Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Güter zu Seiner Majestät Gebrauche confiscire
und sie in das Elend geschicket werden sollten. Sie
wurden also abgesetzt und ihr Proceß durch den Druck
bekannt gemacht. Hierauf wurde der Fürst Dolgo-
ruky, der Generalzahlmeister, vorgefodert, der aber
seine Sache so gut vertheidigte, daß er für unschuldig
erkannt wurde. Es wurden noch verschiedene andere
verhört und schuldig befunden; allein als jedermann
glaubte, daß ihr Urtheil vollzogen werden würde, so
nahm der Czar sie wegen ihrer vorigen Verdienste
und treuen Dienste wieder zu Gnaden an, nachdem
sie vorher große Summen in die Schatzkammer be-
zahlet hatten.

Betragen
des Fürsten
Gagarin.

Hierauf wurde der Fürst Gagarin, Gouverneur
in Siberien, von dem General-Fiscal angegeben und
beschuldiget, daß er mit Haufen von Tartarn, die er
dazu gehalten, die Kaiserliche Caravane aus China
überfallen und geplündert habe, wobey viele Personen
von dem Detaschement, welches besagter Fürst abge-
schickt gehabt, die Caravane zu decken, getödtet wor-
den, so daß das Verbrechen nicht allein in der Plün-
derung Seiner Majestät Caravane, sondern auch dar-
inn bestehe, daß so viele von seinen unschuldigen Un-
terthanen ihr Leben verloren hatten, durch welche un-
gerechte und boshafte Mittel er unendlichen Reich-
thum zusammen gebracht habe. Die Beweise gegen
ihn waren so offenbar, daß das Gericht ihn in die Fe-
stung ins Gefängniß bringen ließ, bis man wissen
werde, was der Czar ferner über ihn beschließen wür-
de. Nachdem er war eingezogen worden, begab sich
der Czar selbst in die Festung, verhörte ihn und sagte,
daß, wenn er freywillig gestehen wolle, in wie weit er

der

ihre Guͤter zu Seiner Majeſtaͤt Gebrauche confiscire
und ſie in das Elend geſchicket werden ſollten. Sie
wurden alſo abgeſetzt und ihr Proceß durch den Druck
bekannt gemacht. Hierauf wurde der Fuͤrſt Dolgo-
ruky, der Generalzahlmeiſter, vorgefodert, der aber
ſeine Sache ſo gut vertheidigte, daß er fuͤr unſchuldig
erkannt wurde. Es wurden noch verſchiedene andere
verhoͤrt und ſchuldig befunden; allein als jedermann
glaubte, daß ihr Urtheil vollzogen werden wuͤrde, ſo
nahm der Czar ſie wegen ihrer vorigen Verdienſte
und treuen Dienſte wieder zu Gnaden an, nachdem
ſie vorher große Summen in die Schatzkammer be-
zahlet hatten.

Betragen
des Fuͤrſten
Gagarin.

Hierauf wurde der Fuͤrſt Gagarin, Gouverneur
in Siberien, von dem General-Fiscal angegeben und
beſchuldiget, daß er mit Haufen von Tartarn, die er
dazu gehalten, die Kaiſerliche Caravane aus China
uͤberfallen und gepluͤndert habe, wobey viele Perſonen
von dem Detaſchement, welches beſagter Fuͤrſt abge-
ſchickt gehabt, die Caravane zu decken, getoͤdtet wor-
den, ſo daß das Verbrechen nicht allein in der Pluͤn-
derung Seiner Majeſtaͤt Caravane, ſondern auch dar-
inn beſtehe, daß ſo viele von ſeinen unſchuldigen Un-
terthanen ihr Leben verloren hatten, durch welche un-
gerechte und boshafte Mittel er unendlichen Reich-
thum zuſammen gebracht habe. Die Beweiſe gegen
ihn waren ſo offenbar, daß das Gericht ihn in die Fe-
ſtung ins Gefaͤngniß bringen ließ, bis man wiſſen
werde, was der Czar ferner uͤber ihn beſchließen wuͤr-
de. Nachdem er war eingezogen worden, begab ſich
der Czar ſelbſt in die Feſtung, verhoͤrte ihn und ſagte,
daß, wenn er freywillig geſtehen wolle, in wie weit er

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0236" n="226"/>
ihre Gu&#x0364;ter zu Seiner Maje&#x017F;ta&#x0364;t Gebrauche confiscire<lb/>
und &#x017F;ie in das Elend ge&#x017F;chicket werden &#x017F;ollten. Sie<lb/>
wurden al&#x017F;o abge&#x017F;etzt und ihr Proceß durch den Druck<lb/>
bekannt gemacht. Hierauf wurde der Fu&#x0364;r&#x017F;t Dolgo-<lb/>
ruky, der Generalzahlmei&#x017F;ter, vorgefodert, der aber<lb/>
&#x017F;eine Sache &#x017F;o gut vertheidigte, daß er fu&#x0364;r un&#x017F;chuldig<lb/>
erkannt wurde. Es wurden noch ver&#x017F;chiedene andere<lb/>
verho&#x0364;rt und &#x017F;chuldig befunden; allein als jedermann<lb/>
glaubte, daß ihr Urtheil vollzogen werden wu&#x0364;rde, &#x017F;o<lb/>
nahm der Czar &#x017F;ie wegen ihrer vorigen Verdien&#x017F;te<lb/>
und treuen Dien&#x017F;te wieder zu Gnaden an, nachdem<lb/>
&#x017F;ie vorher große Summen in die Schatzkammer be-<lb/>
zahlet hatten.</p><lb/>
        <note place="left">Betragen<lb/>
des Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
Gagarin.</note>
        <p>Hierauf wurde der Fu&#x0364;r&#x017F;t Gagarin, Gouverneur<lb/>
in Siberien, von dem General-Fiscal angegeben und<lb/>
be&#x017F;chuldiget, daß er mit Haufen von Tartarn, die er<lb/>
dazu gehalten, die Kai&#x017F;erliche Caravane aus China<lb/>
u&#x0364;berfallen und geplu&#x0364;ndert habe, wobey viele Per&#x017F;onen<lb/>
von dem Deta&#x017F;chement, welches be&#x017F;agter Fu&#x0364;r&#x017F;t abge-<lb/>
&#x017F;chickt gehabt, die Caravane zu decken, geto&#x0364;dtet wor-<lb/>
den, &#x017F;o daß das Verbrechen nicht allein in der Plu&#x0364;n-<lb/>
derung Seiner Maje&#x017F;ta&#x0364;t Caravane, &#x017F;ondern auch dar-<lb/>
inn be&#x017F;tehe, daß &#x017F;o viele von &#x017F;einen un&#x017F;chuldigen Un-<lb/>
terthanen ihr Leben verloren hatten, durch welche un-<lb/>
gerechte und boshafte Mittel er unendlichen Reich-<lb/>
thum zu&#x017F;ammen gebracht habe. Die Bewei&#x017F;e gegen<lb/>
ihn waren &#x017F;o offenbar, daß das Gericht ihn in die Fe-<lb/>
&#x017F;tung ins Gefa&#x0364;ngniß bringen ließ, bis man wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werde, was der Czar ferner u&#x0364;ber ihn be&#x017F;chließen wu&#x0364;r-<lb/>
de. Nachdem er war eingezogen worden, begab &#x017F;ich<lb/>
der Czar &#x017F;elb&#x017F;t in die Fe&#x017F;tung, verho&#x0364;rte ihn und &#x017F;agte,<lb/>
daß, wenn er freywillig ge&#x017F;tehen wolle, in wie weit er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0236] ihre Guͤter zu Seiner Majeſtaͤt Gebrauche confiscire und ſie in das Elend geſchicket werden ſollten. Sie wurden alſo abgeſetzt und ihr Proceß durch den Druck bekannt gemacht. Hierauf wurde der Fuͤrſt Dolgo- ruky, der Generalzahlmeiſter, vorgefodert, der aber ſeine Sache ſo gut vertheidigte, daß er fuͤr unſchuldig erkannt wurde. Es wurden noch verſchiedene andere verhoͤrt und ſchuldig befunden; allein als jedermann glaubte, daß ihr Urtheil vollzogen werden wuͤrde, ſo nahm der Czar ſie wegen ihrer vorigen Verdienſte und treuen Dienſte wieder zu Gnaden an, nachdem ſie vorher große Summen in die Schatzkammer be- zahlet hatten. Hierauf wurde der Fuͤrſt Gagarin, Gouverneur in Siberien, von dem General-Fiscal angegeben und beſchuldiget, daß er mit Haufen von Tartarn, die er dazu gehalten, die Kaiſerliche Caravane aus China uͤberfallen und gepluͤndert habe, wobey viele Perſonen von dem Detaſchement, welches beſagter Fuͤrſt abge- ſchickt gehabt, die Caravane zu decken, getoͤdtet wor- den, ſo daß das Verbrechen nicht allein in der Pluͤn- derung Seiner Majeſtaͤt Caravane, ſondern auch dar- inn beſtehe, daß ſo viele von ſeinen unſchuldigen Un- terthanen ihr Leben verloren hatten, durch welche un- gerechte und boshafte Mittel er unendlichen Reich- thum zuſammen gebracht habe. Die Beweiſe gegen ihn waren ſo offenbar, daß das Gericht ihn in die Fe- ſtung ins Gefaͤngniß bringen ließ, bis man wiſſen werde, was der Czar ferner uͤber ihn beſchließen wuͤr- de. Nachdem er war eingezogen worden, begab ſich der Czar ſelbſt in die Feſtung, verhoͤrte ihn und ſagte, daß, wenn er freywillig geſtehen wolle, in wie weit er der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/236
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/236>, abgerufen am 04.12.2024.