Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

erfuhr. Sie schickte daher nach der Frau, die ihr
in kurzem bewies, daß sie des Generals Mutter sey.
Es wurde sogleich nach ihm geschickt, und er bekam
für sein unnatürliches Verhalten einen Verweis, und
den Befehl, seiner Mutter jährlich 200 Rubel auf
Lebenszeit auszusetzen, welches er auch that. Es
wurde ihm dabey das Verhalten des General Bauers
gegen seine armen Verwandten vorgestellet, der sich
ihrer nicht geschämet hatte, ob sie gleich von gerin-
germ Stande gewesen, als die seinigen. Dieser
Verweis machte den General sehr beschämt, und er
wurde hernach von jedermann verachtet.

Wir fuhren den 12ten October sehr früh mit ei-
nem frischen Nordwinde ab, und kamen den folgenden
Tag nach Warnemünde in Mecklenburg, wo die gan-
ze Armee ans Land gieng, und ein Lager aufschlug.
Zwey Tage nach unserer Abfahrt wurde der Czar von
dem Dänischen Monarchen prächtig bewirthet, und
den folgenden Tag fuhr er mit der Kaiserinn nach
Hamburg ab, und nachdem er über den Belt gegan-
gen war, und Tönningen und Friedrichstadt besehen
hatte, gieng er nach Lübeck und Schwerin.

Anschläge
des Herzogs
von Meck-
lenburg.

Der Feldmarschall, Graf Tscheremetof, bekam
nunmehr Befehl, mit 12000 Mann durch Pom-
mern nach Pohlen zu marschiren, 12000 Mann aber
wurden auf des Herzogs eigenes Verlangen in dem
Mecklenburgischen einquartiret, seine Adelichen zu
peinigen und zu demüthigen, die am Kaiserlichen Ho-
fe, wegen Behauptung ihrer Rechte, einen Proceß
mit ihm hatten. Da der Marschall mit einem Thei-
le der Armee nach Pohlen abgeschickt wurde, so bekam
ich auf des General Weyde Verlangen, der die Trup-

pen

erfuhr. Sie ſchickte daher nach der Frau, die ihr
in kurzem bewies, daß ſie des Generals Mutter ſey.
Es wurde ſogleich nach ihm geſchickt, und er bekam
fuͤr ſein unnatuͤrliches Verhalten einen Verweis, und
den Befehl, ſeiner Mutter jaͤhrlich 200 Rubel auf
Lebenszeit auszuſetzen, welches er auch that. Es
wurde ihm dabey das Verhalten des General Bauers
gegen ſeine armen Verwandten vorgeſtellet, der ſich
ihrer nicht geſchaͤmet hatte, ob ſie gleich von gerin-
germ Stande geweſen, als die ſeinigen. Dieſer
Verweis machte den General ſehr beſchaͤmt, und er
wurde hernach von jedermann verachtet.

Wir fuhren den 12ten October ſehr fruͤh mit ei-
nem friſchen Nordwinde ab, und kamen den folgenden
Tag nach Warnemuͤnde in Mecklenburg, wo die gan-
ze Armee ans Land gieng, und ein Lager aufſchlug.
Zwey Tage nach unſerer Abfahrt wurde der Czar von
dem Daͤniſchen Monarchen praͤchtig bewirthet, und
den folgenden Tag fuhr er mit der Kaiſerinn nach
Hamburg ab, und nachdem er uͤber den Belt gegan-
gen war, und Toͤnningen und Friedrichſtadt beſehen
hatte, gieng er nach Luͤbeck und Schwerin.

Anſchlaͤge
des Herzogs
von Meck-
lenburg.

Der Feldmarſchall, Graf Tſcheremetof, bekam
nunmehr Befehl, mit 12000 Mann durch Pom-
mern nach Pohlen zu marſchiren, 12000 Mann aber
wurden auf des Herzogs eigenes Verlangen in dem
Mecklenburgiſchen einquartiret, ſeine Adelichen zu
peinigen und zu demuͤthigen, die am Kaiſerlichen Ho-
fe, wegen Behauptung ihrer Rechte, einen Proceß
mit ihm hatten. Da der Marſchall mit einem Thei-
le der Armee nach Pohlen abgeſchickt wurde, ſo bekam
ich auf des General Weyde Verlangen, der die Trup-

pen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="194"/>
erfuhr. Sie &#x017F;chickte daher nach der Frau, die ihr<lb/>
in kurzem bewies, daß &#x017F;ie des Generals Mutter &#x017F;ey.<lb/>
Es wurde &#x017F;ogleich nach ihm ge&#x017F;chickt, und er bekam<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ein unnatu&#x0364;rliches Verhalten einen Verweis, und<lb/>
den Befehl, &#x017F;einer Mutter ja&#x0364;hrlich 200 Rubel auf<lb/>
Lebenszeit auszu&#x017F;etzen, welches er auch that. Es<lb/>
wurde ihm dabey das Verhalten des General Bauers<lb/>
gegen &#x017F;eine armen Verwandten vorge&#x017F;tellet, der &#x017F;ich<lb/>
ihrer nicht ge&#x017F;cha&#x0364;met hatte, ob &#x017F;ie gleich von gerin-<lb/>
germ Stande gewe&#x017F;en, als die &#x017F;einigen. Die&#x017F;er<lb/>
Verweis machte den General &#x017F;ehr be&#x017F;cha&#x0364;mt, und er<lb/>
wurde hernach von jedermann verachtet.</p><lb/>
        <p>Wir fuhren den 12ten October &#x017F;ehr fru&#x0364;h mit ei-<lb/>
nem fri&#x017F;chen Nordwinde ab, und kamen den folgenden<lb/>
Tag nach Warnemu&#x0364;nde in Mecklenburg, wo die gan-<lb/>
ze Armee ans Land gieng, und ein Lager auf&#x017F;chlug.<lb/>
Zwey Tage nach un&#x017F;erer Abfahrt wurde der Czar von<lb/>
dem Da&#x0364;ni&#x017F;chen Monarchen pra&#x0364;chtig bewirthet, und<lb/>
den folgenden Tag fuhr er mit der Kai&#x017F;erinn nach<lb/>
Hamburg ab, und nachdem er u&#x0364;ber den Belt gegan-<lb/>
gen war, und To&#x0364;nningen und Friedrich&#x017F;tadt be&#x017F;ehen<lb/>
hatte, gieng er nach Lu&#x0364;beck und Schwerin.</p><lb/>
        <note place="left">An&#x017F;chla&#x0364;ge<lb/>
des Herzogs<lb/>
von Meck-<lb/>
lenburg.</note>
        <p>Der Feldmar&#x017F;chall, Graf T&#x017F;cheremetof, bekam<lb/>
nunmehr Befehl, mit 12000 Mann durch Pom-<lb/>
mern nach Pohlen zu mar&#x017F;chiren, 12000 Mann aber<lb/>
wurden auf des Herzogs eigenes Verlangen in dem<lb/>
Mecklenburgi&#x017F;chen einquartiret, &#x017F;eine Adelichen zu<lb/>
peinigen und zu demu&#x0364;thigen, die am Kai&#x017F;erlichen Ho-<lb/>
fe, wegen Behauptung ihrer Rechte, einen Proceß<lb/>
mit ihm hatten. Da der Mar&#x017F;chall mit einem Thei-<lb/>
le der Armee nach Pohlen abge&#x017F;chickt wurde, &#x017F;o bekam<lb/>
ich auf des General Weyde Verlangen, der die Trup-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] erfuhr. Sie ſchickte daher nach der Frau, die ihr in kurzem bewies, daß ſie des Generals Mutter ſey. Es wurde ſogleich nach ihm geſchickt, und er bekam fuͤr ſein unnatuͤrliches Verhalten einen Verweis, und den Befehl, ſeiner Mutter jaͤhrlich 200 Rubel auf Lebenszeit auszuſetzen, welches er auch that. Es wurde ihm dabey das Verhalten des General Bauers gegen ſeine armen Verwandten vorgeſtellet, der ſich ihrer nicht geſchaͤmet hatte, ob ſie gleich von gerin- germ Stande geweſen, als die ſeinigen. Dieſer Verweis machte den General ſehr beſchaͤmt, und er wurde hernach von jedermann verachtet. Wir fuhren den 12ten October ſehr fruͤh mit ei- nem friſchen Nordwinde ab, und kamen den folgenden Tag nach Warnemuͤnde in Mecklenburg, wo die gan- ze Armee ans Land gieng, und ein Lager aufſchlug. Zwey Tage nach unſerer Abfahrt wurde der Czar von dem Daͤniſchen Monarchen praͤchtig bewirthet, und den folgenden Tag fuhr er mit der Kaiſerinn nach Hamburg ab, und nachdem er uͤber den Belt gegan- gen war, und Toͤnningen und Friedrichſtadt beſehen hatte, gieng er nach Luͤbeck und Schwerin. Der Feldmarſchall, Graf Tſcheremetof, bekam nunmehr Befehl, mit 12000 Mann durch Pom- mern nach Pohlen zu marſchiren, 12000 Mann aber wurden auf des Herzogs eigenes Verlangen in dem Mecklenburgiſchen einquartiret, ſeine Adelichen zu peinigen und zu demuͤthigen, die am Kaiſerlichen Ho- fe, wegen Behauptung ihrer Rechte, einen Proceß mit ihm hatten. Da der Marſchall mit einem Thei- le der Armee nach Pohlen abgeſchickt wurde, ſo bekam ich auf des General Weyde Verlangen, der die Trup- pen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/204
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/204>, abgerufen am 04.12.2024.