Gefällt er sich jedoch noch mehr. Er scheint ein' Art Selbständigkeit Jn seinem Wesen zu besitzen, er findet einen Unterscheid Jn sich, der ihn von allem trennt, was in der ganzen Welt vorhanden. Dieß findet er, doch weis er nicht, wie er und alle Ding' entstanden. Von einer Gottheit weis er nichts, so lang' als er sich selbst gelassen. Doch wird, durch Schlüsse der Vernunft, er leichtlich, daß ein Gott sey, fassen. Sie lehret ihn, aus der Erfahrung, daß überall, in allen Dingen, Kein einzigs Ding sich selber bilden, und nichts sich könn' in Ordnung bringen; Daß folglich, noch vor aller Ordnung, ein weises über- legend Wesen, Die Quelle von der Ordnung selbst, sich einen weisen Zweck erlesen, Wornach die Körper einzurichten. Hieraus nun folget sonnenklar: Daß Gott, in den geschaffnen Werken, sich unsern Seelen offenbar. Das wunderbare Weltgebäude, und seine Herrlichkeit allein, Zeigt uns in seiner Ordnung Gott und sein unwider- sprechlichs Seyn. Sein Wesen, als den Urstand, Ursprung, und den Re- gierer aller Dinge, Bey dem der Welten Heer nicht groß, doch auch kein Staub nicht zu geringe Und seiner Aufsicht unwerth ist, da er von ihm sein Seyn empfinge.
Je
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Gefaͤllt er ſich jedoch noch mehr. Er ſcheint ein’ Art Selbſtaͤndigkeit Jn ſeinem Weſen zu beſitzen, er findet einen Unterſcheid Jn ſich, der ihn von allem trennt, was in der ganzen Welt vorhanden. Dieß findet er, doch weis er nicht, wie er und alle Ding’ entſtanden. Von einer Gottheit weis er nichts, ſo lang’ als er ſich ſelbſt gelaſſen. Doch wird, durch Schluͤſſe der Vernunft, er leichtlich, daß ein Gott ſey, faſſen. Sie lehret ihn, aus der Erfahrung, daß uͤberall, in allen Dingen, Kein einzigs Ding ſich ſelber bilden, und nichts ſich koͤnn’ in Ordnung bringen; Daß folglich, noch vor aller Ordnung, ein weiſes uͤber- legend Weſen, Die Quelle von der Ordnung ſelbſt, ſich einen weiſen Zweck erleſen, Wornach die Koͤrper einzurichten. Hieraus nun folget ſonnenklar: Daß Gott, in den geſchaffnen Werken, ſich unſern Seelen offenbar. Das wunderbare Weltgebaͤude, und ſeine Herrlichkeit allein, Zeigt uns in ſeiner Ordnung Gott und ſein unwider- ſprechlichs Seyn. Sein Weſen, als den Urſtand, Urſprung, und den Re- gierer aller Dinge, Bey dem der Welten Heer nicht groß, doch auch kein Staub nicht zu geringe Und ſeiner Aufſicht unwerth iſt, da er von ihm ſein Seyn empfinge.
Je
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="22"><l><pbfacs="#f0527"n="507"/><fwplace="top"type="header">zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.</fw></l><lb/><l>Gefaͤllt er ſich jedoch noch mehr. Er ſcheint ein’ Art<lb/><hirendition="#et">Selbſtaͤndigkeit</hi></l><lb/><l>Jn ſeinem Weſen zu beſitzen, er findet einen Unterſcheid</l><lb/><l>Jn ſich, der ihn von allem trennt, was in der ganzen<lb/><hirendition="#et">Welt vorhanden.</hi></l><lb/><l>Dieß findet er, doch weis er nicht, wie er und alle<lb/><hirendition="#et">Ding’ entſtanden.</hi></l><lb/><l>Von einer Gottheit weis er nichts, ſo lang’ als er ſich<lb/><hirendition="#et">ſelbſt gelaſſen.</hi></l><lb/><l>Doch wird, durch Schluͤſſe der Vernunft, er leichtlich,<lb/><hirendition="#et">daß ein Gott ſey, faſſen.</hi></l><lb/><l>Sie lehret ihn, aus der Erfahrung, daß uͤberall, in<lb/><hirendition="#et">allen Dingen,</hi></l><lb/><l>Kein einzigs Ding ſich ſelber bilden, und nichts ſich koͤnn’<lb/><hirendition="#et">in Ordnung bringen;</hi></l><lb/><l>Daß folglich, noch vor aller Ordnung, ein weiſes uͤber-<lb/><hirendition="#et">legend Weſen,</hi></l><lb/><l>Die Quelle von der Ordnung ſelbſt, ſich einen weiſen<lb/><hirendition="#et">Zweck erleſen,</hi></l><lb/><l>Wornach die Koͤrper einzurichten. Hieraus nun folget<lb/><hirendition="#et">ſonnenklar:</hi></l><lb/><l>Daß Gott, in den geſchaffnen Werken, ſich unſern<lb/><hirendition="#et">Seelen offenbar.</hi></l><lb/><l>Das wunderbare Weltgebaͤude, und ſeine Herrlichkeit allein,</l><lb/><l>Zeigt uns in ſeiner Ordnung Gott und ſein unwider-<lb/><hirendition="#et">ſprechlichs Seyn.</hi></l><lb/><l>Sein Weſen, als den Urſtand, Urſprung, und den Re-<lb/><hirendition="#et">gierer aller Dinge,</hi></l><lb/><l>Bey dem der Welten Heer nicht groß, doch auch kein<lb/><hirendition="#et">Staub nicht zu geringe</hi></l><lb/><l>Und ſeiner Aufſicht unwerth iſt, da er von ihm ſein<lb/><hirendition="#et">Seyn empfinge.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Je</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[507/0527]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Gefaͤllt er ſich jedoch noch mehr. Er ſcheint ein’ Art
Selbſtaͤndigkeit
Jn ſeinem Weſen zu beſitzen, er findet einen Unterſcheid
Jn ſich, der ihn von allem trennt, was in der ganzen
Welt vorhanden.
Dieß findet er, doch weis er nicht, wie er und alle
Ding’ entſtanden.
Von einer Gottheit weis er nichts, ſo lang’ als er ſich
ſelbſt gelaſſen.
Doch wird, durch Schluͤſſe der Vernunft, er leichtlich,
daß ein Gott ſey, faſſen.
Sie lehret ihn, aus der Erfahrung, daß uͤberall, in
allen Dingen,
Kein einzigs Ding ſich ſelber bilden, und nichts ſich koͤnn’
in Ordnung bringen;
Daß folglich, noch vor aller Ordnung, ein weiſes uͤber-
legend Weſen,
Die Quelle von der Ordnung ſelbſt, ſich einen weiſen
Zweck erleſen,
Wornach die Koͤrper einzurichten. Hieraus nun folget
ſonnenklar:
Daß Gott, in den geſchaffnen Werken, ſich unſern
Seelen offenbar.
Das wunderbare Weltgebaͤude, und ſeine Herrlichkeit allein,
Zeigt uns in ſeiner Ordnung Gott und ſein unwider-
ſprechlichs Seyn.
Sein Weſen, als den Urſtand, Urſprung, und den Re-
gierer aller Dinge,
Bey dem der Welten Heer nicht groß, doch auch kein
Staub nicht zu geringe
Und ſeiner Aufſicht unwerth iſt, da er von ihm ſein
Seyn empfinge.
Je
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/527>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.