Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.zum irdischen Vergnügen in Gott. Zumal beym Gegenwurf der Gottheit, mit Fug und Recht zu machen seyn. Wir haben in uns Kraft genug, uns von dem Kleinen zu erhöhen, Und, wenn wir auf was Göttlichs denken, auf etwas Würdigers zu sehen, Als auf uns selbst und kleine Bilder. Von Körpern leibliche Jdeen, Von Geistern geistige, von Gott die allerherrlichsten und besten, Die allerwürdigsten und größten, Wozu wir immer fähig seyn, zu hegen, ist nur unsre Pflicht. A. Dieß wär' vielleicht so unrecht nicht Für einen Geist, der sonder Körper, von Gott was Wür- digs denken wollte; Allein die Frag' ist: ob von uns im Körper hier auf unsrer Erde Ein Gleiches auch geschehen könne, ein Gleiches auch er- fodert werde, Und ob es nicht vermuthlich scheinet, Daß so lang' in uns auf der Welt der Geist und Körper noch vereinet, Daß, sonder körperliche Bilder, man schwerlich richtig denken kann? Je mehr ich dieses überlege, je minder geht es anders an. B. Dieß scheinet auch so unrecht nicht, doch wirst du mir auch zugestehen, Man habe, bey der Gottheit Wesen, aufs mindeste dahin zu sehen, Daß B b
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Zumal beym Gegenwurf der Gottheit, mit Fug und Recht zu machen ſeyn. Wir haben in uns Kraft genug, uns von dem Kleinen zu erhoͤhen, Und, wenn wir auf was Goͤttlichs denken, auf etwas Wuͤrdigers zu ſehen, Als auf uns ſelbſt und kleine Bilder. Von Koͤrpern leibliche Jdeen, Von Geiſtern geiſtige, von Gott die allerherrlichſten und beſten, Die allerwuͤrdigſten und groͤßten, Wozu wir immer faͤhig ſeyn, zu hegen, iſt nur unſre Pflicht. A. Dieß waͤr’ vielleicht ſo unrecht nicht Fuͤr einen Geiſt, der ſonder Koͤrper, von Gott was Wuͤr- digs denken wollte; Allein die Frag’ iſt: ob von uns im Koͤrper hier auf unſrer Erde Ein Gleiches auch geſchehen koͤnne, ein Gleiches auch er- fodert werde, Und ob es nicht vermuthlich ſcheinet, Daß ſo lang’ in uns auf der Welt der Geiſt und Koͤrper noch vereinet, Daß, ſonder koͤrperliche Bilder, man ſchwerlich richtig denken kann? Je mehr ich dieſes uͤberlege, je minder geht es anders an. B. Dieß ſcheinet auch ſo unrecht nicht, doch wirſt du mir auch zugeſtehen, Man habe, bey der Gottheit Weſen, aufs mindeſte dahin zu ſehen, Daß B b
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
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zu machen ſeyn.
Wir haben in uns Kraft genug, uns von dem Kleinen
zu erhoͤhen,
Und, wenn wir auf was Goͤttlichs denken, auf etwas
Wuͤrdigers zu ſehen,
Als auf uns ſelbſt und kleine Bilder. Von Koͤrpern
leibliche Jdeen,
Von Geiſtern geiſtige, von Gott die allerherrlichſten und
beſten,
Die allerwuͤrdigſten und groͤßten,
Wozu wir immer faͤhig ſeyn, zu hegen, iſt nur unſre
Pflicht.
A. Dieß waͤr’ vielleicht ſo unrecht nicht
Fuͤr einen Geiſt, der ſonder Koͤrper, von Gott was Wuͤr-
digs denken wollte;
Allein die Frag’ iſt: ob von uns im Koͤrper hier auf unſrer
Erde
Ein Gleiches auch geſchehen koͤnne, ein Gleiches auch er-
fodert werde,
Und ob es nicht vermuthlich ſcheinet,
Daß ſo lang’ in uns auf der Welt der Geiſt und Koͤrper
noch vereinet,
Daß, ſonder koͤrperliche Bilder, man ſchwerlich richtig
denken kann?
Je mehr ich dieſes uͤberlege, je minder geht es anders an.
B. Dieß ſcheinet auch ſo unrecht nicht, doch wirſt
du mir auch zugeſtehen,
Man habe, bey der Gottheit Weſen, aufs mindeſte dahin
zu ſehen,
Daß
B b
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