Unterscheid zwischen einem Träumen- den und Wachenden.
Es fragt sich, da wir schlafend träumen, ob wir auch, wenn wir wachen, nicht Auf gleiche Weise träumen würden, durch der Jdeen großes Heer, Und durch die ungezählte Vorwürf, (worinn wir schwim- men wie im Meer) Sowohl als in der Nacht verwirrt? Daß aber dieses nicht geschicht, Scheint bloß hiedurch allein behindert, da unsern Seelen eine Kraft, Das, was unordentlich, zu ordnen, ist zugetheilt, ein' Eigenschaft, Das, was zu viel ist, zu entfernen, durch diese Richter- kraft allein Kann alles, was wir denken, recht und ordentlich gewir- ket seyn. Wir scheinen denn, so lange wir in dieser Welt sind, so geschaffen, Daß, wenn wir in der Nuhe liegen, auch diese Richter- kräfte schlafen.
Gebeth.
C c 3
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Unterſcheid zwiſchen einem Traͤumen- den und Wachenden.
Es fragt ſich, da wir ſchlafend traͤumen, ob wir auch, wenn wir wachen, nicht Auf gleiche Weiſe traͤumen wuͤrden, durch der Jdeen großes Heer, Und durch die ungezaͤhlte Vorwuͤrf, (worinn wir ſchwim- men wie im Meer) Sowohl als in der Nacht verwirrt? Daß aber dieſes nicht geſchicht, Scheint bloß hiedurch allein behindert, da unſern Seelen eine Kraft, Das, was unordentlich, zu ordnen, iſt zugetheilt, ein’ Eigenſchaft, Das, was zu viel iſt, zu entfernen, durch dieſe Richter- kraft allein Kann alles, was wir denken, recht und ordentlich gewir- ket ſeyn. Wir ſcheinen denn, ſo lange wir in dieſer Welt ſind, ſo geſchaffen, Daß, wenn wir in der Nuhe liegen, auch dieſe Richter- kraͤfte ſchlafen.
Gebeth.
C c 3
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0425"n="405"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Unterſcheid zwiſchen einem Traͤumen-</hi><lb/>
den und Wachenden.</head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>s fragt ſich, da wir ſchlafend traͤumen, ob wir auch,</l><lb/><l><hirendition="#et">wenn wir wachen, nicht</hi></l><lb/><l>Auf gleiche Weiſe traͤumen wuͤrden, durch der Jdeen</l><lb/><l><hirendition="#et">großes Heer,</hi></l><lb/><l>Und durch die ungezaͤhlte Vorwuͤrf, (worinn wir ſchwim-</l><lb/><l><hirendition="#et">men wie im Meer)</hi></l><lb/><l>Sowohl als in der Nacht verwirrt? Daß aber dieſes</l><lb/><l><hirendition="#et">nicht geſchicht,</hi></l><lb/><l>Scheint bloß hiedurch allein behindert, da unſern Seelen</l><lb/><l><hirendition="#et">eine Kraft,</hi></l><lb/><l>Das, was unordentlich, zu ordnen, iſt zugetheilt, ein’</l><lb/><l><hirendition="#et">Eigenſchaft,</hi></l><lb/><l>Das, was zu viel iſt, zu entfernen, durch dieſe Richter-</l><lb/><l><hirendition="#et">kraft allein</hi></l><lb/><l>Kann alles, was wir denken, recht und ordentlich gewir-</l><lb/><l><hirendition="#et">ket ſeyn.</hi></l><lb/><l>Wir ſcheinen denn, ſo lange wir in dieſer Welt ſind, ſo</l><lb/><l><hirendition="#et">geſchaffen,</hi></l><lb/><l>Daß, wenn wir in der Nuhe liegen, auch dieſe Richter-</l><lb/><l><hirendition="#et">kraͤfte ſchlafen.</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Gebeth.</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[405/0425]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Unterſcheid zwiſchen einem Traͤumen-
den und Wachenden.
Es fragt ſich, da wir ſchlafend traͤumen, ob wir auch,
wenn wir wachen, nicht
Auf gleiche Weiſe traͤumen wuͤrden, durch der Jdeen
großes Heer,
Und durch die ungezaͤhlte Vorwuͤrf, (worinn wir ſchwim-
men wie im Meer)
Sowohl als in der Nacht verwirrt? Daß aber dieſes
nicht geſchicht,
Scheint bloß hiedurch allein behindert, da unſern Seelen
eine Kraft,
Das, was unordentlich, zu ordnen, iſt zugetheilt, ein’
Eigenſchaft,
Das, was zu viel iſt, zu entfernen, durch dieſe Richter-
kraft allein
Kann alles, was wir denken, recht und ordentlich gewir-
ket ſeyn.
Wir ſcheinen denn, ſo lange wir in dieſer Welt ſind, ſo
geſchaffen,
Daß, wenn wir in der Nuhe liegen, auch dieſe Richter-
kraͤfte ſchlafen.
Gebeth.
C c 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/425>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.