Sie hatten alle langsam nur, und nur mit fauler Hand gewirket, Und doch soll deines Körpers Bau, in etwan sieben Wochen Zeit, Wie es dein Schöpfer dir bezirket, Zertheilt und abgebrochen seyn. So muß mit einer größern Macht Ein stärker Krankheitheer gefodert, gebrauchet seyn und angebracht, Den festen Körper zu zertheilen. Solch' übertriebene Ge- walt Jst, ohne Schmerzen, sonder Plagen Nicht zu erdulden, und dennoch mußt du dieselbigen ertragen, Wo du zu der Zeit sterben sollt. Die Schwachen werden dergestalt, Auch Aeltere, nicht angegriffen, so wenig als verschiedner Weiber Weit schwächre, nicht so feste Leiber, Jn welchen nämlich mindre Stärke und Festigkeit vor- handen war. Es brauchts demnach, sie aufzulösen, von Krankheit keine solche Schaar. Jn alten schon zernagten Körpern sind sie schon seit so lan- ger Zeit Damit beschäfftiget gewesen, das Leben ihnen zu entziehen, Die weichen Nerven, welken Muskeln, des kalten Flei- sches Schwächlichkeit Gebrauchen von der letzten Krankheit kein solches unge- stüm Bemühen. Damit sie aber dich besiegen, der du von starken Kräften bist, Begreift man leicht, daß mehr Gewalt und Kraft dazu vonnöthen ist,
Ja
Anleitung
Sie hatten alle langſam nur, und nur mit fauler Hand gewirket, Und doch ſoll deines Koͤrpers Bau, in etwan ſieben Wochen Zeit, Wie es dein Schoͤpfer dir bezirket, Zertheilt und abgebrochen ſeyn. So muß mit einer groͤßern Macht Ein ſtaͤrker Krankheitheer gefodert, gebrauchet ſeyn und angebracht, Den feſten Koͤrper zu zertheilen. Solch’ uͤbertriebene Ge- walt Jſt, ohne Schmerzen, ſonder Plagen Nicht zu erdulden, und dennoch mußt du dieſelbigen ertragen, Wo du zu der Zeit ſterben ſollt. Die Schwachen werden dergeſtalt, Auch Aeltere, nicht angegriffen, ſo wenig als verſchiedner Weiber Weit ſchwaͤchre, nicht ſo feſte Leiber, Jn welchen naͤmlich mindre Staͤrke und Feſtigkeit vor- handen war. Es brauchts demnach, ſie aufzuloͤſen, von Krankheit keine ſolche Schaar. Jn alten ſchon zernagten Koͤrpern ſind ſie ſchon ſeit ſo lan- ger Zeit Damit beſchaͤfftiget geweſen, das Leben ihnen zu entziehen, Die weichen Nerven, welken Muskeln, des kalten Flei- ſches Schwaͤchlichkeit Gebrauchen von der letzten Krankheit kein ſolches unge- ſtuͤm Bemuͤhen. Damit ſie aber dich beſiegen, der du von ſtarken Kraͤften biſt, Begreift man leicht, daß mehr Gewalt und Kraft dazu vonnoͤthen iſt,
Ja
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Anleitung
Sie hatten alle langſam nur, und nur mit fauler Hand
gewirket,
Und doch ſoll deines Koͤrpers Bau, in etwan ſieben
Wochen Zeit,
Wie es dein Schoͤpfer dir bezirket,
Zertheilt und abgebrochen ſeyn. So muß mit einer
groͤßern Macht
Ein ſtaͤrker Krankheitheer gefodert, gebrauchet ſeyn und
angebracht,
Den feſten Koͤrper zu zertheilen. Solch’ uͤbertriebene Ge-
walt
Jſt, ohne Schmerzen, ſonder Plagen
Nicht zu erdulden, und dennoch mußt du dieſelbigen ertragen,
Wo du zu der Zeit ſterben ſollt. Die Schwachen werden
dergeſtalt,
Auch Aeltere, nicht angegriffen, ſo wenig als verſchiedner
Weiber
Weit ſchwaͤchre, nicht ſo feſte Leiber,
Jn welchen naͤmlich mindre Staͤrke und Feſtigkeit vor-
handen war.
Es brauchts demnach, ſie aufzuloͤſen, von Krankheit
keine ſolche Schaar.
Jn alten ſchon zernagten Koͤrpern ſind ſie ſchon ſeit ſo lan-
ger Zeit
Damit beſchaͤfftiget geweſen, das Leben ihnen zu entziehen,
Die weichen Nerven, welken Muskeln, des kalten Flei-
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Gebrauchen von der letzten Krankheit kein ſolches unge-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/616>, abgerufen am 22.11.2024.
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