Erd entſprießet, Durch die Hitze ſchmilzt und fließet, Und wenn mans ins Feuer legt, So Capell als Teſt ertraͤgt. Welches Erzt nun nicht, in allen, Dieſe Eigenſchaften hat, Jſt, im Reiche der Metallen, Jmmer im geringern Grad. Sonderlich wird nichts gefunden, Deſſen Theile ſo verbunden; Denn die Daur im Gold allein Schaͤtzt man hoͤher, als den Schein. Eh

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/28
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/28>, abgerufen am 21.11.2024.