Laßt aber dennoch die Erkenntniß der Wissensschwäch' uns nicht erschrecken. Wir wissen hier, so viel wir sollen, und zwar nach un- serm Stande gnug, Und klagen darum, daß wir hier nicht mehr erkennen, nicht mit Fug. Wir scheinen hier bloß zum Bewundern von Gott in diese Welt gesetzt, Und, im Geschöpf, uns sein zu freuen. Wie daß man sich denn nicht ergetzt! Wobey man doch aus der Vernunft, auch aus der Bi- bel, Gründe nimmt, Es hab' uns Gott nach diesem Leben zu höh'rer Wissen- schaft bestimmt.
Früh-
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Laßt aber dennoch die Erkenntniß der Wiſſensſchwaͤch’ uns nicht erſchrecken. Wir wiſſen hier, ſo viel wir ſollen, und zwar nach un- ſerm Stande gnug, Und klagen darum, daß wir hier nicht mehr erkennen, nicht mit Fug. Wir ſcheinen hier bloß zum Bewundern von Gott in dieſe Welt geſetzt, Und, im Geſchoͤpf, uns ſein zu freuen. Wie daß man ſich denn nicht ergetzt! Wobey man doch aus der Vernunft, auch aus der Bi- bel, Gruͤnde nimmt, Es hab’ uns Gott nach dieſem Leben zu hoͤh’rer Wiſſen- ſchaft beſtimmt.
Fruͤh-
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Laßt aber dennoch die Erkenntniß der Wiſſensſchwaͤch’
uns nicht erſchrecken.
Wir wiſſen hier, ſo viel wir ſollen, und zwar nach un-
ſerm Stande gnug,
Und klagen darum, daß wir hier nicht mehr erkennen,
nicht mit Fug.
Wir ſcheinen hier bloß zum Bewundern von Gott in dieſe
Welt geſetzt,
Und, im Geſchoͤpf, uns ſein zu freuen. Wie daß man
ſich denn nicht ergetzt!
Wobey man doch aus der Vernunft, auch aus der Bi-
bel, Gruͤnde nimmt,
Es hab’ uns Gott nach dieſem Leben zu hoͤh’rer Wiſſen-
ſchaft beſtimmt.
Fruͤh-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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