Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Fürst Alexander Beckewitz war der einzige
Sohn des Fürsten Archilla, aus Jberien und Min-
grelien, der bey dem Persischen Monarchen des-
wegen in Ungnade fiel, weil er ihm seine Gemah-
linn, (die Mutter dieses Fürsten) eine sehr schöne
Frau, abgeschlagen hatte. Dieses nöthigte den
Fürsten, sein Land zu verlassen und sich unter den
Schutz des Czars zu begeben. Da er nun kurz dar-
auf verstarb, so hinterließ er seinem einzigen Soh-
ne, dem Fürsten Alexander, den ganzen unermeß-
lichen Reichthum, den er mitgebracht hatte. Die-
ser Fürst heirathete eine Prinzessinn aus dem Hause
Galitzin, die die größte Schönheit in ganz Ruß-
land war. Allein sie ertrank unglücklicher Weise
in der Wolga, als sie sich zu ihrem Gemahl nach
Astracan begeben wollte.

Als der Czar sahe, daß die Mißbräuche in derNeue Ein-
richtung zu
Petersburg.

Verwaltung seiner Einkünfte hauptsächlich von der
verworrenen Methode seiner Dicasterien herrührte,
so richtete er sie nunmehr nach einem neuen Plane
ein, den er, vermittelst seiner eigenen Beobachtun-
gen in Paris, entworfen hatte. Das erste war der
Senat; das zweyte das Collegium der ausländischen
Angelegenheiten; das dritte das Finanzcollegium;
das vierte zu Handhabung der Gerechtigkeit; das
fünfte zur Revision; das sechste zum Kriegswe-
sen; das siebente für die Marine; das achte für
die Handlung; das neunte, Sachen anzunehmen
und auszufertigen, und das zehnte für Künste, Wis-
senschaften, Bergwerke, Gebäude etc. Zu eben
der Zeit errichtete er auch eine Seidenmanufactur in

Moskau,
O

Der Fuͤrſt Alexander Beckewitz war der einzige
Sohn des Fuͤrſten Archilla, aus Jberien und Min-
grelien, der bey dem Perſiſchen Monarchen des-
wegen in Ungnade fiel, weil er ihm ſeine Gemah-
linn, (die Mutter dieſes Fuͤrſten) eine ſehr ſchoͤne
Frau, abgeſchlagen hatte. Dieſes noͤthigte den
Fuͤrſten, ſein Land zu verlaſſen und ſich unter den
Schutz des Czars zu begeben. Da er nun kurz dar-
auf verſtarb, ſo hinterließ er ſeinem einzigen Soh-
ne, dem Fuͤrſten Alexander, den ganzen unermeß-
lichen Reichthum, den er mitgebracht hatte. Die-
ſer Fuͤrſt heirathete eine Prinzeſſinn aus dem Hauſe
Galitzin, die die groͤßte Schoͤnheit in ganz Ruß-
land war. Allein ſie ertrank ungluͤcklicher Weiſe
in der Wolga, als ſie ſich zu ihrem Gemahl nach
Aſtracan begeben wollte.

Als der Czar ſahe, daß die Mißbraͤuche in derNeue Ein-
richtung zu
Petersburg.

Verwaltung ſeiner Einkuͤnfte hauptſaͤchlich von der
verworrenen Methode ſeiner Dicaſterien herruͤhrte,
ſo richtete er ſie nunmehr nach einem neuen Plane
ein, den er, vermittelſt ſeiner eigenen Beobachtun-
gen in Paris, entworfen hatte. Das erſte war der
Senat; das zweyte das Collegium der auslaͤndiſchen
Angelegenheiten; das dritte das Finanzcollegium;
das vierte zu Handhabung der Gerechtigkeit; das
fuͤnfte zur Reviſion; das ſechste zum Kriegswe-
ſen; das ſiebente fuͤr die Marine; das achte fuͤr
die Handlung; das neunte, Sachen anzunehmen
und auszufertigen, und das zehnte fuͤr Kuͤnſte, Wiſ-
ſenſchaften, Bergwerke, Gebaͤude ꝛc. Zu eben
der Zeit errichtete er auch eine Seidenmanufactur in

Moskau,
O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0219" n="209"/>
        <p>Der Fu&#x0364;r&#x017F;t Alexander Beckewitz war der einzige<lb/>
Sohn des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Archilla, aus Jberien und Min-<lb/>
grelien, der bey dem Per&#x017F;i&#x017F;chen Monarchen des-<lb/>
wegen in Ungnade fiel, weil er ihm &#x017F;eine Gemah-<lb/>
linn, (die Mutter die&#x017F;es Fu&#x0364;r&#x017F;ten) eine &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Frau, abge&#x017F;chlagen hatte. Die&#x017F;es no&#x0364;thigte den<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten, &#x017F;ein Land zu verla&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;ich unter den<lb/>
Schutz des Czars zu begeben. Da er nun kurz dar-<lb/>
auf ver&#x017F;tarb, &#x017F;o hinterließ er &#x017F;einem einzigen Soh-<lb/>
ne, dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Alexander, den ganzen unermeß-<lb/>
lichen Reichthum, den er mitgebracht hatte. Die-<lb/>
&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t heirathete eine Prinze&#x017F;&#x017F;inn aus dem Hau&#x017F;e<lb/>
Galitzin, die die gro&#x0364;ßte Scho&#x0364;nheit in ganz Ruß-<lb/>
land war. Allein &#x017F;ie ertrank unglu&#x0364;cklicher Wei&#x017F;e<lb/>
in der Wolga, als &#x017F;ie &#x017F;ich zu ihrem Gemahl nach<lb/>
A&#x017F;tracan begeben wollte.</p><lb/>
        <p>Als der Czar &#x017F;ahe, daß die Mißbra&#x0364;uche in der<note place="right">Neue Ein-<lb/>
richtung zu<lb/>
Petersburg.</note><lb/>
Verwaltung &#x017F;einer Einku&#x0364;nfte haupt&#x017F;a&#x0364;chlich von der<lb/>
verworrenen Methode &#x017F;einer Dica&#x017F;terien herru&#x0364;hrte,<lb/>
&#x017F;o richtete er &#x017F;ie nunmehr nach einem neuen Plane<lb/>
ein, den er, vermittel&#x017F;t &#x017F;einer eigenen Beobachtun-<lb/>
gen in Paris, entworfen hatte. Das er&#x017F;te war der<lb/>
Senat; das zweyte das Collegium der ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Angelegenheiten; das dritte das Finanzcollegium;<lb/>
das vierte zu Handhabung der Gerechtigkeit; das<lb/>
fu&#x0364;nfte zur Revi&#x017F;ion; das &#x017F;echste zum Kriegswe-<lb/>
&#x017F;en; das &#x017F;iebente fu&#x0364;r die Marine; das achte fu&#x0364;r<lb/>
die Handlung; das neunte, Sachen anzunehmen<lb/>
und auszufertigen, und das zehnte fu&#x0364;r Ku&#x0364;n&#x017F;te, Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaften, Bergwerke, Geba&#x0364;ude &#xA75B;c. Zu eben<lb/>
der Zeit errichtete er auch eine Seidenmanufactur in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O</fw><fw place="bottom" type="catch">Moskau,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0219] Der Fuͤrſt Alexander Beckewitz war der einzige Sohn des Fuͤrſten Archilla, aus Jberien und Min- grelien, der bey dem Perſiſchen Monarchen des- wegen in Ungnade fiel, weil er ihm ſeine Gemah- linn, (die Mutter dieſes Fuͤrſten) eine ſehr ſchoͤne Frau, abgeſchlagen hatte. Dieſes noͤthigte den Fuͤrſten, ſein Land zu verlaſſen und ſich unter den Schutz des Czars zu begeben. Da er nun kurz dar- auf verſtarb, ſo hinterließ er ſeinem einzigen Soh- ne, dem Fuͤrſten Alexander, den ganzen unermeß- lichen Reichthum, den er mitgebracht hatte. Die- ſer Fuͤrſt heirathete eine Prinzeſſinn aus dem Hauſe Galitzin, die die groͤßte Schoͤnheit in ganz Ruß- land war. Allein ſie ertrank ungluͤcklicher Weiſe in der Wolga, als ſie ſich zu ihrem Gemahl nach Aſtracan begeben wollte. Als der Czar ſahe, daß die Mißbraͤuche in der Verwaltung ſeiner Einkuͤnfte hauptſaͤchlich von der verworrenen Methode ſeiner Dicaſterien herruͤhrte, ſo richtete er ſie nunmehr nach einem neuen Plane ein, den er, vermittelſt ſeiner eigenen Beobachtun- gen in Paris, entworfen hatte. Das erſte war der Senat; das zweyte das Collegium der auslaͤndiſchen Angelegenheiten; das dritte das Finanzcollegium; das vierte zu Handhabung der Gerechtigkeit; das fuͤnfte zur Reviſion; das ſechste zum Kriegswe- ſen; das ſiebente fuͤr die Marine; das achte fuͤr die Handlung; das neunte, Sachen anzunehmen und auszufertigen, und das zehnte fuͤr Kuͤnſte, Wiſ- ſenſchaften, Bergwerke, Gebaͤude ꝛc. Zu eben der Zeit errichtete er auch eine Seidenmanufactur in Moskau, Neue Ein- richtung zu Petersburg. O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/219
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/219>, abgerufen am 04.12.2024.