Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Thiere.
Das Stachelschwein.
Noch zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel
ziemlich gleich,
Und das nicht weniger als jener an spitzen Stacheln
wunderreich,
Ja fast annoch beträchtlicher, indem es mit den längern
Spitzen
Nicht nur noch mehr geschickt und fähig, sich selbst zu
decken und zu schützen,
Nein, sich so gar von weitem wehren und seinem Gegner
schaden kann.
Es fällt mit selben seinen Feind, recht als mit spitzen
Pfeilen, an,
Und sucht von weitem ihm zu schaden. Die Art, wie
er aus seinem Fleisch
Sie so geschwinde schnellen kann, ist wunderlich. Ein
stark Geräusch
Erreget es, wenn es erzürnt. Die Stacheln selbst sind
glatt und schön,
Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch fast schöner, an-
zusehn.
Sie sind oft einer Ellen lang, mit schwarzen und mit
weißen Flecken,
Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Lust
darauf entdecken.
Man braucht sie bey den Schildern viel, zu auserlesnen
Pinselstöcken.
Man ißt ihr Fleisch, man hat auch ihrer zu heilen und
in Arzeneyen
Sich eben auf dieselbe Weise, als wie des Jgels, zu er-
freuen.
Die
U
uͤber das Reich der Thiere.
Das Stachelſchwein.
Noch zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel
ziemlich gleich,
Und das nicht weniger als jener an ſpitzen Stacheln
wunderreich,
Ja faſt annoch betraͤchtlicher, indem es mit den laͤngern
Spitzen
Nicht nur noch mehr geſchickt und faͤhig, ſich ſelbſt zu
decken und zu ſchuͤtzen,
Nein, ſich ſo gar von weitem wehren und ſeinem Gegner
ſchaden kann.
Es faͤllt mit ſelben ſeinen Feind, recht als mit ſpitzen
Pfeilen, an,
Und ſucht von weitem ihm zu ſchaden. Die Art, wie
er aus ſeinem Fleiſch
Sie ſo geſchwinde ſchnellen kann, iſt wunderlich. Ein
ſtark Geraͤuſch
Erreget es, wenn es erzuͤrnt. Die Stacheln ſelbſt ſind
glatt und ſchoͤn,
Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch faſt ſchoͤner, an-
zuſehn.
Sie ſind oft einer Ellen lang, mit ſchwarzen und mit
weißen Flecken,
Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Luſt
darauf entdecken.
Man braucht ſie bey den Schildern viel, zu auserleſnen
Pinſelſtoͤcken.
Man ißt ihr Fleiſch, man hat auch ihrer zu heilen und
in Arzeneyen
Sich eben auf dieſelbe Weiſe, als wie des Jgels, zu er-
freuen.
Die
U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0325" n="305"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Thiere.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das Stachel&#x017F;chwein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">N</hi>och zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ziemlich gleich,</hi> </l><lb/>
            <l>Und das nicht weniger als jener an &#x017F;pitzen Stacheln</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wunderreich,</hi> </l><lb/>
            <l>Ja fa&#x017F;t annoch betra&#x0364;chtlicher, indem es mit den la&#x0364;ngern</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Spitzen</hi> </l><lb/>
            <l>Nicht nur noch mehr ge&#x017F;chickt und fa&#x0364;hig, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">decken und zu &#x017F;chu&#x0364;tzen,</hi> </l><lb/>
            <l>Nein, &#x017F;ich &#x017F;o gar von weitem wehren und &#x017F;einem Gegner</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chaden kann.</hi> </l><lb/>
            <l>Es fa&#x0364;llt mit &#x017F;elben &#x017F;einen Feind, recht als mit &#x017F;pitzen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Pfeilen, an,</hi> </l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ucht von weitem ihm zu &#x017F;chaden. Die Art, wie</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">er aus &#x017F;einem Flei&#x017F;ch</hi> </l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;o ge&#x017F;chwinde &#x017F;chnellen kann, i&#x017F;t wunderlich. Ein</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tark Gera&#x0364;u&#x017F;ch</hi> </l><lb/>
            <l>Erreget es, wenn es erzu&#x0364;rnt. Die Stacheln &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">glatt und &#x017F;cho&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
            <l>Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch fa&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;ner, an-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu&#x017F;ehn.</hi> </l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;ind oft einer Ellen lang, mit &#x017F;chwarzen und mit</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">weißen Flecken,</hi> </l><lb/>
            <l>Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">darauf entdecken.</hi> </l><lb/>
            <l>Man braucht &#x017F;ie bey den Schildern viel, zu auserle&#x017F;nen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Pin&#x017F;el&#x017F;to&#x0364;cken.</hi> </l><lb/>
            <l>Man ißt ihr Flei&#x017F;ch, man hat auch ihrer zu heilen und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">in Arzeneyen</hi> </l><lb/>
            <l>Sich eben auf die&#x017F;elbe Wei&#x017F;e, als wie des Jgels, zu er-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">freuen.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">U</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0325] uͤber das Reich der Thiere. Das Stachelſchwein. Noch zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel ziemlich gleich, Und das nicht weniger als jener an ſpitzen Stacheln wunderreich, Ja faſt annoch betraͤchtlicher, indem es mit den laͤngern Spitzen Nicht nur noch mehr geſchickt und faͤhig, ſich ſelbſt zu decken und zu ſchuͤtzen, Nein, ſich ſo gar von weitem wehren und ſeinem Gegner ſchaden kann. Es faͤllt mit ſelben ſeinen Feind, recht als mit ſpitzen Pfeilen, an, Und ſucht von weitem ihm zu ſchaden. Die Art, wie er aus ſeinem Fleiſch Sie ſo geſchwinde ſchnellen kann, iſt wunderlich. Ein ſtark Geraͤuſch Erreget es, wenn es erzuͤrnt. Die Stacheln ſelbſt ſind glatt und ſchoͤn, Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch faſt ſchoͤner, an- zuſehn. Sie ſind oft einer Ellen lang, mit ſchwarzen und mit weißen Flecken, Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Luſt darauf entdecken. Man braucht ſie bey den Schildern viel, zu auserleſnen Pinſelſtoͤcken. Man ißt ihr Fleiſch, man hat auch ihrer zu heilen und in Arzeneyen Sich eben auf dieſelbe Weiſe, als wie des Jgels, zu er- freuen. Die U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/325
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/325>, abgerufen am 22.11.2024.