Gemeiniglich zählt man in diesem Theile der Stadt 1500 Kirchen, Capellen und Klöster, von welcher erstaunenden Menge dieses die Ursache seyn soll, weil ein jeder Großer seine eigene Capelle und Priester hat. Moskau liegt im 55sten Grade, 36 Minuten nördlicher Breite, und hat 16 Eng- lische Meilen im Umfange. Es wohnen eine große Menge Fremde, als Griechen, Armenianer, Perser, Türken und Tartarn in dieser Stadt, und haben alle die Erlaubniß ihren Gottesdienst zu üben. Nicht allzuweit von der Stadt ist eine große Vor- stadt Jnoisemska-Slaboda, oder die fremde Stadt genannt, wo Engländer, Holländer und Deutsche wohnen. Es sind darinn vier protestantische und eine katholische Kirche, deren keine aber einen Thurm oder Glocken haben darf. Sie liegt sehr angenehm am Flusse Neglina, an dessen Ufern eine Menge Lusthäu- ser mit schönen Gärten befindlich sind. Der be- rühmte General le Fort ließ hier einen prächtigen Pal- last bauen. Die Einwohner leben hier sehr angenehm unter einander, ohne sich mit den Russen, außer in Geschäften, einzulassen. Da das Land an allen nothwendigen Lebensmitteln einen Ueberfluß hat, so leben die Menschen hier sehr wohlfeil, und bewirthen einander mit Bällen und Gastereyen, welches sie sehr wohlfeil haben können. Jm Sommer schlagen sie in den benachbarten Wäldern Zelte auf, worinn sie bis in die Nacht auf dem Grünen tanzen. Als der Czar in Moskau war, fand er sich sehr oft bey ihren Ergötzlichkeiten ein, und stattete ihnen öfters Be- suche ab.
Es
Gemeiniglich zaͤhlt man in dieſem Theile der Stadt 1500 Kirchen, Capellen und Kloͤſter, von welcher erſtaunenden Menge dieſes die Urſache ſeyn ſoll, weil ein jeder Großer ſeine eigene Capelle und Prieſter hat. Moskau liegt im 55ſten Grade, 36 Minuten noͤrdlicher Breite, und hat 16 Eng- liſche Meilen im Umfange. Es wohnen eine große Menge Fremde, als Griechen, Armenianer, Perſer, Tuͤrken und Tartarn in dieſer Stadt, und haben alle die Erlaubniß ihren Gottesdienſt zu uͤben. Nicht allzuweit von der Stadt iſt eine große Vor- ſtadt Jnoiſemska-Slaboda, oder die fremde Stadt genannt, wo Englaͤnder, Hollaͤnder und Deutſche wohnen. Es ſind darinn vier proteſtantiſche und eine katholiſche Kirche, deren keine aber einen Thurm oder Glocken haben darf. Sie liegt ſehr angenehm am Fluſſe Neglina, an deſſen Ufern eine Menge Luſthaͤu- ſer mit ſchoͤnen Gaͤrten befindlich ſind. Der be- ruͤhmte General le Fort ließ hier einen praͤchtigen Pal- laſt bauen. Die Einwohner leben hier ſehr angenehm unter einander, ohne ſich mit den Ruſſen, außer in Geſchaͤften, einzulaſſen. Da das Land an allen nothwendigen Lebensmitteln einen Ueberfluß hat, ſo leben die Menſchen hier ſehr wohlfeil, und bewirthen einander mit Baͤllen und Gaſtereyen, welches ſie ſehr wohlfeil haben koͤnnen. Jm Sommer ſchlagen ſie in den benachbarten Waͤldern Zelte auf, worinn ſie bis in die Nacht auf dem Gruͤnen tanzen. Als der Czar in Moskau war, fand er ſich ſehr oft bey ihren Ergoͤtzlichkeiten ein, und ſtattete ihnen oͤfters Be- ſuche ab.
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[94/0104]
Gemeiniglich zaͤhlt man in dieſem Theile der
Stadt 1500 Kirchen, Capellen und Kloͤſter, von
welcher erſtaunenden Menge dieſes die Urſache ſeyn
ſoll, weil ein jeder Großer ſeine eigene Capelle und
Prieſter hat. Moskau liegt im 55ſten Grade,
36 Minuten noͤrdlicher Breite, und hat 16 Eng-
liſche Meilen im Umfange. Es wohnen eine
große Menge Fremde, als Griechen, Armenianer,
Perſer, Tuͤrken und Tartarn in dieſer Stadt, und
haben alle die Erlaubniß ihren Gottesdienſt zu uͤben.
Nicht allzuweit von der Stadt iſt eine große Vor-
ſtadt Jnoiſemska-Slaboda, oder die fremde Stadt
genannt, wo Englaͤnder, Hollaͤnder und Deutſche
wohnen. Es ſind darinn vier proteſtantiſche und eine
katholiſche Kirche, deren keine aber einen Thurm oder
Glocken haben darf. Sie liegt ſehr angenehm am
Fluſſe Neglina, an deſſen Ufern eine Menge Luſthaͤu-
ſer mit ſchoͤnen Gaͤrten befindlich ſind. Der be-
ruͤhmte General le Fort ließ hier einen praͤchtigen Pal-
laſt bauen. Die Einwohner leben hier ſehr angenehm
unter einander, ohne ſich mit den Ruſſen, außer in
Geſchaͤften, einzulaſſen. Da das Land an allen
nothwendigen Lebensmitteln einen Ueberfluß hat, ſo
leben die Menſchen hier ſehr wohlfeil, und bewirthen
einander mit Baͤllen und Gaſtereyen, welches ſie ſehr
wohlfeil haben koͤnnen. Jm Sommer ſchlagen ſie
in den benachbarten Waͤldern Zelte auf, worinn ſie
bis in die Nacht auf dem Gruͤnen tanzen. Als der
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/104>, abgerufen am 22.11.2024.
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