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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Sondern uns Geflügel jagt. Aus der Luft, auch aus
der Flut,
Was geschossen, holt und bringet, und so viele Dinge
thut,
Die nicht alle zu erzählen. Zu so viel verschiednen Sa-
chen
Dieses wundersame Thier uns zu Gut geschickt zu machen,
Hat es die Natur für uns so verschiedentlich formiret,
Wie man es an keinem Thier auf der ganzen Welt ver-
spüret:
Viele sind besonders groß, da hingegen andre klein,
Viele stark und schwer von Gliedern, andre schlank, ge-
lenk, gewandt,
Zotticht, stroblicht, kahl und glatt: ja es scheint ein' Art
Verstand
Diesem Thier fast beyzuwohnen. Daß es keck, gehor-
sam, treu,
Munter, freundlich, kühn, verschmitzt, schmeichelnd
und gelehrig sey,
Daß es tausend Künste lernt, ist uns allen ja bekannt.
Witz, Gedächtniß, Schlauigkeit muß man ihnen zuge-
stehen;
Sonderlich hat die Natur sie mit einer Kraft versehen
Jm Geruch, der unbegreiflich, da sie Wege finden kön-
nen,
Und die Spuren unterscheiden, Dinge die man fast nicht
nennen,
Zählen noch begreifen kann, tücht- und fähig auszu-
spähn;
Ja so gar selbst in Gemählden ihren eignen Herrn zu
kennen,
Wie ich solches mit Verwundrung selbst mit Augen an-
gesehn.
Noch
Betrachtungen
Sondern uns Gefluͤgel jagt. Aus der Luft, auch aus
der Flut,
Was geſchoſſen, holt und bringet, und ſo viele Dinge
thut,
Die nicht alle zu erzaͤhlen. Zu ſo viel verſchiednen Sa-
chen
Dieſes wunderſame Thier uns zu Gut geſchickt zu machen,
Hat es die Natur fuͤr uns ſo verſchiedentlich formiret,
Wie man es an keinem Thier auf der ganzen Welt ver-
ſpuͤret:
Viele ſind beſonders groß, da hingegen andre klein,
Viele ſtark und ſchwer von Gliedern, andre ſchlank, ge-
lenk, gewandt,
Zotticht, ſtroblicht, kahl und glatt: ja es ſcheint ein’ Art
Verſtand
Dieſem Thier faſt beyzuwohnen. Daß es keck, gehor-
ſam, treu,
Munter, freundlich, kuͤhn, verſchmitzt, ſchmeichelnd
und gelehrig ſey,
Daß es tauſend Kuͤnſte lernt, iſt uns allen ja bekannt.
Witz, Gedaͤchtniß, Schlauigkeit muß man ihnen zuge-
ſtehen;
Sonderlich hat die Natur ſie mit einer Kraft verſehen
Jm Geruch, der unbegreiflich, da ſie Wege finden koͤn-
nen,
Und die Spuren unterſcheiden, Dinge die man faſt nicht
nennen,
Zaͤhlen noch begreifen kann, tuͤcht- und faͤhig auszu-
ſpaͤhn;
Ja ſo gar ſelbſt in Gemaͤhlden ihren eignen Herrn zu
kennen,
Wie ich ſolches mit Verwundrung ſelbſt mit Augen an-
geſehn.
Noch
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[270/0290] Betrachtungen Sondern uns Gefluͤgel jagt. Aus der Luft, auch aus der Flut, Was geſchoſſen, holt und bringet, und ſo viele Dinge thut, Die nicht alle zu erzaͤhlen. Zu ſo viel verſchiednen Sa- chen Dieſes wunderſame Thier uns zu Gut geſchickt zu machen, Hat es die Natur fuͤr uns ſo verſchiedentlich formiret, Wie man es an keinem Thier auf der ganzen Welt ver- ſpuͤret: Viele ſind beſonders groß, da hingegen andre klein, Viele ſtark und ſchwer von Gliedern, andre ſchlank, ge- lenk, gewandt, Zotticht, ſtroblicht, kahl und glatt: ja es ſcheint ein’ Art Verſtand Dieſem Thier faſt beyzuwohnen. Daß es keck, gehor- ſam, treu, Munter, freundlich, kuͤhn, verſchmitzt, ſchmeichelnd und gelehrig ſey, Daß es tauſend Kuͤnſte lernt, iſt uns allen ja bekannt. Witz, Gedaͤchtniß, Schlauigkeit muß man ihnen zuge- ſtehen; Sonderlich hat die Natur ſie mit einer Kraft verſehen Jm Geruch, der unbegreiflich, da ſie Wege finden koͤn- nen, Und die Spuren unterſcheiden, Dinge die man faſt nicht nennen, Zaͤhlen noch begreifen kann, tuͤcht- und faͤhig auszu- ſpaͤhn; Ja ſo gar ſelbſt in Gemaͤhlden ihren eignen Herrn zu kennen, Wie ich ſolches mit Verwundrung ſelbſt mit Augen an- geſehn. Noch

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/290>, abgerufen am 22.11.2024.