Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Männer eben so ohne Weiber, wie die in den
alten Zeiten, geblieben seyn würden.

Da des Kaisers Manifeste nicht nur in Dagestan,Denkmal zu
Tarku.
Marsch nach
Derbent.

sondern auch in Derbent, Backu und Schamachie
waren bekannt gemacht worden, so liefen den 15ten
Briefe von Derbent mit den Versicherungen ein, daß
die Manifeste daselbst mit großen Freuden angenom-
men worden, und daß sie sich mit dem größten Ver-
gnügen unter des Kaisers Schutz begeben wollten, so-
bald er mit seiner Armee daselbst ankommen würde.
Auf diese Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je-
der, so zur Armee gehörte, einen Stein von mittler
Größe mitten in das Lager bringen sollte, wo ein
Kreuz errichtet und sie um selbiges herum zum ewigen
Andenken auf einen Haufen geleget und nach diesem
Gottesdienst gehalten wurde. Wir brachen den
16ten auf, und marschirten 25 Werste in einer
brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir
Wasser genug fanden, aber keine Fourage bekommen
konnten, sondern unsere Pferde in die Berge grasen
schicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge
derselben, und unter andern auch meine drey Pferde,
weggnahmen und fortführten. Als wir den folgen-
den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa-
terang die Gewogenheit, zwey Dragoner absitzen und
ihre Pferde an meinen Bagagewagen spannen zu las-
sen, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in
der heißen Gegend sehr abmattete. Als mich Ma-
dame Campenhausen, eine von der Kaiserinn Hofda-
men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen se-
hen, ließ sie des Abends nach der Ursache davon fra-
gen, und als ihr mein Unglück erzählet worden, hatte

sie
X 2

ihre Maͤnner eben ſo ohne Weiber, wie die in den
alten Zeiten, geblieben ſeyn wuͤrden.

Da des Kaiſers Manifeſte nicht nur in Dageſtan,Denkmal zu
Tarku.
Marſch nach
Derbent.

ſondern auch in Derbent, Backu und Schamachie
waren bekannt gemacht worden, ſo liefen den 15ten
Briefe von Derbent mit den Verſicherungen ein, daß
die Manifeſte daſelbſt mit großen Freuden angenom-
men worden, und daß ſie ſich mit dem groͤßten Ver-
gnuͤgen unter des Kaiſers Schutz begeben wollten, ſo-
bald er mit ſeiner Armee daſelbſt ankommen wuͤrde.
Auf dieſe Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je-
der, ſo zur Armee gehoͤrte, einen Stein von mittler
Groͤße mitten in das Lager bringen ſollte, wo ein
Kreuz errichtet und ſie um ſelbiges herum zum ewigen
Andenken auf einen Haufen geleget und nach dieſem
Gottesdienſt gehalten wurde. Wir brachen den
16ten auf, und marſchirten 25 Werſte in einer
brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir
Waſſer genug fanden, aber keine Fourage bekommen
konnten, ſondern unſere Pferde in die Berge graſen
ſchicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge
derſelben, und unter andern auch meine drey Pferde,
weggnahmen und fortfuͤhrten. Als wir den folgen-
den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa-
terang die Gewogenheit, zwey Dragoner abſitzen und
ihre Pferde an meinen Bagagewagen ſpannen zu laſ-
ſen, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in
der heißen Gegend ſehr abmattete. Als mich Ma-
dame Campenhauſen, eine von der Kaiſerinn Hofda-
men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen ſe-
hen, ließ ſie des Abends nach der Urſache davon fra-
gen, und als ihr mein Ungluͤck erzaͤhlet worden, hatte

ſie
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0333" n="323"/>
ihre Ma&#x0364;nner eben &#x017F;o ohne Weiber, wie die in den<lb/>
alten Zeiten, geblieben &#x017F;eyn wu&#x0364;rden.</p><lb/>
        <p>Da des Kai&#x017F;ers Manife&#x017F;te nicht nur in Dage&#x017F;tan,<note place="right">Denkmal zu<lb/>
Tarku.<lb/>
Mar&#x017F;ch nach<lb/>
Derbent.</note><lb/>
&#x017F;ondern auch in Derbent, Backu und Schamachie<lb/>
waren bekannt gemacht worden, &#x017F;o liefen den 15ten<lb/>
Briefe von Derbent mit den Ver&#x017F;icherungen ein, daß<lb/>
die Manife&#x017F;te da&#x017F;elb&#x017F;t mit großen Freuden angenom-<lb/>
men worden, und daß &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem gro&#x0364;ßten Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen unter des Kai&#x017F;ers Schutz begeben wollten, &#x017F;o-<lb/>
bald er mit &#x017F;einer Armee da&#x017F;elb&#x017F;t ankommen wu&#x0364;rde.<lb/>
Auf die&#x017F;e Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je-<lb/>
der, &#x017F;o zur Armee geho&#x0364;rte, einen Stein von mittler<lb/>
Gro&#x0364;ße mitten in das Lager bringen &#x017F;ollte, wo ein<lb/>
Kreuz errichtet und &#x017F;ie um &#x017F;elbiges herum zum ewigen<lb/>
Andenken auf einen Haufen geleget und nach die&#x017F;em<lb/>
Gottesdien&#x017F;t gehalten wurde. Wir brachen den<lb/>
16ten auf, und mar&#x017F;chirten 25 Wer&#x017F;te in einer<lb/>
brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er genug fanden, aber keine Fourage bekommen<lb/>
konnten, &#x017F;ondern un&#x017F;ere Pferde in die Berge gra&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge<lb/>
der&#x017F;elben, und unter andern auch meine drey Pferde,<lb/>
weggnahmen und fortfu&#x0364;hrten. Als wir den folgen-<lb/>
den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa-<lb/>
terang die Gewogenheit, zwey Dragoner ab&#x017F;itzen und<lb/>
ihre Pferde an meinen Bagagewagen &#x017F;pannen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in<lb/>
der heißen Gegend &#x017F;ehr abmattete. Als mich Ma-<lb/>
dame Campenhau&#x017F;en, eine von der Kai&#x017F;erinn Hofda-<lb/>
men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen &#x017F;e-<lb/>
hen, ließ &#x017F;ie des Abends nach der Ur&#x017F;ache davon fra-<lb/>
gen, und als ihr mein Unglu&#x0364;ck erza&#x0364;hlet worden, hatte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0333] ihre Maͤnner eben ſo ohne Weiber, wie die in den alten Zeiten, geblieben ſeyn wuͤrden. Da des Kaiſers Manifeſte nicht nur in Dageſtan, ſondern auch in Derbent, Backu und Schamachie waren bekannt gemacht worden, ſo liefen den 15ten Briefe von Derbent mit den Verſicherungen ein, daß die Manifeſte daſelbſt mit großen Freuden angenom- men worden, und daß ſie ſich mit dem groͤßten Ver- gnuͤgen unter des Kaiſers Schutz begeben wollten, ſo- bald er mit ſeiner Armee daſelbſt ankommen wuͤrde. Auf dieſe Nachricht wurde Befehl gegeben, daß je- der, ſo zur Armee gehoͤrte, einen Stein von mittler Groͤße mitten in das Lager bringen ſollte, wo ein Kreuz errichtet und ſie um ſelbiges herum zum ewigen Andenken auf einen Haufen geleget und nach dieſem Gottesdienſt gehalten wurde. Wir brachen den 16ten auf, und marſchirten 25 Werſte in einer brennenden Hitze bis an den Fluß Manas, wo wir Waſſer genug fanden, aber keine Fourage bekommen konnten, ſondern unſere Pferde in die Berge graſen ſchicken mußten, wo uns die Tartarn eine Menge derſelben, und unter andern auch meine drey Pferde, weggnahmen und fortfuͤhrten. Als wir den folgen- den Tag am 17ten aufbrachen, hatte der General Wa- terang die Gewogenheit, zwey Dragoner abſitzen und ihre Pferde an meinen Bagagewagen ſpannen zu laſ- ſen, ich aber mußte zu Fuße gehen, welches mich in der heißen Gegend ſehr abmattete. Als mich Ma- dame Campenhauſen, eine von der Kaiſerinn Hofda- men, zu Fuße vor meiner Compagnie hergehen ſe- hen, ließ ſie des Abends nach der Urſache davon fra- gen, und als ihr mein Ungluͤck erzaͤhlet worden, hatte ſie Denkmal zu Tarku. Marſch nach Derbent. X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/333
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/333>, abgerufen am 21.11.2024.