Oder das, was Gott erfodert? Daß er aber das be- gehrt, Was zu deinem Amt gehört, Jst wohl keines Zweifels werth. Es erzählen die Geschichte, Daß zuweilen manchen Frommen Von dem nicht entfernten Tode durch belehrende Ge- sichte Eine Rachricht zugekommen, Welche zwar die Brust der Andacht zu des Herren Tisch getrieben, Aber die nachher gelassen doch bey ihrer Arbeit blie- ben, Und also den Tod erwartet. B. "Ja, doch werf ich dir hier ein, "Dieses müssen fromme Seelen, Heilige, gewesen seyn, "Die sich keiner Schuld bewußt." Dieses hoff ich auch von dir, Daß dich keine Todsünd' ängstet. Aber, da sie heilig waren, Warum sind dieselben hier Nicht in einer heilgern Arbeit betend aus der Welt ge- fahren? Jst denn eines Sterbenden würdige Beschäfftigung Seine stetsgetriebne Arbeit und gewohnte Hande- lung? Ja sie ist es, und auf Erden Kann kein' Arbeit, welche besser, jemals ausgesonnen werden, Als die, so nach Seiner Ordnung dir vom Schöpfer auf- gelegt,
Thu'
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Oder das, was Gott erfodert? Daß er aber das be- gehrt, Was zu deinem Amt gehoͤrt, Jſt wohl keines Zweifels werth. Es erzaͤhlen die Geſchichte, Daß zuweilen manchen Frommen Von dem nicht entfernten Tode durch belehrende Ge- ſichte Eine Rachricht zugekommen, Welche zwar die Bruſt der Andacht zu des Herren Tiſch getrieben, Aber die nachher gelaſſen doch bey ihrer Arbeit blie- ben, Und alſo den Tod erwartet. B. „Ja, doch werf ich dir hier ein, „Dieſes muͤſſen fromme Seelen, Heilige, geweſen ſeyn, „Die ſich keiner Schuld bewußt.“ Dieſes hoff ich auch von dir, Daß dich keine Todſuͤnd’ aͤngſtet. Aber, da ſie heilig waren, Warum ſind dieſelben hier Nicht in einer heilgern Arbeit betend aus der Welt ge- fahren? Jſt denn eines Sterbenden wuͤrdige Beſchaͤfftigung Seine ſtetsgetriebne Arbeit und gewohnte Hande- lung? Ja ſie iſt es, und auf Erden Kann kein’ Arbeit, welche beſſer, jemals ausgeſonnen werden, Als die, ſo nach Seiner Ordnung dir vom Schoͤpfer auf- gelegt,
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Oder das, was Gott erfodert? Daß er aber das be-
gehrt,
Was zu deinem Amt gehoͤrt,
Jſt wohl keines Zweifels werth.
Es erzaͤhlen die Geſchichte,
Daß zuweilen manchen Frommen
Von dem nicht entfernten Tode durch belehrende Ge-
ſichte
Eine Rachricht zugekommen,
Welche zwar die Bruſt der Andacht zu des Herren Tiſch
getrieben,
Aber die nachher gelaſſen doch bey ihrer Arbeit blie-
ben,
Und alſo den Tod erwartet. B. „Ja, doch werf ich
dir hier ein,
„Dieſes muͤſſen fromme Seelen, Heilige, geweſen
ſeyn,
„Die ſich keiner Schuld bewußt.“ Dieſes hoff ich auch
von dir,
Daß dich keine Todſuͤnd’ aͤngſtet. Aber, da ſie heilig waren,
Warum ſind dieſelben hier
Nicht in einer heilgern Arbeit betend aus der Welt ge-
fahren?
Jſt denn eines Sterbenden wuͤrdige Beſchaͤfftigung
Seine ſtetsgetriebne Arbeit und gewohnte Hande-
lung?
Ja ſie iſt es, und auf Erden
Kann kein’ Arbeit, welche beſſer, jemals ausgeſonnen
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/631>, abgerufen am 22.11.2024.
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