die Kosaken überhaupt unter Russischen Schutz, und werden noch durch die Namen der Ukrainer und Do- nischen Kosaken unterschieden; die erstern dienen mei- stens zu Fuße, die letztern aber alle zu Pferde. Es waren die Donischen Kosaken, welche dieses Mahl auf unserm Zuge gebraucht, und in die Gränzstädte in Besatzung geleget wurden, da sie denn Sold und Futter für die Pferde bekommen. Sie rauben nun- mehr nicht weiter, ausgenommen wenn sie in ein feind- liches Land geschickt werden; alsdann ist die ganze Beute, die sie machen, ihre, wie auch die Gefange- nen, die sie bekommen, die sie als ihre Sclaven ver- kaufen, oder behalten können.
Die Kosaken sind überhaupt groß, stark, gesetzt und besonders lebhaft; sie sind auch bis zur Ver- schwendung freygebig, indem sie den Reichthümern keinen großen Werth beylegen, aber große Liebhaber von ihrer Freyheit sind, die sie als eine unschätzbare Sache ansehen. Sie sind verwegen, unermüdet, tapfer, aber große Trunkenbolde und betrügerisch. Jhr Hauptgeschäfte ist Jagen und Fischen, doch le- gen sie sich auch auf den Ackerbau und die Waffen; ihre Sprache ist ein Dialect der Russischen und Pohl- nischen Sprache, aber feiner und angenehmer, als eine von beyden; sie bekennen sich zu der Griechischen Religion, wie sie in Rußland eingeführet ist.
Jm Jahre 1169, als Alexis (des jetzigen Kai-Stephan Ratzins Em- pörung. sers Vater) Kaiser war, wurde von einem Doni- schen Kosaken, Stephan Ratzin, eine gefährliche Rebellion erreget. Dieser bemerkte bey den Nogayi- schen Tartarn im Königreiche Astrakan, welche unter den schweren Bedrückungen der Russischen Gouver-
neurs
die Koſaken uͤberhaupt unter Ruſſiſchen Schutz, und werden noch durch die Namen der Ukrainer und Do- niſchen Koſaken unterſchieden; die erſtern dienen mei- ſtens zu Fuße, die letztern aber alle zu Pferde. Es waren die Doniſchen Koſaken, welche dieſes Mahl auf unſerm Zuge gebraucht, und in die Graͤnzſtaͤdte in Beſatzung geleget wurden, da ſie denn Sold und Futter fuͤr die Pferde bekommen. Sie rauben nun- mehr nicht weiter, ausgenommen wenn ſie in ein feind- liches Land geſchickt werden; alsdann iſt die ganze Beute, die ſie machen, ihre, wie auch die Gefange- nen, die ſie bekommen, die ſie als ihre Sclaven ver- kaufen, oder behalten koͤnnen.
Die Koſaken ſind uͤberhaupt groß, ſtark, geſetzt und beſonders lebhaft; ſie ſind auch bis zur Ver- ſchwendung freygebig, indem ſie den Reichthuͤmern keinen großen Werth beylegen, aber große Liebhaber von ihrer Freyheit ſind, die ſie als eine unſchaͤtzbare Sache anſehen. Sie ſind verwegen, unermuͤdet, tapfer, aber große Trunkenbolde und betruͤgeriſch. Jhr Hauptgeſchaͤfte iſt Jagen und Fiſchen, doch le- gen ſie ſich auch auf den Ackerbau und die Waffen; ihre Sprache iſt ein Dialect der Ruſſiſchen und Pohl- niſchen Sprache, aber feiner und angenehmer, als eine von beyden; ſie bekennen ſich zu der Griechiſchen Religion, wie ſie in Rußland eingefuͤhret iſt.
Jm Jahre 1169, als Alexis (des jetzigen Kai-Stephan Ratzins Em- poͤrung. ſers Vater) Kaiſer war, wurde von einem Doni- ſchen Koſaken, Stephan Ratzin, eine gefaͤhrliche Rebellion erreget. Dieſer bemerkte bey den Nogayi- ſchen Tartarn im Koͤnigreiche Aſtrakan, welche unter den ſchweren Bedruͤckungen der Ruſſiſchen Gouver-
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die Koſaken uͤberhaupt unter Ruſſiſchen Schutz, und
werden noch durch die Namen der Ukrainer und Do-
niſchen Koſaken unterſchieden; die erſtern dienen mei-
ſtens zu Fuße, die letztern aber alle zu Pferde. Es
waren die Doniſchen Koſaken, welche dieſes Mahl
auf unſerm Zuge gebraucht, und in die Graͤnzſtaͤdte
in Beſatzung geleget wurden, da ſie denn Sold und
Futter fuͤr die Pferde bekommen. Sie rauben nun-
mehr nicht weiter, ausgenommen wenn ſie in ein feind-
liches Land geſchickt werden; alsdann iſt die ganze
Beute, die ſie machen, ihre, wie auch die Gefange-
nen, die ſie bekommen, die ſie als ihre Sclaven ver-
kaufen, oder behalten koͤnnen.
Die Koſaken ſind uͤberhaupt groß, ſtark, geſetzt
und beſonders lebhaft; ſie ſind auch bis zur Ver-
ſchwendung freygebig, indem ſie den Reichthuͤmern
keinen großen Werth beylegen, aber große Liebhaber
von ihrer Freyheit ſind, die ſie als eine unſchaͤtzbare
Sache anſehen. Sie ſind verwegen, unermuͤdet,
tapfer, aber große Trunkenbolde und betruͤgeriſch.
Jhr Hauptgeſchaͤfte iſt Jagen und Fiſchen, doch le-
gen ſie ſich auch auf den Ackerbau und die Waffen;
ihre Sprache iſt ein Dialect der Ruſſiſchen und Pohl-
niſchen Sprache, aber feiner und angenehmer, als
eine von beyden; ſie bekennen ſich zu der Griechiſchen
Religion, wie ſie in Rußland eingefuͤhret iſt.
Jm Jahre 1169, als Alexis (des jetzigen Kai-
ſers Vater) Kaiſer war, wurde von einem Doni-
ſchen Koſaken, Stephan Ratzin, eine gefaͤhrliche
Rebellion erreget. Dieſer bemerkte bey den Nogayi-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/373>, abgerufen am 21.11.2024.
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