Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Daß er der erlegten Körper Haut und Fleisch bis auf
das Bein
Abzulecken fähig ist. Sonsten sollen ihn allein
Scharf und harte Kräuter nähren. Sonst soll es verträg-
lich, gütig,
Wo man es nicht reizet, seyn: nur, verletzet, wird es
wütig,
Da es denn mit seinem Zorn, Grimm und Wut so weit
soll gehn,
Daß im Wege stehnde Bäume seinem Grimm nicht wi-
derstehn.
Da der Mauren Volk sein Fleisch, wir das Horn, ge-
brauchen können,
Werden wir auch dieses Thier nicht mit Recht unnützlich
nennen.
Aus der Glieder Ebenmaaße stralet denn bey diesem
Thier,
Nebst dem Nutzen, auch des Schöpfers Weisheit, Lieb
und Macht herfür.


Der
Betrachtungen
Daß er der erlegten Koͤrper Haut und Fleiſch bis auf
das Bein
Abzulecken faͤhig iſt. Sonſten ſollen ihn allein
Scharf und harte Kraͤuter naͤhren. Sonſt ſoll es vertraͤg-
lich, guͤtig,
Wo man es nicht reizet, ſeyn: nur, verletzet, wird es
wuͤtig,
Da es denn mit ſeinem Zorn, Grimm und Wut ſo weit
ſoll gehn,
Daß im Wege ſtehnde Baͤume ſeinem Grimm nicht wi-
derſtehn.
Da der Mauren Volk ſein Fleiſch, wir das Horn, ge-
brauchen koͤnnen,
Werden wir auch dieſes Thier nicht mit Recht unnuͤtzlich
nennen.
Aus der Glieder Ebenmaaße ſtralet denn bey dieſem
Thier,
Nebſt dem Nutzen, auch des Schoͤpfers Weisheit, Lieb
und Macht herfuͤr.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0288" n="268"/>
          <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß er der erlegten Ko&#x0364;rper Haut und Flei&#x017F;ch bis auf</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">das Bein</hi> </l><lb/>
            <l>Abzulecken fa&#x0364;hig i&#x017F;t. Son&#x017F;ten &#x017F;ollen ihn allein</l><lb/>
            <l>Scharf und harte Kra&#x0364;uter na&#x0364;hren. Son&#x017F;t &#x017F;oll es vertra&#x0364;g-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">lich, gu&#x0364;tig,</hi> </l><lb/>
            <l>Wo man es nicht reizet, &#x017F;eyn: nur, verletzet, wird es</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wu&#x0364;tig,</hi> </l><lb/>
            <l>Da es denn mit &#x017F;einem Zorn, Grimm und Wut &#x017F;o weit</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;oll gehn,</hi> </l><lb/>
            <l>Daß im Wege &#x017F;tehnde Ba&#x0364;ume &#x017F;einem Grimm nicht wi-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">der&#x017F;tehn.</hi> </l><lb/>
            <l>Da der Mauren Volk &#x017F;ein Flei&#x017F;ch, wir das Horn, ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">brauchen ko&#x0364;nnen,</hi> </l><lb/>
            <l>Werden wir auch die&#x017F;es Thier nicht mit Recht unnu&#x0364;tzlich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nennen.</hi> </l><lb/>
            <l>Aus der Glieder Ebenmaaße &#x017F;tralet denn bey die&#x017F;em</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Thier,</hi> </l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t dem Nutzen, auch des Scho&#x0364;pfers Weisheit, Lieb</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">und Macht herfu&#x0364;r.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0288] Betrachtungen Daß er der erlegten Koͤrper Haut und Fleiſch bis auf das Bein Abzulecken faͤhig iſt. Sonſten ſollen ihn allein Scharf und harte Kraͤuter naͤhren. Sonſt ſoll es vertraͤg- lich, guͤtig, Wo man es nicht reizet, ſeyn: nur, verletzet, wird es wuͤtig, Da es denn mit ſeinem Zorn, Grimm und Wut ſo weit ſoll gehn, Daß im Wege ſtehnde Baͤume ſeinem Grimm nicht wi- derſtehn. Da der Mauren Volk ſein Fleiſch, wir das Horn, ge- brauchen koͤnnen, Werden wir auch dieſes Thier nicht mit Recht unnuͤtzlich nennen. Aus der Glieder Ebenmaaße ſtralet denn bey dieſem Thier, Nebſt dem Nutzen, auch des Schoͤpfers Weisheit, Lieb und Macht herfuͤr. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/288
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/288>, abgerufen am 22.11.2024.