Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

genossen, die uns auch alles, was wir nöthig hatten,
um einen sehr wohlfeilen Preis verschafften.

Am 18ten kamen wir in den Meerbusen Sinsili,Meerbusen
Sinsili.
Stadt
Rescht.

170 Werste von Astrabat; wir fuhren durch densel-
ben und hatten 16 Werste lang bis nach Rescht, der
Hauptstadt in der Provinz Gilan, die an der Mün-
dung des Flusses Kisilosein stehet, 4 Faden Wasser.
Der Meerbusen erstreckt sich 18 Werste von Osten
gegen Westen; die Stadt ist ins Gevierte gebauet,
und eben so wie Astrabat mit starken Mauern und
Thürmen befestiget.

Der jetzige Gouverneur hieß Lewasof und hatte
eine Besatzung von 5000 Mann. Sie waren eben
mit Erbauung einer Festung von fünf Bastionen be-
schäftiget, die sowohl die Stadt als den Hafen be-
schießen sollte. Weil aber ihr vornehmster Jnge-
nieur, der Capitain Sager, nach einer schweren
Krankheit, blind geworden war, und sie zu Ersetzung
seiner Stelle einen andern nöthig hatten, so ersuchte
mich der General, daß ich ihm den Lieutenant Hart-
mann, einen von meinen Gehülfen, als Jngenieur
überlassen möchte, welches ich auch that, zumal da
mich der Lieutenant selbst darum ersuchte, weil ich ihn
jetzt nicht mehr so nöthig brauchte. Die Besatzung
hatte auch viele von ihren Leuten durch eine in heißen
Gegenden sehr gewöhnliche Krankheit verlohren.
Die Lebensmittel waren gegenwärtig selten und theuer,
weil die Rebellen das ganze Land bis Baku geplün-
dert und verwüstet hatten, und was sie zum Unterhal-
te der Einwohner und der Garnison hatten, das beka-
men sie von Astrakan. Sie schickten die rohe Seide,
an der die Einwohner einen großen Ueberfluß hatten,

weil
A a 4

genoſſen, die uns auch alles, was wir noͤthig hatten,
um einen ſehr wohlfeilen Preis verſchafften.

Am 18ten kamen wir in den Meerbuſen Sinſili,Meerbuſen
Sinſili.
Stadt
Reſcht.

170 Werſte von Aſtrabat; wir fuhren durch denſel-
ben und hatten 16 Werſte lang bis nach Reſcht, der
Hauptſtadt in der Provinz Gilan, die an der Muͤn-
dung des Fluſſes Kiſiloſein ſtehet, 4 Faden Waſſer.
Der Meerbuſen erſtreckt ſich 18 Werſte von Oſten
gegen Weſten; die Stadt iſt ins Gevierte gebauet,
und eben ſo wie Aſtrabat mit ſtarken Mauern und
Thuͤrmen befeſtiget.

Der jetzige Gouverneur hieß Lewaſof und hatte
eine Beſatzung von 5000 Mann. Sie waren eben
mit Erbauung einer Feſtung von fuͤnf Baſtionen be-
ſchaͤftiget, die ſowohl die Stadt als den Hafen be-
ſchießen ſollte. Weil aber ihr vornehmſter Jnge-
nieur, der Capitain Sager, nach einer ſchweren
Krankheit, blind geworden war, und ſie zu Erſetzung
ſeiner Stelle einen andern noͤthig hatten, ſo erſuchte
mich der General, daß ich ihm den Lieutenant Hart-
mann, einen von meinen Gehuͤlfen, als Jngenieur
uͤberlaſſen moͤchte, welches ich auch that, zumal da
mich der Lieutenant ſelbſt darum erſuchte, weil ich ihn
jetzt nicht mehr ſo noͤthig brauchte. Die Beſatzung
hatte auch viele von ihren Leuten durch eine in heißen
Gegenden ſehr gewoͤhnliche Krankheit verlohren.
Die Lebensmittel waren gegenwaͤrtig ſelten und theuer,
weil die Rebellen das ganze Land bis Baku gepluͤn-
dert und verwuͤſtet hatten, und was ſie zum Unterhal-
te der Einwohner und der Garniſon hatten, das beka-
men ſie von Aſtrakan. Sie ſchickten die rohe Seide,
an der die Einwohner einen großen Ueberfluß hatten,

weil
A a 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0385" n="375"/>
geno&#x017F;&#x017F;en, die uns auch alles, was wir no&#x0364;thig hatten,<lb/>
um einen &#x017F;ehr wohlfeilen Preis ver&#x017F;chafften.</p><lb/>
        <p>Am 18ten kamen wir in den Meerbu&#x017F;en Sin&#x017F;ili,<note place="right">Meerbu&#x017F;en<lb/>
Sin&#x017F;ili.<lb/>
Stadt<lb/>
Re&#x017F;cht.</note><lb/>
170 Wer&#x017F;te von A&#x017F;trabat; wir fuhren durch den&#x017F;el-<lb/>
ben und hatten 16 Wer&#x017F;te lang bis nach Re&#x017F;cht, der<lb/>
Haupt&#x017F;tadt in der Provinz Gilan, die an der Mu&#x0364;n-<lb/>
dung des Flu&#x017F;&#x017F;es Ki&#x017F;ilo&#x017F;ein &#x017F;tehet, 4 Faden Wa&#x017F;&#x017F;er.<lb/>
Der Meerbu&#x017F;en er&#x017F;treckt &#x017F;ich 18 Wer&#x017F;te von O&#x017F;ten<lb/>
gegen We&#x017F;ten; die Stadt i&#x017F;t ins Gevierte gebauet,<lb/>
und eben &#x017F;o wie A&#x017F;trabat mit &#x017F;tarken Mauern und<lb/>
Thu&#x0364;rmen befe&#x017F;tiget.</p><lb/>
        <p>Der jetzige Gouverneur hieß Lewa&#x017F;of und hatte<lb/>
eine Be&#x017F;atzung von 5000 Mann. Sie waren eben<lb/>
mit Erbauung einer Fe&#x017F;tung von fu&#x0364;nf Ba&#x017F;tionen be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftiget, die &#x017F;owohl die Stadt als den Hafen be-<lb/>
&#x017F;chießen &#x017F;ollte. Weil aber ihr vornehm&#x017F;ter Jnge-<lb/>
nieur, der Capitain Sager, nach einer &#x017F;chweren<lb/>
Krankheit, blind geworden war, und &#x017F;ie zu Er&#x017F;etzung<lb/>
&#x017F;einer Stelle einen andern no&#x0364;thig hatten, &#x017F;o er&#x017F;uchte<lb/>
mich der General, daß ich ihm den Lieutenant Hart-<lb/>
mann, einen von meinen Gehu&#x0364;lfen, als Jngenieur<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte, welches ich auch that, zumal da<lb/>
mich der Lieutenant &#x017F;elb&#x017F;t darum er&#x017F;uchte, weil ich ihn<lb/>
jetzt nicht mehr &#x017F;o no&#x0364;thig brauchte. Die Be&#x017F;atzung<lb/>
hatte auch viele von ihren Leuten durch eine in heißen<lb/>
Gegenden &#x017F;ehr gewo&#x0364;hnliche Krankheit verlohren.<lb/>
Die Lebensmittel waren gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;elten und theuer,<lb/>
weil die Rebellen das ganze Land bis Baku geplu&#x0364;n-<lb/>
dert und verwu&#x0364;&#x017F;tet hatten, und was &#x017F;ie zum Unterhal-<lb/>
te der Einwohner und der Garni&#x017F;on hatten, das beka-<lb/>
men &#x017F;ie von A&#x017F;trakan. Sie &#x017F;chickten die rohe Seide,<lb/>
an der die Einwohner einen großen Ueberfluß hatten,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw><fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0385] genoſſen, die uns auch alles, was wir noͤthig hatten, um einen ſehr wohlfeilen Preis verſchafften. Am 18ten kamen wir in den Meerbuſen Sinſili, 170 Werſte von Aſtrabat; wir fuhren durch denſel- ben und hatten 16 Werſte lang bis nach Reſcht, der Hauptſtadt in der Provinz Gilan, die an der Muͤn- dung des Fluſſes Kiſiloſein ſtehet, 4 Faden Waſſer. Der Meerbuſen erſtreckt ſich 18 Werſte von Oſten gegen Weſten; die Stadt iſt ins Gevierte gebauet, und eben ſo wie Aſtrabat mit ſtarken Mauern und Thuͤrmen befeſtiget. Meerbuſen Sinſili. Stadt Reſcht. Der jetzige Gouverneur hieß Lewaſof und hatte eine Beſatzung von 5000 Mann. Sie waren eben mit Erbauung einer Feſtung von fuͤnf Baſtionen be- ſchaͤftiget, die ſowohl die Stadt als den Hafen be- ſchießen ſollte. Weil aber ihr vornehmſter Jnge- nieur, der Capitain Sager, nach einer ſchweren Krankheit, blind geworden war, und ſie zu Erſetzung ſeiner Stelle einen andern noͤthig hatten, ſo erſuchte mich der General, daß ich ihm den Lieutenant Hart- mann, einen von meinen Gehuͤlfen, als Jngenieur uͤberlaſſen moͤchte, welches ich auch that, zumal da mich der Lieutenant ſelbſt darum erſuchte, weil ich ihn jetzt nicht mehr ſo noͤthig brauchte. Die Beſatzung hatte auch viele von ihren Leuten durch eine in heißen Gegenden ſehr gewoͤhnliche Krankheit verlohren. Die Lebensmittel waren gegenwaͤrtig ſelten und theuer, weil die Rebellen das ganze Land bis Baku gepluͤn- dert und verwuͤſtet hatten, und was ſie zum Unterhal- te der Einwohner und der Garniſon hatten, das beka- men ſie von Aſtrakan. Sie ſchickten die rohe Seide, an der die Einwohner einen großen Ueberfluß hatten, weil A a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/385
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/385>, abgerufen am 21.11.2024.