Jnseln und Flüssen vorbey, und kamen den 26sten des Nachts bey Derbent vor Anker. Weil aber ein kalter Wind aus Osten kam, und bey dieser Stadt kein sichrer Ort zu landen ist, so konnte ich nicht aus- steigen. Von Baku nach Derbent sind es zu Lande 90 Englische Meilen. Wir fuhren den andern Mor- gen längs am Ufer hin, und kamen den 2ten Sep- tember in den Fluß Sulack. Jch fuhr noch eben diesen Abend in dem zwölfruderigen Schiffe 15 Wer- ste den Fluß hinauf bis zu der Festung Swetago- Krest, oder heiliges Kreuz, wo ich fand, daß man mit der Befestigung schon weit gekommen war, und auf beyden Seiten des Flusses in ordentlichen Stras- sen, dem Plane gemäß, so viel hölzerne Häuser erbauet hatte, daß die ganze Armee jetzt darein einquartieret war. Die hölzerne Brücke über den Fluß war auch fertig, die an jedem Ende eine Zugbrücke hatte, so daß man also leicht von der einen Seite des Flusses auf die andere kommen konnte. Die Truppen waren gesund und munter, und unterhielten eine wöchentliche Correspondenz mit den Besatzungen in Derbent und Terki in Circaßien, von denen keine, seitdem wir sie verlassen hatten, einen Anfall von den Dagestanischen Tartarn gehabt hatte. Sehr viele waren beschäfti- get, Ziegeln zu machen, die Werke damit zu decken und Häuser zu bauen. Diese Festung verspricht vie- len Nutzen wider die Einfälle der Dagestaner in das Russische Gebiet, wo sie immer viel Unheil anrichte- ten, und viele Einwohner in die Sclaverey schlepp- ten. Da der Fortgang der Werke damals noch ei- nen Jngenieur erforderte, so ließ ich meinen zweyten Beystand, den Lieutenant Brackley, hier; und nach-
dem
Jnſeln und Fluͤſſen vorbey, und kamen den 26ſten des Nachts bey Derbent vor Anker. Weil aber ein kalter Wind aus Oſten kam, und bey dieſer Stadt kein ſichrer Ort zu landen iſt, ſo konnte ich nicht aus- ſteigen. Von Baku nach Derbent ſind es zu Lande 90 Engliſche Meilen. Wir fuhren den andern Mor- gen laͤngs am Ufer hin, und kamen den 2ten Sep- tember in den Fluß Sulack. Jch fuhr noch eben dieſen Abend in dem zwoͤlfruderigen Schiffe 15 Wer- ſte den Fluß hinauf bis zu der Feſtung Swetago- Kreſt, oder heiliges Kreuz, wo ich fand, daß man mit der Befeſtigung ſchon weit gekommen war, und auf beyden Seiten des Fluſſes in ordentlichen Straſ- ſen, dem Plane gemaͤß, ſo viel hoͤlzerne Haͤuſer erbauet hatte, daß die ganze Armee jetzt darein einquartieret war. Die hoͤlzerne Bruͤcke uͤber den Fluß war auch fertig, die an jedem Ende eine Zugbruͤcke hatte, ſo daß man alſo leicht von der einen Seite des Fluſſes auf die andere kommen konnte. Die Truppen waren geſund und munter, und unterhielten eine woͤchentliche Correſpondenz mit den Beſatzungen in Derbent und Terki in Circaßien, von denen keine, ſeitdem wir ſie verlaſſen hatten, einen Anfall von den Dageſtaniſchen Tartarn gehabt hatte. Sehr viele waren beſchaͤfti- get, Ziegeln zu machen, die Werke damit zu decken und Haͤuſer zu bauen. Dieſe Feſtung verſpricht vie- len Nutzen wider die Einfaͤlle der Dageſtaner in das Ruſſiſche Gebiet, wo ſie immer viel Unheil anrichte- ten, und viele Einwohner in die Sclaverey ſchlepp- ten. Da der Fortgang der Werke damals noch ei- nen Jngenieur erforderte, ſo ließ ich meinen zweyten Beyſtand, den Lieutenant Brackley, hier; und nach-
dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0389"n="379"/>
Jnſeln und Fluͤſſen vorbey, und kamen den 26ſten<lb/>
des Nachts bey Derbent vor Anker. Weil aber ein<lb/>
kalter Wind aus Oſten kam, und bey dieſer Stadt<lb/>
kein ſichrer Ort zu landen iſt, ſo konnte ich nicht aus-<lb/>ſteigen. Von Baku nach Derbent ſind es zu Lande<lb/>
90 Engliſche Meilen. Wir fuhren den andern Mor-<lb/>
gen laͤngs am Ufer hin, und kamen den 2ten Sep-<lb/>
tember in den Fluß Sulack. Jch fuhr noch eben<lb/>
dieſen Abend in dem zwoͤlfruderigen Schiffe 15 Wer-<lb/>ſte den Fluß hinauf bis zu der Feſtung Swetago-<lb/>
Kreſt, oder heiliges Kreuz, wo ich fand, daß man<lb/>
mit der Befeſtigung ſchon weit gekommen war, und<lb/>
auf beyden Seiten des Fluſſes in ordentlichen Straſ-<lb/>ſen, dem Plane gemaͤß, ſo viel hoͤlzerne Haͤuſer erbauet<lb/>
hatte, daß die ganze Armee jetzt darein einquartieret<lb/>
war. Die hoͤlzerne Bruͤcke uͤber den Fluß war auch<lb/>
fertig, die an jedem Ende eine Zugbruͤcke hatte, ſo<lb/>
daß man alſo leicht von der einen Seite des Fluſſes<lb/>
auf die andere kommen konnte. Die Truppen waren<lb/>
geſund und munter, und unterhielten eine woͤchentliche<lb/>
Correſpondenz mit den Beſatzungen in Derbent und<lb/>
Terki in Circaßien, von denen keine, ſeitdem wir ſie<lb/>
verlaſſen hatten, einen Anfall von den Dageſtaniſchen<lb/>
Tartarn gehabt hatte. Sehr viele waren beſchaͤfti-<lb/>
get, Ziegeln zu machen, die Werke damit zu decken<lb/>
und Haͤuſer zu bauen. Dieſe Feſtung verſpricht vie-<lb/>
len Nutzen wider die Einfaͤlle der Dageſtaner in das<lb/>
Ruſſiſche Gebiet, wo ſie immer viel Unheil anrichte-<lb/>
ten, und viele Einwohner in die Sclaverey ſchlepp-<lb/>
ten. Da der Fortgang der Werke damals noch ei-<lb/>
nen Jngenieur erforderte, ſo ließ ich meinen zweyten<lb/>
Beyſtand, den Lieutenant Brackley, hier; und nach-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[379/0389]
Jnſeln und Fluͤſſen vorbey, und kamen den 26ſten
des Nachts bey Derbent vor Anker. Weil aber ein
kalter Wind aus Oſten kam, und bey dieſer Stadt
kein ſichrer Ort zu landen iſt, ſo konnte ich nicht aus-
ſteigen. Von Baku nach Derbent ſind es zu Lande
90 Engliſche Meilen. Wir fuhren den andern Mor-
gen laͤngs am Ufer hin, und kamen den 2ten Sep-
tember in den Fluß Sulack. Jch fuhr noch eben
dieſen Abend in dem zwoͤlfruderigen Schiffe 15 Wer-
ſte den Fluß hinauf bis zu der Feſtung Swetago-
Kreſt, oder heiliges Kreuz, wo ich fand, daß man
mit der Befeſtigung ſchon weit gekommen war, und
auf beyden Seiten des Fluſſes in ordentlichen Straſ-
ſen, dem Plane gemaͤß, ſo viel hoͤlzerne Haͤuſer erbauet
hatte, daß die ganze Armee jetzt darein einquartieret
war. Die hoͤlzerne Bruͤcke uͤber den Fluß war auch
fertig, die an jedem Ende eine Zugbruͤcke hatte, ſo
daß man alſo leicht von der einen Seite des Fluſſes
auf die andere kommen konnte. Die Truppen waren
geſund und munter, und unterhielten eine woͤchentliche
Correſpondenz mit den Beſatzungen in Derbent und
Terki in Circaßien, von denen keine, ſeitdem wir ſie
verlaſſen hatten, einen Anfall von den Dageſtaniſchen
Tartarn gehabt hatte. Sehr viele waren beſchaͤfti-
get, Ziegeln zu machen, die Werke damit zu decken
und Haͤuſer zu bauen. Dieſe Feſtung verſpricht vie-
len Nutzen wider die Einfaͤlle der Dageſtaner in das
Ruſſiſche Gebiet, wo ſie immer viel Unheil anrichte-
ten, und viele Einwohner in die Sclaverey ſchlepp-
ten. Da der Fortgang der Werke damals noch ei-
nen Jngenieur erforderte, ſo ließ ich meinen zweyten
Beyſtand, den Lieutenant Brackley, hier; und nach-
dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/389>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.