Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

ganzes Regiment Hannoveraner in die Luft gesprengt
hätte, wenn sie nicht noch bey Zeiten wäre entdeckt
worden, daher wir nur eine einzele Schildwache da-
bey verlohren. Den 30sten beschossen wir sie so hef-
tig, daß sie den 31sten des Morgens zu capitulieren
verlangten; allein da wir sie schlechterdings zu Kriegs-
gefangenen verlangten, sie aber dazu noch keine Lust
hatten, so giengen die Feindseligkeiten wieder an, und
da wir ihnen auf das neue heftig zusetzten, so mußten
sie sich endlich den 5ten September zu Kriegesgefan-
genen ergeben, und 3500 Mann stark, die Kranken
und Verwundeten ungerechnet, ausmarschiren.

Vor Dornick kam ein Expresser von dem Fürsten
Menzikoff an den Herzog von Marlborough an, der
ihm die Nachricht brachte, daß der Czar den 8ten
Julii bey Pultawa einen vollständigen Sieg über den
König von Schweden erfochten habe.

Treffen bey
Malplaquet.

Unsere nächste Unternehmung war auf Mons ge-
richtet; als daher der Churfürst von Bayern, welcher
sich daselbst aufhielt, solches erfuhr, so begab er sich
nach Namur. Marschall Boufleur ward nunmehr
von dem Könige von Frankreich abgeschickt, dem
Marschall Villars beyzustehen, mit dem Befehle,
eher ein Treffen zu wagen, als uns Mons einnehmen
zu lassen. Den 8ten stieß der Prinz Eugen mit sei-
ner Armee zu uns, da wir denn sehr abgemattet wur-
den, weil wir in beständigem Regenwetter und auf
schlechten Wegen Tag und Nacht marschiren mußten.
Den 9ten bemerkten wir, daß sich der Feind nach
Blarignies zog, die Wälder und Hecken bey Taniers
und Malplaquet zu besetzen, worauf wir in Schlacht-
ordnung vorwärts rückten. Allein, da die Englän-

der

ganzes Regiment Hannoveraner in die Luft geſprengt
haͤtte, wenn ſie nicht noch bey Zeiten waͤre entdeckt
worden, daher wir nur eine einzele Schildwache da-
bey verlohren. Den 30ſten beſchoſſen wir ſie ſo hef-
tig, daß ſie den 31ſten des Morgens zu capitulieren
verlangten; allein da wir ſie ſchlechterdings zu Kriegs-
gefangenen verlangten, ſie aber dazu noch keine Luſt
hatten, ſo giengen die Feindſeligkeiten wieder an, und
da wir ihnen auf das neue heftig zuſetzten, ſo mußten
ſie ſich endlich den 5ten September zu Kriegesgefan-
genen ergeben, und 3500 Mann ſtark, die Kranken
und Verwundeten ungerechnet, ausmarſchiren.

Vor Dornick kam ein Expreſſer von dem Fuͤrſten
Menzikoff an den Herzog von Marlborough an, der
ihm die Nachricht brachte, daß der Czar den 8ten
Julii bey Pultawa einen vollſtaͤndigen Sieg uͤber den
Koͤnig von Schweden erfochten habe.

Treffen bey
Malplaquet.

Unſere naͤchſte Unternehmung war auf Mons ge-
richtet; als daher der Churfuͤrſt von Bayern, welcher
ſich daſelbſt aufhielt, ſolches erfuhr, ſo begab er ſich
nach Namur. Marſchall Boufleur ward nunmehr
von dem Koͤnige von Frankreich abgeſchickt, dem
Marſchall Villars beyzuſtehen, mit dem Befehle,
eher ein Treffen zu wagen, als uns Mons einnehmen
zu laſſen. Den 8ten ſtieß der Prinz Eugen mit ſei-
ner Armee zu uns, da wir denn ſehr abgemattet wur-
den, weil wir in beſtaͤndigem Regenwetter und auf
ſchlechten Wegen Tag und Nacht marſchiren mußten.
Den 9ten bemerkten wir, daß ſich der Feind nach
Blarignies zog, die Waͤlder und Hecken bey Taniers
und Malplaquet zu beſetzen, worauf wir in Schlacht-
ordnung vorwaͤrts ruͤckten. Allein, da die Englaͤn-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="22"/>
ganzes Regiment Hannoveraner in die Luft ge&#x017F;prengt<lb/>
ha&#x0364;tte, wenn &#x017F;ie nicht noch bey Zeiten wa&#x0364;re entdeckt<lb/>
worden, daher wir nur eine einzele Schildwache da-<lb/>
bey verlohren. Den 30&#x017F;ten be&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ie &#x017F;o hef-<lb/>
tig, daß &#x017F;ie den 31&#x017F;ten des Morgens zu capitulieren<lb/>
verlangten; allein da wir &#x017F;ie &#x017F;chlechterdings zu Kriegs-<lb/>
gefangenen verlangten, &#x017F;ie aber dazu noch keine Lu&#x017F;t<lb/>
hatten, &#x017F;o giengen die Feind&#x017F;eligkeiten wieder an, und<lb/>
da wir ihnen auf das neue heftig zu&#x017F;etzten, &#x017F;o mußten<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich endlich den 5ten September zu Kriegesgefan-<lb/>
genen ergeben, und 3500 Mann &#x017F;tark, die Kranken<lb/>
und Verwundeten ungerechnet, ausmar&#x017F;chiren.</p><lb/>
        <p>Vor Dornick kam ein Expre&#x017F;&#x017F;er von dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
Menzikoff an den Herzog von Marlborough an, der<lb/>
ihm die Nachricht brachte, daß der Czar den 8ten<lb/>
Julii bey Pultawa einen voll&#x017F;ta&#x0364;ndigen Sieg u&#x0364;ber den<lb/>
Ko&#x0364;nig von Schweden erfochten habe.</p><lb/>
        <note place="left">Treffen bey<lb/>
Malplaquet.</note>
        <p>Un&#x017F;ere na&#x0364;ch&#x017F;te Unternehmung war auf Mons ge-<lb/>
richtet; als daher der Churfu&#x0364;r&#x017F;t von Bayern, welcher<lb/>
&#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t aufhielt, &#x017F;olches erfuhr, &#x017F;o begab er &#x017F;ich<lb/>
nach Namur. Mar&#x017F;chall Boufleur ward nunmehr<lb/>
von dem Ko&#x0364;nige von Frankreich abge&#x017F;chickt, dem<lb/>
Mar&#x017F;chall Villars beyzu&#x017F;tehen, mit dem Befehle,<lb/>
eher ein Treffen zu wagen, als uns Mons einnehmen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en. Den 8ten &#x017F;tieß der Prinz Eugen mit &#x017F;ei-<lb/>
ner Armee zu uns, da wir denn &#x017F;ehr abgemattet wur-<lb/>
den, weil wir in be&#x017F;ta&#x0364;ndigem Regenwetter und auf<lb/>
&#x017F;chlechten Wegen Tag und Nacht mar&#x017F;chiren mußten.<lb/>
Den 9ten bemerkten wir, daß &#x017F;ich der Feind nach<lb/>
Blarignies zog, die Wa&#x0364;lder und Hecken bey Taniers<lb/>
und Malplaquet zu be&#x017F;etzen, worauf wir in Schlacht-<lb/>
ordnung vorwa&#x0364;rts ru&#x0364;ckten. Allein, da die Engla&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0032] ganzes Regiment Hannoveraner in die Luft geſprengt haͤtte, wenn ſie nicht noch bey Zeiten waͤre entdeckt worden, daher wir nur eine einzele Schildwache da- bey verlohren. Den 30ſten beſchoſſen wir ſie ſo hef- tig, daß ſie den 31ſten des Morgens zu capitulieren verlangten; allein da wir ſie ſchlechterdings zu Kriegs- gefangenen verlangten, ſie aber dazu noch keine Luſt hatten, ſo giengen die Feindſeligkeiten wieder an, und da wir ihnen auf das neue heftig zuſetzten, ſo mußten ſie ſich endlich den 5ten September zu Kriegesgefan- genen ergeben, und 3500 Mann ſtark, die Kranken und Verwundeten ungerechnet, ausmarſchiren. Vor Dornick kam ein Expreſſer von dem Fuͤrſten Menzikoff an den Herzog von Marlborough an, der ihm die Nachricht brachte, daß der Czar den 8ten Julii bey Pultawa einen vollſtaͤndigen Sieg uͤber den Koͤnig von Schweden erfochten habe. Unſere naͤchſte Unternehmung war auf Mons ge- richtet; als daher der Churfuͤrſt von Bayern, welcher ſich daſelbſt aufhielt, ſolches erfuhr, ſo begab er ſich nach Namur. Marſchall Boufleur ward nunmehr von dem Koͤnige von Frankreich abgeſchickt, dem Marſchall Villars beyzuſtehen, mit dem Befehle, eher ein Treffen zu wagen, als uns Mons einnehmen zu laſſen. Den 8ten ſtieß der Prinz Eugen mit ſei- ner Armee zu uns, da wir denn ſehr abgemattet wur- den, weil wir in beſtaͤndigem Regenwetter und auf ſchlechten Wegen Tag und Nacht marſchiren mußten. Den 9ten bemerkten wir, daß ſich der Feind nach Blarignies zog, die Waͤlder und Hecken bey Taniers und Malplaquet zu beſetzen, worauf wir in Schlacht- ordnung vorwaͤrts ruͤckten. Allein, da die Englaͤn- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/32
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/32>, abgerufen am 03.12.2024.