Und, im Winter, dürr, sie nähret, da sie uns doch Milch und Butter, Käs' und Rohm in Menge geben. Man sieht Ochsen pflü- gen, ziehn, Und da sie die Erde bauen, sich allein für uns be- mühn, Da sie uns zur Düngung noch auch den fetten Mist ge- wehren, Bis sie, wenn wir sie nun schlachten, selbst mit ihrem Fleisch uns nähren; Welches fast, von allen Speisen, am gesundsten wird geschätzt, Da es, außer daß es nahrsam, im Geschmack uns so er- getzt, Daß mans täglich essen kann, denn es wird uns nie zu- wider; Und daß es auf viele Weise uns noch könne nützlich seyn Auch dabey sehr lange währen, räuchert man es, salzt es ein. Ja man braucht von diesen Thieren, uns zum Nutzen, alle Glieder. Aus den Hörnerm macht man Kämme, Pulverflaschen, Messerheften, Löffel, Dosen, Schreibzeug, Büchslein, zu so mancher- ley Geschäfften, Zu Toback, und andern Dingen, Knöpfen und Laternen- scheiben, Pfeifen, Röhren, daß von allen kaum die Menge zu be- schreiben. Aus den Knochen gleicherweise, woraus man noch überdem Das beliebte Beinschwarz bringt, das den Mahlern so bequem.
Aus
Betrachtungen
Und, im Winter, duͤrr, ſie naͤhret, da ſie uns doch Milch und Butter, Kaͤſ’ und Rohm in Menge geben. Man ſieht Ochſen pfluͤ- gen, ziehn, Und da ſie die Erde bauen, ſich allein fuͤr uns be- muͤhn, Da ſie uns zur Duͤngung noch auch den fetten Miſt ge- wehren, Bis ſie, wenn wir ſie nun ſchlachten, ſelbſt mit ihrem Fleiſch uns naͤhren; Welches faſt, von allen Speiſen, am geſundſten wird geſchaͤtzt, Da es, außer daß es nahrſam, im Geſchmack uns ſo er- getzt, Daß mans taͤglich eſſen kann, denn es wird uns nie zu- wider; Und daß es auf viele Weiſe uns noch koͤnne nuͤtzlich ſeyn Auch dabey ſehr lange waͤhren, raͤuchert man es, ſalzt es ein. Ja man braucht von dieſen Thieren, uns zum Nutzen, alle Glieder. Aus den Hoͤrnerm macht man Kaͤmme, Pulverflaſchen, Meſſerheften, Loͤffel, Doſen, Schreibzeug, Buͤchslein, zu ſo mancher- ley Geſchaͤfften, Zu Toback, und andern Dingen, Knoͤpfen und Laternen- ſcheiben, Pfeifen, Roͤhren, daß von allen kaum die Menge zu be- ſchreiben. Aus den Knochen gleicherweiſe, woraus man noch uͤberdem Das beliebte Beinſchwarz bringt, das den Mahlern ſo bequem.
Aus
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Betrachtungen
Und, im Winter, duͤrr, ſie naͤhret, da ſie uns doch
Milch und Butter,
Kaͤſ’ und Rohm in Menge geben. Man ſieht Ochſen pfluͤ-
gen, ziehn,
Und da ſie die Erde bauen, ſich allein fuͤr uns be-
muͤhn,
Da ſie uns zur Duͤngung noch auch den fetten Miſt ge-
wehren,
Bis ſie, wenn wir ſie nun ſchlachten, ſelbſt mit ihrem
Fleiſch uns naͤhren;
Welches faſt, von allen Speiſen, am geſundſten wird
geſchaͤtzt,
Da es, außer daß es nahrſam, im Geſchmack uns ſo er-
getzt,
Daß mans taͤglich eſſen kann, denn es wird uns nie zu-
wider;
Und daß es auf viele Weiſe uns noch koͤnne nuͤtzlich
ſeyn
Auch dabey ſehr lange waͤhren, raͤuchert man es, ſalzt
es ein.
Ja man braucht von dieſen Thieren, uns zum Nutzen,
alle Glieder.
Aus den Hoͤrnerm macht man Kaͤmme, Pulverflaſchen,
Meſſerheften,
Loͤffel, Doſen, Schreibzeug, Buͤchslein, zu ſo mancher-
ley Geſchaͤfften,
Zu Toback, und andern Dingen, Knoͤpfen und Laternen-
ſcheiben,
Pfeifen, Roͤhren, daß von allen kaum die Menge zu be-
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Aus den Knochen gleicherweiſe, woraus man noch uͤberdem
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/280>, abgerufen am 16.07.2024.
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