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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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gegen den Fluß. Die Häuser in der Stadt sind aber
alle von Holz und sehr niedrig, und folglich scheinet
ihr Jnwendiges nicht mit dem Uebrigen überein zu
kommen. Es ist hier ein großer Vorrath Artillerie
befindlich, der in 500 meßingenen Kanonen und ei-
ner verhältnißmäßigen Anzahl von Mörsern bestehet.
Jn Friedenszeiten ist die Besatzung gemeiniglich
6000 Mann stark, und stehet unter dem Gouverneur
und andern Officieren. Da die Stadt Astrakan an
einer schiffbaren Grenze zwischen den beträchtlichsten
Theilen der Welt lieget, so ist es ganz natürlich, daß
sie der Sitz einer großen Handlung ist, weil sie nicht
allein von den benachbarten Tartarischen Nationen,
sondern auch von Persern, Armenianern und Jndia-
nern besucht wird. Den Jndianern ist ein besonde-
rer District in der Stadt zu ihrer Wohnung ange-
wiesen.

Nogayische
Tartarn.

Als der Czar Jvan Basilowitz im Jahre 1552
das Königreich Casan erobert hatte, richtete er seine
Waffen gegen die Nogayischen Tartarn, nahm Astra-
kan, ihre Hauptstadt, 1554 mit Sturm ein, und
ließ, um seine Eroberung sicher zu machen, eine star-
ke Mauer um die Stadt führen. Der Czar Michael
Fedrowitz baute, außer dem, daß er die Stadt durch
einige neue Werke befestigte, den Theil, der Strelitza-
Gorod, oder die Stadt der Soldaten genannt wird,
weil den Soldaten ihre Quartiere darinn angewiesen
wurden. Jch will nunmehr eine kurze Beschreibung
von diesem Lande und dessen Einwohnern machen.

Kurze Nach-
richt von den
Tartarn.

Es scheinet ausgemacht zu seyn, daß die alten
Erdbeschreiber nichts von Tartarn gewußt haben, son-
dern sie unter der allgemeinen Benennung der Scy-

then

gegen den Fluß. Die Haͤuſer in der Stadt ſind aber
alle von Holz und ſehr niedrig, und folglich ſcheinet
ihr Jnwendiges nicht mit dem Uebrigen uͤberein zu
kommen. Es iſt hier ein großer Vorrath Artillerie
befindlich, der in 500 meßingenen Kanonen und ei-
ner verhaͤltnißmaͤßigen Anzahl von Moͤrſern beſtehet.
Jn Friedenszeiten iſt die Beſatzung gemeiniglich
6000 Mann ſtark, und ſtehet unter dem Gouverneur
und andern Officieren. Da die Stadt Aſtrakan an
einer ſchiffbaren Grenze zwiſchen den betraͤchtlichſten
Theilen der Welt lieget, ſo iſt es ganz natuͤrlich, daß
ſie der Sitz einer großen Handlung iſt, weil ſie nicht
allein von den benachbarten Tartariſchen Nationen,
ſondern auch von Perſern, Armenianern und Jndia-
nern beſucht wird. Den Jndianern iſt ein beſonde-
rer Diſtrict in der Stadt zu ihrer Wohnung ange-
wieſen.

Nogayiſche
Tartarn.

Als der Czar Jvan Baſilowitz im Jahre 1552
das Koͤnigreich Caſan erobert hatte, richtete er ſeine
Waffen gegen die Nogayiſchen Tartarn, nahm Aſtra-
kan, ihre Hauptſtadt, 1554 mit Sturm ein, und
ließ, um ſeine Eroberung ſicher zu machen, eine ſtar-
ke Mauer um die Stadt fuͤhren. Der Czar Michael
Fedrowitz baute, außer dem, daß er die Stadt durch
einige neue Werke befeſtigte, den Theil, der Strelitza-
Gorod, oder die Stadt der Soldaten genannt wird,
weil den Soldaten ihre Quartiere darinn angewieſen
wurden. Jch will nunmehr eine kurze Beſchreibung
von dieſem Lande und deſſen Einwohnern machen.

Kurze Nach-
richt von den
Tartarn.

Es ſcheinet ausgemacht zu ſeyn, daß die alten
Erdbeſchreiber nichts von Tartarn gewußt haben, ſon-
dern ſie unter der allgemeinen Benennung der Scy-

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[290/0300] gegen den Fluß. Die Haͤuſer in der Stadt ſind aber alle von Holz und ſehr niedrig, und folglich ſcheinet ihr Jnwendiges nicht mit dem Uebrigen uͤberein zu kommen. Es iſt hier ein großer Vorrath Artillerie befindlich, der in 500 meßingenen Kanonen und ei- ner verhaͤltnißmaͤßigen Anzahl von Moͤrſern beſtehet. Jn Friedenszeiten iſt die Beſatzung gemeiniglich 6000 Mann ſtark, und ſtehet unter dem Gouverneur und andern Officieren. Da die Stadt Aſtrakan an einer ſchiffbaren Grenze zwiſchen den betraͤchtlichſten Theilen der Welt lieget, ſo iſt es ganz natuͤrlich, daß ſie der Sitz einer großen Handlung iſt, weil ſie nicht allein von den benachbarten Tartariſchen Nationen, ſondern auch von Perſern, Armenianern und Jndia- nern beſucht wird. Den Jndianern iſt ein beſonde- rer Diſtrict in der Stadt zu ihrer Wohnung ange- wieſen. Als der Czar Jvan Baſilowitz im Jahre 1552 das Koͤnigreich Caſan erobert hatte, richtete er ſeine Waffen gegen die Nogayiſchen Tartarn, nahm Aſtra- kan, ihre Hauptſtadt, 1554 mit Sturm ein, und ließ, um ſeine Eroberung ſicher zu machen, eine ſtar- ke Mauer um die Stadt fuͤhren. Der Czar Michael Fedrowitz baute, außer dem, daß er die Stadt durch einige neue Werke befeſtigte, den Theil, der Strelitza- Gorod, oder die Stadt der Soldaten genannt wird, weil den Soldaten ihre Quartiere darinn angewieſen wurden. Jch will nunmehr eine kurze Beſchreibung von dieſem Lande und deſſen Einwohnern machen. Es ſcheinet ausgemacht zu ſeyn, daß die alten Erdbeſchreiber nichts von Tartarn gewußt haben, ſon- dern ſie unter der allgemeinen Benennung der Scy- then

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/300>, abgerufen am 22.11.2024.