Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Der Marter.
Dieß ist ebenfalls ein Raubthier, so uns öfters Schaden
thut;
Aber doch ist es nicht minder auch zu vielen Sachen gut:
Jhre Bälge, die sehr schön, da sie für den Frost uns schützen,
Können dem, der sie verkauft, und auch ihrem Käufer
nützen.
Jhrer sind verschiedne Sorten,
Die man, sie zu unterscheiden, Stein- und Edelmarter
nennt:
Letztere bewohnen Bäume, sonderlich die Büch- und Eichen;
Diese wissen jungen Vögeln sehr behende nachzuschleichen,
Ja noch größere zu tödten, da sie gar den Auerhahn,
(So weit gehet ihre Kühnheit) nebst dem Birkhun und
Fasan
Anzufallen sich nicht scheuen, und, wenn sie gleich fertig
fliegen,
Jhren Raub nicht fahren lassen, ihnen auf den Rücken liegen,
Da sie sie denn unauf hörlich und so lang im Fluge beißen,
Bis sie beyd' herunter fallen, drauf sie selbige zerreißen.
Jhre Losung lässet uns, anders als in allen Thieren,
Einen nicht unangenehmen lieblichen Geruch verspüren.
Diese wohnen in den Wäldern, da die andern sich hingegen
Jn den Häusern, Scheun'n und Ställen meistens aufzu-
halten pflegen.
Hier wird auch manch Hun erwürgt und viel Flügel-
werk zerbissen,
Die sie aber mehrentheils mit der Haut bezahlen müssen.


Der
Betrachtungen
Der Marter.
Dieß iſt ebenfalls ein Raubthier, ſo uns oͤfters Schaden
thut;
Aber doch iſt es nicht minder auch zu vielen Sachen gut:
Jhre Baͤlge, die ſehr ſchoͤn, da ſie fuͤr den Froſt uns ſchuͤtzen,
Koͤnnen dem, der ſie verkauft, und auch ihrem Kaͤufer
nuͤtzen.
Jhrer ſind verſchiedne Sorten,
Die man, ſie zu unterſcheiden, Stein- und Edelmarter
nennt:
Letztere bewohnen Baͤume, ſonderlich die Buͤch- und Eichen;
Dieſe wiſſen jungen Voͤgeln ſehr behende nachzuſchleichen,
Ja noch groͤßere zu toͤdten, da ſie gar den Auerhahn,
(So weit gehet ihre Kuͤhnheit) nebſt dem Birkhun und
Faſan
Anzufallen ſich nicht ſcheuen, und, wenn ſie gleich fertig
fliegen,
Jhren Raub nicht fahren laſſen, ihnen auf den Ruͤcken liegen,
Da ſie ſie denn unauf hoͤrlich und ſo lang im Fluge beißen,
Bis ſie beyd’ herunter fallen, drauf ſie ſelbige zerreißen.
Jhre Loſung laͤſſet uns, anders als in allen Thieren,
Einen nicht unangenehmen lieblichen Geruch verſpuͤren.
Dieſe wohnen in den Waͤldern, da die andern ſich hingegen
Jn den Haͤuſern, Scheun’n und Staͤllen meiſtens aufzu-
halten pflegen.
Hier wird auch manch Hun erwuͤrgt und viel Fluͤgel-
werk zerbiſſen,
Die ſie aber mehrentheils mit der Haut bezahlen muͤſſen.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0296" n="276"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Marter.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ieß i&#x017F;t ebenfalls ein Raubthier, &#x017F;o uns o&#x0364;fters Schaden</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">thut;</hi> </l><lb/>
            <l>Aber doch i&#x017F;t es nicht minder auch zu vielen Sachen gut:</l><lb/>
            <l>Jhre Ba&#x0364;lge, die &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n, da &#x017F;ie fu&#x0364;r den Fro&#x017F;t uns &#x017F;chu&#x0364;tzen,</l><lb/>
            <l>Ko&#x0364;nnen dem, der &#x017F;ie verkauft, und auch ihrem Ka&#x0364;ufer</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nu&#x0364;tzen.</hi> </l><lb/>
            <l>Jhrer &#x017F;ind ver&#x017F;chiedne Sorten,</l><lb/>
            <l>Die man, &#x017F;ie zu unter&#x017F;cheiden, Stein- und Edelmarter</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nennt:</hi> </l><lb/>
            <l>Letztere bewohnen Ba&#x0364;ume, &#x017F;onderlich die Bu&#x0364;ch- und Eichen;</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;e wi&#x017F;&#x017F;en jungen Vo&#x0364;geln &#x017F;ehr behende nachzu&#x017F;chleichen,</l><lb/>
            <l>Ja noch gro&#x0364;ßere zu to&#x0364;dten, da &#x017F;ie gar den Auerhahn,</l><lb/>
            <l>(So weit gehet ihre Ku&#x0364;hnheit) neb&#x017F;t dem Birkhun und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Fa&#x017F;an</hi> </l><lb/>
            <l>Anzufallen &#x017F;ich nicht &#x017F;cheuen, und, wenn &#x017F;ie gleich fertig</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fliegen,</hi> </l><lb/>
            <l>Jhren Raub nicht fahren la&#x017F;&#x017F;en, ihnen auf den Ru&#x0364;cken liegen,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie &#x017F;ie denn unauf ho&#x0364;rlich und &#x017F;o lang im Fluge beißen,</l><lb/>
            <l>Bis &#x017F;ie beyd&#x2019; herunter fallen, drauf &#x017F;ie &#x017F;elbige zerreißen.</l><lb/>
            <l>Jhre Lo&#x017F;ung la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et uns, anders als in allen Thieren,</l><lb/>
            <l>Einen nicht unangenehmen lieblichen Geruch ver&#x017F;pu&#x0364;ren.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;e wohnen in den Wa&#x0364;ldern, da die andern &#x017F;ich hingegen</l><lb/>
            <l>Jn den Ha&#x0364;u&#x017F;ern, Scheun&#x2019;n und Sta&#x0364;llen mei&#x017F;tens aufzu-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">halten pflegen.</hi> </l><lb/>
            <l>Hier wird auch manch Hun erwu&#x0364;rgt und viel Flu&#x0364;gel-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">werk zerbi&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ie aber mehrentheils mit der Haut bezahlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0296] Betrachtungen Der Marter. Dieß iſt ebenfalls ein Raubthier, ſo uns oͤfters Schaden thut; Aber doch iſt es nicht minder auch zu vielen Sachen gut: Jhre Baͤlge, die ſehr ſchoͤn, da ſie fuͤr den Froſt uns ſchuͤtzen, Koͤnnen dem, der ſie verkauft, und auch ihrem Kaͤufer nuͤtzen. Jhrer ſind verſchiedne Sorten, Die man, ſie zu unterſcheiden, Stein- und Edelmarter nennt: Letztere bewohnen Baͤume, ſonderlich die Buͤch- und Eichen; Dieſe wiſſen jungen Voͤgeln ſehr behende nachzuſchleichen, Ja noch groͤßere zu toͤdten, da ſie gar den Auerhahn, (So weit gehet ihre Kuͤhnheit) nebſt dem Birkhun und Faſan Anzufallen ſich nicht ſcheuen, und, wenn ſie gleich fertig fliegen, Jhren Raub nicht fahren laſſen, ihnen auf den Ruͤcken liegen, Da ſie ſie denn unauf hoͤrlich und ſo lang im Fluge beißen, Bis ſie beyd’ herunter fallen, drauf ſie ſelbige zerreißen. Jhre Loſung laͤſſet uns, anders als in allen Thieren, Einen nicht unangenehmen lieblichen Geruch verſpuͤren. Dieſe wohnen in den Waͤldern, da die andern ſich hingegen Jn den Haͤuſern, Scheun’n und Staͤllen meiſtens aufzu- halten pflegen. Hier wird auch manch Hun erwuͤrgt und viel Fluͤgel- werk zerbiſſen, Die ſie aber mehrentheils mit der Haut bezahlen muͤſſen. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/296
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/296>, abgerufen am 22.11.2024.