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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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frey, daß sie nicht aus Wollust, sondern bloß in der
Absicht mit ihm umgegangen sey, ein Kind von ihm
zu haben, das ihres Mannes Vermögen erben solle,
und da sie nunmehr schwanger sey, so hoffe sie, daß
er das Kind nicht beneiden würde, da es der Erbe ei-
nes ansehnlichen Vermögens sey; sie bat ihn zugleich,
alle Gedanken, jemals wieder mit ihr vertraut zu wer-
den, gänzlich aufzugeben, weil sie keine Neigung da-
zu empfinde. Sie gab ihm nach dieser Versicherung
einen Ring mit einem Demant, und einen Beutel
mit 50 Ducaten, gieng fort und schloß sich in ein
anderes Zimmer ein. Er gieng hierauf mit vielem
Verdrusse fort, erzählte die ganze Begebenheit einigen
Cameraden, die es bald in der ganzen Stadt aus-
breiteten. Hierdurch bekam sein Bruder Nachricht
davon, und fieng also einen Proceß an; da aber der
Mann das Kind für das Seinige erkannte, so hatte
der Proceß ein Ende.

Rüstungen
wider
Schweden.

Da die Schweden fortfuhren, den Frieden unter
den von dem verstorbenen Könige eingegangenen Be-
dingungen auszuschlagen, so war der Czar nunmehr
entschlossen, sie dazu zu zwingen, und vermehrte des-
wegen des Fürsten Galitzin Armee in Finland mit
5 Bataillons und 2 Grenadiercompagnien von seiner
eigenen Division, wie auch mit 2 Regimentern aus
Reval. Wir setzten uns am 9ten May des Mor-
gens auf Galeeren, und kamen des Abends in Elsing-
foe in Finland an, welches 50 Englische Meilen ist.

1721.
Schweden
thut Vor-
schläge.

Der Schwedische Monarch hatte indessen den
Herrn Dahlmann, seinen Generaladjutanten, mit
den Vorschlägen zu einem Waffenstillstande auf ein
Jahr an den Czar abgeschickt, um während dieser

Zeit

frey, daß ſie nicht aus Wolluſt, ſondern bloß in der
Abſicht mit ihm umgegangen ſey, ein Kind von ihm
zu haben, das ihres Mannes Vermoͤgen erben ſolle,
und da ſie nunmehr ſchwanger ſey, ſo hoffe ſie, daß
er das Kind nicht beneiden wuͤrde, da es der Erbe ei-
nes anſehnlichen Vermoͤgens ſey; ſie bat ihn zugleich,
alle Gedanken, jemals wieder mit ihr vertraut zu wer-
den, gaͤnzlich aufzugeben, weil ſie keine Neigung da-
zu empfinde. Sie gab ihm nach dieſer Verſicherung
einen Ring mit einem Demant, und einen Beutel
mit 50 Ducaten, gieng fort und ſchloß ſich in ein
anderes Zimmer ein. Er gieng hierauf mit vielem
Verdruſſe fort, erzaͤhlte die ganze Begebenheit einigen
Cameraden, die es bald in der ganzen Stadt aus-
breiteten. Hierdurch bekam ſein Bruder Nachricht
davon, und fieng alſo einen Proceß an; da aber der
Mann das Kind fuͤr das Seinige erkannte, ſo hatte
der Proceß ein Ende.

Ruͤſtungen
wider
Schweden.

Da die Schweden fortfuhren, den Frieden unter
den von dem verſtorbenen Koͤnige eingegangenen Be-
dingungen auszuſchlagen, ſo war der Czar nunmehr
entſchloſſen, ſie dazu zu zwingen, und vermehrte des-
wegen des Fuͤrſten Galitzin Armee in Finland mit
5 Bataillons und 2 Grenadiercompagnien von ſeiner
eigenen Diviſion, wie auch mit 2 Regimentern aus
Reval. Wir ſetzten uns am 9ten May des Mor-
gens auf Galeeren, und kamen des Abends in Elſing-
foe in Finland an, welches 50 Engliſche Meilen iſt.

1721.
Schweden
thut Vor-
ſchlaͤge.

Der Schwediſche Monarch hatte indeſſen den
Herrn Dahlmann, ſeinen Generaladjutanten, mit
den Vorſchlaͤgen zu einem Waffenſtillſtande auf ein
Jahr an den Czar abgeſchickt, um waͤhrend dieſer

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[254/0264] frey, daß ſie nicht aus Wolluſt, ſondern bloß in der Abſicht mit ihm umgegangen ſey, ein Kind von ihm zu haben, das ihres Mannes Vermoͤgen erben ſolle, und da ſie nunmehr ſchwanger ſey, ſo hoffe ſie, daß er das Kind nicht beneiden wuͤrde, da es der Erbe ei- nes anſehnlichen Vermoͤgens ſey; ſie bat ihn zugleich, alle Gedanken, jemals wieder mit ihr vertraut zu wer- den, gaͤnzlich aufzugeben, weil ſie keine Neigung da- zu empfinde. Sie gab ihm nach dieſer Verſicherung einen Ring mit einem Demant, und einen Beutel mit 50 Ducaten, gieng fort und ſchloß ſich in ein anderes Zimmer ein. Er gieng hierauf mit vielem Verdruſſe fort, erzaͤhlte die ganze Begebenheit einigen Cameraden, die es bald in der ganzen Stadt aus- breiteten. Hierdurch bekam ſein Bruder Nachricht davon, und fieng alſo einen Proceß an; da aber der Mann das Kind fuͤr das Seinige erkannte, ſo hatte der Proceß ein Ende. Da die Schweden fortfuhren, den Frieden unter den von dem verſtorbenen Koͤnige eingegangenen Be- dingungen auszuſchlagen, ſo war der Czar nunmehr entſchloſſen, ſie dazu zu zwingen, und vermehrte des- wegen des Fuͤrſten Galitzin Armee in Finland mit 5 Bataillons und 2 Grenadiercompagnien von ſeiner eigenen Diviſion, wie auch mit 2 Regimentern aus Reval. Wir ſetzten uns am 9ten May des Mor- gens auf Galeeren, und kamen des Abends in Elſing- foe in Finland an, welches 50 Engliſche Meilen iſt. Der Schwediſche Monarch hatte indeſſen den Herrn Dahlmann, ſeinen Generaladjutanten, mit den Vorſchlaͤgen zu einem Waffenſtillſtande auf ein Jahr an den Czar abgeſchickt, um waͤhrend dieſer Zeit

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/264>, abgerufen am 21.11.2024.